Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
Vom Netzwerk:
waren weich. Ich ließ mich auf die erste Treppenstufe im Hausflur sinken und fühlte, wie mir die Tränen kamen. Ich schleppte mich die Treppen hinauf, kroch durch den Flur direkt ins Bett und heulte wie ein Schlosshund. Wimperntusche verwischte sich in mein Kissen, das von den Tränen längst durchnässt war. Ich wusste nicht einmal wirklich, warum ich so heulte. Vielleicht aus Mitleid für die Detektive, vielleicht hatte mich Gregors Emotionalität überrannt. Vielleicht war es auch wieder so ein Schockzustand. Ich schloss die Augen und fühlte immer noch die Flammen, wie sie meterhoch aus den Fenstern schlugen. Der Lärm des Feuers schlängelte sich wie ein Parasit um mein Trommelfell und ich konnte ihn nicht abschütteln. Ich spürte, wie eine Welle von Übelkeit gegen meine Kehle brandete.
    Ich hoffte, dass niemand in diesem Feuer zurückgelassen worden war. Dass das Schicksal der Detektive ein anderes war als das, welches Gregor vermutete. So etwas wollte ich einfach nicht wahrhaben.
    Ich wälzte mich hin und her, starrte an die Decke oder aus dem Fenster und greinte noch eine ganze Weile, bis ich vor Erschöpfung schließlich einschlief.
     
    Ich schlug die Augen auf und fuhr hoch. Kerzengerade saß ich im Bett und mein Herz wummerte. Ich hatte geschlafen, so viel war sicher. Doch irgendetwas hatte mich herausgerissen und ich konnte mich zunächst nicht orientieren. Ich sah auf die Uhr. Es war nach zwölf Uhr am Mittag. Ich hatte eineinhalb Stunden geschlafen. Dann wusste ich, was mich geweckt hatte, denn die Klingel schrillte ein weiteres Mal. Ich sprang aus dem Bett und humpelte eilig zur Tür. Anastasios stand auf meiner Matte und er machte keinen glücklichen Eindruck.
    »Kannst du bitte herunterkommen? Dein komischer Freund sitzt an unserer Bar und macht Stress.«
    »Gregor?«
    »Was weiß ich, wie der heißt. Er ist mit dem Taxi hier.«
    Luft blieb bleiern auf meiner Kehle liegen.
    »Der Mann ist breit wie ein ausgeklopftes Schnitzel und stört meine Gäste. Außerdem hat er eine Knarre dabei. Goutam schwört, der Typ hätte erzählt, dass er dir gern die Rübe weggeschossen hätte. Das stimmt doch nicht, oder?«
    Goutam war der verstörte Inder, der Gregor seinerzeit mit den Schnapspinchen versorgt hatte.
    »Nein, natürlich nicht! Habt ihr die Polizei gerufen?« Ich zögerte, denn ich wollte ihn nicht unbedingt dazu ermutigen.
    »Noch nicht. Ich möchte das eigentlich nicht. Wegen der Gäste, weißt du. Wir hatten noch nie was mit der Polizei. Und ich möchte nicht damit anfangen. Meine Güte, es ist gerade Mittag.«
    Ich holte meine Schlüssel und ging mit ihm die Treppe hinunter. Ich war erleichtert, dass Gregor in der Nähe war, aber ich hatte auch ein wenig Schiss. Er war bezecht, hatte gerade einen außerordentlich schlechten Tag und zu allem Überfluss auch noch seine Knarre dabei. Und allein bei dem Gedanken, ich solle ihn aus dem Adolfo’s zerren, machte ich mir beinahe in die Hose.
    Ich stand mit Anastasios am Restauranteingang. Ich zählte zehn Gäste an den Tischen, keinen an der Bar – bis auf Gregor, der zusammengekauert hinter der Theke hing und Pinchen stapelte. Es waren mindestens ein Dutzend. Sein T-Shirt pappte an seinem Rücken und meine Röntgenaugen erkannten nach wie vor den Reichsadler, wie er mit seinem Teufelsblick auf mich herabsah.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Anastasios. »Du siehst blass aus.«
    »Alles in Ordnung«, antwortete ich, nahm einen tiefen Atemzug und pirschte mich mit zurückgezogenen Schulterblättern an Gregor heran. Die gaffenden Gäste um mich herum blendete ich vollständig aus. Ich fixierte seinen Ballermann, der gut sichtbar in seinem Hosenbund steckte. Meine erste Strategie war, ihm die Knarre einfach aus der Hose zu ziehen, wenn ich nah genug dran war. Eine zweite Strategie hatte ich noch nicht. Ich tastete mich weiter voran und legte eine Hand auf meine Brust, damit mir das wummernde Herz nicht aus dem Brustkorb sprang. Meiner Wahrnehmung nach machte es ohrenbetäubenden Krach und ich fürchtete, es könnte mich verraten. Gregor starrte weiterhin auf seine Pinchen. Seine Arme waren mit Asche verschmutzt, sein T-Shirt immer noch feucht und dreckig. Ihn umgab ein Gemisch aus Düften von Räucherholz, versengten Haaren und anderen fauligen Gerüchen, die ich nicht zuordnen konnte. Ich sah den Haaransatz in seinem sonnenverbrannten Nacken, seinen Kopf hatte er tief über die Theke gebeugt. Ich näherte mich ihm bis auf einen Meter und registrierte,

Weitere Kostenlose Bücher