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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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dass er sich regte. Vielleicht wollte er seinen Arm heben, um ein weiteres Pinchen zu bestellen. Vielleicht wollte er sich im Nacken kratzen. Vielleicht hatte er mich auch gesehen und wollte seine Knarre ziehen. Mir blieben einige Zehntelsekunden, um nachzudenken, was ich tun wollte. Dann setzte mein Herzschlag aus, ich machte einen Satz nach vorn und sprang ihm auf den Rücken.
    Ein Raunen ging durch den Saal. Ich warf meine Arme nach vorn und umklammerte seinen Hals. Meine Beine waren in der Luft. Gregor verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten, rücklings auf mich darauf. Er stieß einen Ellenbogen in meine Flanke und ich stöhnte auf. Dann fischte meine Hand im Trüben nach seiner Knarre.
    »Nich fummeln«, nölte Gregor.
    Ich bekam keinen Ton heraus. Ich bekam ja nicht einmal Luft. Gregor rollte von mir herunter und klatschte kopfüber auf den Boden. Ich kletterte auf seinen Rücken und drückte meine Knie tief in seine Ischiasgegend. Bei der Sachs hatte das auch ganz gut geklappt. Gregor ächzte. Ich bekam die Knarre zu fassen und zog an dem Griff. Jäh holte er Schwung und seine Faust flog zielstrebig über seinen Rücken direkt in mein Gesicht. Meine Wange wurde heiß und das Bild vom Restaurant verzerrte sich für einen Moment. Ein beißender Schmerz breitete sich über meinen Wangenknochen bis zu meiner Schläfe aus und es war, als hätte ich die Bekanntschaft mit einer glühender Bratpfanne geschlossen. Gregor warf mich hinunter, ich fiel zur Seite. Er sprang auf seine Füße, torkelte und richtete sich blitzartig zu seiner vollen Größe auf. Mein Gehirn schickte Signale zu meinen Händen, die wiederum kommunizierten, dass sie leer waren. Ich hatte seine Knarre nicht.
    Ein weiteres Raunen ging durch den Saal und Stuhlbeine kratzten über den Holzboden. Ich nahm eine junge Frau wahr, wie sie quiekend ihren Kopf unter die Tischplatte drückte. Ich sah Gregor an. Sein Gesicht war marmoriert und in blaugraue Äderchen gerahmt, er fletschte seine Zähne. Er sah mich an, als erkenne er mich gar nicht. Wie ein tollwütiger Hund. Plötzlich registrierte ich den Lauf seiner Pistole, die irgendwo auf meinen Bauch zielte. Seine Hand zitterte nicht, seine Waffe lag fest und sicher in seiner Faust. Ich wusste nicht, ob ich schielte. Mir kam es vor, als ruhte eins meiner Augen auf seiner Waffe, während das andere den Kontakt mit den seinigen suchte. Er blinzelte einige Male.
    Dann erschien es mir beinahe, als würde ich mich selbst dabei beobachten können, als ich mich wieder aufrichtete. Ich faltete meine Arme auseinander und sah in seine Augen. Dann sagte ich irgendetwas und Gregors Hände begannen zu zittern. Mein Herz wummerte über dem Raum, ich hörte das Klopfen überall. Mir war schwindelig vor Angst und ich sah Regenbogenfarben. Dann ging ich auf ihn zu, drückte seine Pistole hinunter und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
    Es knallte, als die Pistole zu Boden fiel. Gregor umarmte mich und ich spürte, wie er zitterte und schließlich in die Knie ging.
     
    20 Minuten später schleppten Anastasios und ich einen weggeschlafenen Panko die Treppen zu meiner Wohnung hinauf. Hin und wieder reagierte Gregor mit einem Knurren oder mit einem Zucken in seinem Fuß. Doch die meiste Zeit hing er schlaff wie ein Toter zwischen unseren Schultern. Der süßliche Geruch seines Schweißes stieg mir in die Nase und vermischte sich mit meinem eigenen. Ich keuchte und fluchte in den Momenten, als mein Gips über die Treppen stolperte. Und auch Anastasios, der kaum kleiner war als ich, hatte im wahrsten Sinne des Wortes sein Kreuz zu tragen. Wir traten ins Wohnzimmer und ließen Gregor in mein Sofa fallen. Er murrte und zog seine Augenbrauen zusammen.
    Ich bedankte mich bei Anastasios. »Und entschuldige bitte den Vorfall.«
    »Viel Spaß mit dem. Und das solltest du kühlen«, verabschiedete sich Anastasios und zeigte auf meine Blessur.
    Ich hielt mir intuitiv die Wange, schloss die Tür hinter ihm und betrachtete mich im Spiegel. Unter dem rechten Auge war der Wangenknochen geschwollen und schillerte in freundlichem Rot, Rosa und Violett. In Kombination zu dem gelben Nasenrücken und der immer noch nicht abschwellen wollenden linken Wange hätte ich ein Preisboxer sein können. Ich lief in die Küche, warf ein paar Eiswürfel auf ein Geschirrhandtuch und legte mir die Eispackung aufs Auge.
    Damit ging ich zurück ins Wohnzimmer, zog Gregors Pistole aus meiner Hose und schob sie unter das Sofa. Gregor lag rücklings

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