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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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eine Filtertüte aus der Packung. Gregor stellte sich hinter mir auf und ich beobachtete aus den Augenwinkeln, wie er seine Finger gegen die Stirn drückte und die Lider quetschte. Nach dem vierten oder fünften Kaffeelöffel wandte er sich von mir ab und taperte im Gänsemarsch durch den Flur. Ich warf die Kaffeemaschine an, ging ins Wohnzimmer und erwischte ihn dabei, wie er sich eine Zigarette anzündete.
    Langsam war Ende der Fahnenstange.
    Auf hundertachtzig galoppierte ich auf ihn zu und riss ihm die Fluppe aus der Hand. Gregor wiederum reagierte auf die Geste mit einem Griff um mein Handgelenk und der Druck seines Daumens reichte aus, dass ich einen Buckel machte. Ich ließ die Fluppe fallen und als sie zu Boden ging, drückte Gregor sie mit dem nackten Fußballen aus.
    »Was stimmt bloß nicht mit Ihnen?«, keifte ich ihn an.
    »Das war kein guter Tag«, bemerkte er nur und ließ von mir ab. Er musterte sämtliche Ecken und Winkel meines Wohnzimmers. »Wo ist die Beretta?«
    »Sind Sie verrückt geworden? Ich gebe Ihnen auf gar keinen Fall die Knarre zurück!«
    »Ich bin bei klarem Verstand.«
    »Einen Dreck sind Sie. Sehen Sie sich doch an. Ständig knallen Sie sich die Birne zu und gehen auf irgendwelche Leute los!« Wütend drohte ich ihm mit dem Zeigefinger und überging sein gereiztes Mienenspiel.
    »Nicht irgendwelche Leute. Nur Leute wie Sie.«
    »Herrgott noch mal, wer sind denn Leute wie ich? Was mache ich denn?«
    »Sie stellen zu viele Fragen.«
    Ich biss die Zähne zusammen und die Kiefermuskeln traten hervor. Unsere Blicke prallten einige Sekunden lang aneinander und keiner sagte irgendetwas.
    »Fühlen Sie sich von mir bedroht?«
    Er schüttelte kaum sichtbar den Kopf. Das Licht in seinen Augen war müde und matt. »Ich möchte Sie nur beschützen.«
    Beschützen vor wem? Etwa vor ihm selbst? Wollte er vor mir sein geheimnisvolles Wesen zelebrieren?
    Mit mir nicht, Freundchen, dachte ich.
    Ich holte seine Waffe aus dem Versteck. »Verschwinden Sie.«
    Er nickte, steckte die Knarre in die Hose und unsere Schultern streiften sich, als er an mir vorbeizog. Ich hörte ein Rumoren im Flur, als er sich die Schuhe überstreifte. Und ich hörte das leise und geistlose Bimmeln seines Handys.
    »Oskar.«
    Gregors Stimme war klangvoll und schien vom Alkohol wie immer unbeeinflusst. Langsam glitt ich durch die Wohnzimmertür und sah seinem Rücken hinterher, als er mit einem kräftigen Ruck die Wohnungstür an seinen Körper zog.
    »Rechne nicht damit. Er hat bereits reagiert. Der verdammte Scheißkerl hat reagiert.«
    Dann fiel die Tür ins Schloss und ein Nuscheln spazierte mit ihm die Treppen hinab. Ich hinkte zur Wohnungstür und widerstand dem Drang, sie wieder zu öffnen und mir die Blöße zu geben. Stattdessen presste ich mein Ohr an das Holz in der Hoffnung, mit ein paar verständlichen Stichworten jonglieren zu können. Doch ich hörte gar nichts.
    In jenem Moment, als ich mein Ohr von der Tür löste, klingelte mein Telefon. Blitzartig fegte ich zu dem Apparat.
    »Hallo, Schwesterchen. Danke für deine Nachricht.«
    »Und? Kannst du mir helfen?«, fragte ich sofort.
    »Wie du weißt, sitze ich in der Redaktion in Dortmund. Aber ich habe mich in der Bochumer Stelle mal umgehört. Ich kann dir allerdings nur Infos aus der Mark-up-Version geben, also nur das, was morgen früh ohnehin in der Zeitung steht.«
    »Egal.«
    »Also, der Brandmeister hat vorhin noch keine gültige Stellungnahme abgegeben, weil die Untersuchungen weiterhin andauern. Allerdings glaubt er, dass jemand das Feuer gelegt hat. So etwas habe er im Urin.«
    Eine zuverlässige Aussage also. »Irgendetwas über die Opfer?«
    »Es war niemand im Haus.«
    Ich atmete auf.
    »Es gibt nur ein paar rauchvergiftete Gaffer.«
    »Irgendwelche Verdächtige?«
    »Seit wann redet die Polizei denn mit der Presse?«, höhnte er. »Warum interessiert dich das Thema? Bist du an der Sache dran?«
    »Olaf, ich bin so was von überhaupt nicht an der Sache dran. Und genau da liegt das Problem.« Ich erläuterte ihm die Problematik mit Metin und der Publicity.
    »Sorry, dass ich dir Ärger gemacht habe«, sagte er.
    »Kannst du nicht irgendetwas schreiben, um die Sache ein wenig abzumildern? Was wird denn morgen in der Zeitung stehen?«
    »Dass der Audifahrer der Mörder ist.«
    Das musste ich erst einmal verdauen. »Hat er gestanden?«
    »Nein. Aber seine Frau.«
     
    In meinen Zimmern stand die Luft. Gregors Alkoholfahne trieb sich bis auf Kniehöhe

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