Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
in meinem Wohnzimmer herum und begann bereits, sich in den restlichen Räumen auszubreiten. Ich riss sämtliche Fenster im Wohnzimmer auf und die aufgeheizte Luft von draußen knallte mir entgegen.
Ich wollte es nicht, doch ich konnte nicht verhindern, dass mir die Auseinandersetzung mit Gregor nach wie vor zusetzte. Ich wollte den Zugang in meinem Hirn verschließen, doch ein kleiner neugieriger Wicht drückte die Tür immer wieder auf. Schlimm genug, dass ich keine Ahnung hatte, was den Mann antrieb. Schlimmer aber war es, dass er mir nicht aus dem Kopf gehen wollte.
Ich guckte aus dem Fenster und versuchte mich abzulenken. Olaf hatte mir erzählt, dass Erika Sachs in Vertretung für ihren Mann vor der Presse auf schuldig plädierte, da Hugo bei Richard Pfeiffer horrende Wettschulden hatte. Zum Schluss hätte Sachs sogar sein Haus an seinen Managerkollegen verspielt und selbstverständlich haderte er damit, Pfeiffer die Schlüssel zu übergeben. Diese Neuigkeiten waren in etwa so willkommen wie eine Bowlingkugel, die durch mein filigranes Kartenhaus rollte, denn sie kappten sämtliche Verbindungen zu Ulrike Pfeiffer und ihrem Sammelhefter aus der Detektei Brülling & Rowohlt. Irgendetwas stank gewaltig an der Sache und ich konnte gar nicht anders, als ihr auf den Grund zu gehen.
10.
Sonnenstrahlen funkelten durch die verdreckte Seitenscheibe und vermischten sich mit dem gleichmäßigen Zigarettennebel, der sich unter dem Dach des Taxis ausgebreitet hatte. Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und roch das aufgewärmte Leder, das an meinem Körper klebte. Wir fuhren konstante 80 über den Ring und zahllose Bäume flogen an meinem Fenster vorbei, sodass ich davon ausgehen konnte, dass wir das grüne Stiepel erreicht hatten. Das Taxameter blinzelte rot und der Funk rauschte ein paar drollige Töne aus dem Lautsprecher.
Das Taxi hielt auf einem Seitenstreifen.
»7,60 Euro macht das bitte.« Der Taxifahrer drehte sich zu mir um. Seine Sonnenbrille bedeckte ein Drittel seines Gesichtes und der Zweiwochenbart wuchs ihm zwischen die Augenbrauen. Er hatte orangebraune Haut und schwarzes Haar und ich nahm an, dass er aus dem Nahen Osten stammte.
Ich gab ihm ein paar Münzen und kroch von der Rückbank auf den Bürgersteig. Dann schulterte ich meine Tasche, humpelte die Anhöhe hinauf und huschte intuitiv an dem Garagentor vorbei. Als ich klingelte und der Gong durch die Gemäuer hallte, rollten sich meine Nackenhaare ein.
Ein Teenager öffnete die Tür. Ich schätzte ihn auf 16. Er trug eine kurze Hose in Tarnfarben und ein laubfroschgrünes T-Shirt. Seine Haare waren dunkel und auf 20 Millimeter gekürzt. Eine riesige Brille mit roten Rändern saß auf seinem Zinken und ein paar babyblaue Augen zwinkerten mich durch die Gläser an. Noch ehe ich etwas sagen konnte, drückte seine Mutter ihn mit der Flanke von der Tür weg. Der Junge zog ab, sie betrachtete mich und warf laut lachend den Kopf in den Nacken. Mir fiel dabei ihre Kehle, die mehr ein Adamsapfel war, sofort auf.
»Sie haben nicht viele Freunde, oder?«
Erst jetzt begriff ich, dass sie wegen meines blauen Auges lachte.
Dass sich mich auslachte.
Erika Sachs war die sprichwörtliche Spitze meines Eisbergs. Für eine Weile sah ich ihr beim Lachen zu und meine Sichtweite verringerte sich wie ein Konzentrat auf etwa 30 Grad. Alles, was sich neben mir und der Frau befand, wurde zu einem dichten Grauschleier. Dafür sah ich sie umso schärfer. Sie trug eine konservative Kombination aus knielangem grauen Rock und einer mehrstündig gebügelten Bluse. Ihr dezentes Make-up war auf ihr Outfit abgestimmt: grauer Lidschatten, mehrstündig gebügelte Gesichtsfalten. Meine Adern pumpten sämtliches Blut in meine rechte Faust. Als ich sie ballte, war sie rot und pulsierte wie ein zweites Herz. Ich spannte meinen Hintern an, drückte die Knie durch, holte aus und feuerte meine Faust direkt in ihre Visage. Sie taumelte nach hinten und schlug ihre Hände über den Kopf. Meine Fingerknöchel schmerzten und Sachs jaulte in ihre Handflächen hinein. Es dauerte nicht lange, bis ihr Sohn herbeieilte. Er sah abwechselnd zu mir und seiner Mutter und war völlig verdutzt.
Genauso wie ich.
»Mama?«
»Mach sie fertig!«, keifte sie, hob ihre Hand und zeigte auf mich.
Ich bemerkte, dass sie eine Platzwunde an der Schläfe hatte. Ein wenig helles Blut quälte sich aus der Wunde und rann an der Seite herunter. Wahrscheinlich war die Einschlagstelle gerade erst frisch mit Botox
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