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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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der sich unter einer dünnen Schicht Haut die sanfte Rundung eines NeuroLAN-Moduls abzeichnete.
    »Das ist korrekt, Sergent.«
    »Ihrer Antwort entnehme ich, dass Sie mir diese Informationen nicht mitteilen wollen.«
    »Das ist korrekt, Sergent.«
    Er musste Robys Gesichtsausdruck richtig gedeutet haben, denn er fügte noch hinzu: »Ich darf nicht, Sergent. Schießen Sie einfach auf alles, auf das ich zeige, und stellen Sie keine weiteren Fragen.«
    Roby mochte diese Art von Befehlen nicht besonders, aber es blieb ihm vorerst nichts anderes übrig, als genau das zu tun – in der steten Hoffnung, dass sich gar nicht erst die Notwendigkeit ergeben würde, auf jemanden zu feuern. Er wusste auch, wann er diesen Befehl verweigern würde. Bellas Anwesenheit hatte ihm diese Perspektive schmerzhaft deutlich gemacht.
    Damit begann ein typischer Arbeitsabschnitt in der Tätigkeit eines Soldaten: das Warten.
    Es zog sich nicht allzu lange hin. Als der Offizier aufschreckte und sich unwillkürlich mit der Fingerspitze an die Schläfe fasste, wusste Roby, dass er alarmiert worden war.
    »Auf, Männer!«, befahl Roby laut. Die Soldaten seiner Einheit, von denen viele sich hingehockt hatten, kamen sofort auf die Füße, die Blicke hellwach und forschend.
    Augenblicke später ertönte ein Sirenensignal.
    Dann hörte Roby Schüsse.
    Er orientierte sich und stellte fest, dass diese von innen kamen, aus der verschlossenen Brutkammer.
    Er lud seine Waffe durch.
    »Positionen einnehmen. Nach außen und innen sichern.«
    Sie hatten sich schwere Konferenztische aus einem nahen Meetingraum als provisorische Deckungen hergeschleppt. Es sah aus, als stünde da eine kleine Festung. Die Soldaten kauerten sich dahinter, die Waffen bereit, doch es tat sich erst einmal gar nichts.
    Die Schüsse verebbten. Der Lieutenant packte sich wieder an die Schläfe. Er wurde ein klein wenig weiß um die Nase, was Roby als schlechtes Zeichen deutete.
    »Sie …«, sagte der Mann, doch dann öffnete sich mit einem lauten Quietschen der Gummimanschetten das große Portal zur Brutkammer.
    »Gruppe zwei weiter Außensicherung !«, bellte Roby, als er sah, dass wirklich alle in Richtung der geöffneten Tür starrten.
    Er starrte auch, die Waffe erhoben, zusammengekauert hinter einem massiven Tisch.
    Ein Fuß kam zum Vorschein, ein schlankes, weibliches Bein. Die Türen gingen noch etwas weiter auf, noch mehr Beine, dann die Läufe von Waffen, Sturmgewehre, Standardausrüstung, die gleichen, die auch Robys Männer führten.
    Doch darauf achtete irgendwie niemand.
    Aus der Brutkammer spazierten nackte Frauen.
    Einer seiner Männer pfiff.
    Sie sahen alle gleich aus, muskulös, durchtrainiert, schlank, nicht allzu groß, mit kurz geschorenen Haaren und einem Gesicht, das einem schon alleine deswegen im Gedächtnis blieb, weil es … so viele davon gab. Viele hatten die Hände frei, einige trugen Waffen, die sie offenbar erbeutet hatten, einige waren verletzt, bluteten, hinkten, hielten sich im Hintergrund.
    Sie hatten den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Roby starrte die Nackten an und erkannte sie wieder, sie alle. Es waren genaue, lebendige Abbilder der stilisierten Darstellungen der Heiligen Rahel, wie er sie vor nicht allzu langer Zeit gesehen hatte.
    Der Lieutenant rieb sich die Schläfe und rief dann laut: »Feuer! Feuert auf sie!«
    Niemand regte sich. Die nackte Flut überkletterte die Barrikaden. Einer von Robys Männern hob seine Waffe, doch sie wurde ihm blitzschnell aus der Hand gedreht.
    Ein anderer drückte ab, traf eine der Frauen mitten in die Brust. Der Körper der Getroffenen zuckte zusammen, fiel stumm zu Boden, der Blick gebrochen. Dann ein Knacken, als eine erfahrene Hand das Genick des Schützen brach, mit einer einzigen, fließenden Bewegung. Die herunterfallende Waffe fand noch den Weg in die Hand der Klonfrau, ehe sie auf den Boden treffen konnte.
    Roby hob die Hand. »Niemand schießt!«, befahl er heiser. Er wusste nicht genau, warum er das tat. Drei, vier Augenpaare von Klonfrauen richteten sich auf ihn. Er senkte seine Waffe. »Ich schieße nicht!«, sagte er laut.
    »Feuert!«, kreischte der Lieutenant, hob seine Pistole. Ein trockenes Krachen ertönte, als ein Gewehr losging, den Mann zurückriss und sauber getroffen zu Boden fallen ließ. Die Klonsoldatin, die gefeuert hatte, ließ den Lauf sichernd über die anderen Soldaten wandern.
    »Sie agieren nur in Selbstverteidigung!«, rief Roby. »Wenn wir nichts tun, tun sie auch

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