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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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mir, noch einmal darauf hinzuweisen, dass ich lediglich ein Kundschafter bin, ausgesandt, um ein für uns unerklärliches Phänomen im größten Gasplaneten unseres Systems zu erforschen. Ich bin kein Diplomat und habe keine Autorität, für die Irdische Sphäre zu sprechen.«
    Noldan Pok machte eine nicht genau zu definierende Geste.
    »Das ist uns bekannt und wir wollen uns in diesem Rahmen bewegen. Dennoch müssen wir miteinander sprechen, denn nach Ihrer Rückkehr werden Sie die Ankunft unseres Botschafters begleiten und ganz sicher als Experte gelten, dessen Rat gefragt sein wird.«
    Slap sah das etwas anders. Man würde ihn vielmehr unter dem höflichen Deckmantel eines Debriefings zahlreichen Verhören unterziehen, und sein Status würde irgendwo knapp über dem eines Kriegsgefangenen anzusiedeln sein. Zumindest hielt er diese Perspektive für mindestens genauso realistisch wie Sobhex’ Idee.
    »Wir begrüßen den Kontakt mit der Irdischen Sphäre«, sagte nun Sobhex 4 mit einer elektronisch verstärkten Fistelstimme. »Wir bedauern die schwierige Lage, in der Sie sich befinden. Die Tentakel sind ein Fluch der bekannten Galaxis und, so befürchten wir, eines guten Teils der uns unbekannten Galaxis darüber hinaus. Unser Abwehrkampf gegen dieses Volk währt schon über 3000 Jahre, und wir haben keine größeren Erfolge zu verzeichnen als die Menschen von der Erde. Tatsächlich zeichnet sich Ihr Volk dadurch aus, ohne fremde Hilfe eine erste Invasion zurückgeschlagen zu haben. Dafür verdienen Sie außerordentlichen Respekt.«
    »Danke«, sagte Slap. »Ich bin mir aber nicht sicher, ob wir diesen Respekt wirklich verdient haben. Dieser Erfolg kostete uns zwanzig besiedelte Sternensysteme mit einem Großteil der Bevölkerung. Wir konnten letztlich nur unser Kernsystem verteidigen, und das nur um Haaresbreite.«
    »Aber jetzt seid ihr vorbereitet.«
    »Wir haben über 100 Jahre Zeit gehabt«, meinte Slap. »Wir waren nicht so dumm anzunehmen, dass die Tentakel die Zeit nicht auch nutzen würden. Wir sind vorbereitet, das ja. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es ausreicht.«
    Sobhex 4 flatterte ein wenig mit seinen Gliedmaßen, was sicher etwas bedeutete.
    »Leider muss ich Ihnen recht geben, Kundschafter«, meinte das Wesen dann. »Unserer Erfahrung nach reicht es nicht aus. Es reicht nie aus. Selbst, wenn man die Invasion ein zweites Mal abwehrt, beim dritten Mal ist es im Regelfalle vorbei.« Er machte eine Pause. »Die Tentakel geben nie auf. Sie nutzen alle ihre Ressourcen. Sie sind unempfindlich gegenüber den größten Verlusten. Sie sind niemals zu echten Verhandlungen bereit. Sie werden erst zufrieden sein, wenn Ihr System gefallen ist, und sie werden es als Sprungbrett für ihre weitere Ausbreitung nutzen. Sie sind wie eine nicht zu stoppende, räuberische Seuche, gegen die es kein Gegenmittel gibt.«
    Das klang nicht sehr zuversichtlich, wie Slap fand.
    »Kein Gegenmittel. Das wurde mir so bereits auf dem Herflug gesagt«, erwiderte er dann. » Wozu also dient dann diese Allianz?«
    »Der gemeinsamen Suche nach einer Lösung. Wir sind der Ansicht, dass wir hier auf dem guten Weg sind. Es wird aber noch eine Weile dauern, ehe wir so weit sind. Bis dahin nehmen wir mit den Angegriffenen Kontakt auf und bieten ihnen unsere Hilfe an, auch in Bezug auf Waffentechnologie und Taktiken. Aber ich gebe zu: All dies zögert den sicheren Untergang maximal hinaus, es verhindert ihn nicht. Unser wahres Angebot ist ein anderes.«
    »Welches?«
    Sobhex 4 schwieg.
    Mirinda antwortete für ihn.
    »Das werden wir Ihrer Regierung mitteilen, wenn es so weit ist. Bevor wir das können, müssen wir in brutaler Ehrlichkeit sagen, was möglich ist und was nicht. Erst dann wissen Sie unser Angebot wirklich zu schätzen.«
    Sie musste Slaps Gesichtsausdruck richtig gedeutet haben, denn sie seufzte auf sehr menschliche Art. »Ich verstehe Ihre Vorbehalte. Deswegen sind wir ja so vorsichtig. Bitte haben Sie noch etwas Geduld. Wir wollen nichts Böses. Sie stehen bereits vor dem sicheren Untergang, was noch können wir von den Menschen wollen?«
    Slap fand die Logik ihrer Worte bestechend, aber auf der anderen Seite war er auch kein Diplomat, und die Verhandlungen, die er bisher geführt hatte, waren meist mit Schlagringen durchgeführt worden. Er wollte nichts sagen, was die Irdische Sphäre in Misskredit brachte.
    Also nickte er nur, eine Geste, die offenbar von allen Anwesenden richtig interpretiert wurde.
    »Wir haben nur sehr

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