Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Vollgas und sein Taxi durchstieß mit brüllendem Motor die Rauchschwaden wie eine Lichtschranke. Qualm drang in den Wagen und ich kurbelte schnell mein Fenster hoch.
Die Detektei Brülling & Rowohlt brannte lichterloh.
Mit quietschenden Reifen kam das Taxi zum Stehen und Gregor würgte die Karre ab, als er bei noch laufendem Motor aus dem Fahrersitz sprang.
Das Haus, das brannte, war zweigeschossig. Tiefgraue Rauchwolken trieben zäh aus den unteren Fenstern hervor und quollen über die lichte Wolkendecke. Flammen züngelten an den Fensterrahmen entlang und nagten sich durch das geschwärzte Holz. Fetzen verbrannter Dokumente glitten die heißen Luftschichten entlang, zerstoben und pulverisierten auf dem Boden oder an der Fassade.
Eine Menschentraube hatte sich vor dem Gebäude gebildet. Wir schlossen auf die Masse auf und sofort fühlte ich die Hitze, die uns wie eine zentimeterdicke Wand gegenüberstand und kein Näherkommen duldete. Nur einen Schritt weiter und ich glaubte, ich würde auf der Stelle verglühen.
»Was ist passiert?«, keifte Gregor den Erstbesten an, den er am Straßenrand stehen sah. Es war ein junger Mann mit Hemd und Krawatte sowie einer fürchterlichen grauen Faltenhose. Er hielt ein paar Papiere und eine Wasserflasche in der Hand.
»Ich weiß auch nicht. Ich wollte gerade diesen Kaufvertrag für einen Daihatsu gegenzeichnen, da roch ich plötzlich diesen Gestank. Und als ich aus dem Fenster sah, merkte ich, dass das Gebäude neben uns in Flammen aufgegangen war.«
Er musterte mich und sein Blick wanderte unstet von meinem Gipsfuß bis zu meiner mittlerweile gelb leuchtenden Nase herauf.
»Wie lange ist das her?« Gregor musste ihn beinahe anbrüllen, weil die Flammen mit einem ohrenbetäubenden Knatschen und Krachen aus den Fenstern schlugen.
»Keine zehn Minuten. Wir haben die Feuerwehr gerufen. Hoffentlich greifen die Flammen nicht auf die anderen Häuser über.«
Wir standen nur 20 Meter von dem Gebäude entfernt. Allen Zuschauern stand der Schweiß millimeterbreit auf der Stirn. Qualm trieb durch meine Mundhöhle und die Luftröhre hinunter. Alles, was an dem Rauch von Substanz war, war pures heißes Gift, das sich auf meinen Schleimhäuten absetzte. Ich fühlte eine beklemmende Benommenheit. Auch die anderen Schaulustigen reagierten auf das Gift und hielten mehr Abstand, indem sie sich nach und nach in die angrenzenden Autohäuser und Fabriken zurückzogen und von dort aus das Treiben weiterverfolgten.
Plötzlich riss Gregor dem jungen Mann die Wasserflasche aus der Hand, drehte den Deckel ab und schüttete sich das Wasser über Kopf und T-Shirt. Dann stülpte er den Kragen über Mund und Nase, warf mir einen kurzen, nichtssagenden Blick zu und rannte schließlich auf das Gebäude zu.
»Gregor!« Panik ergriff mich und ich schrie die übrigen Leute an, sie sollten ihn aufhalten. Doch keiner rührte sich. Stattdessen gafften sie ihm einfach nur hinterher. Chemische Reaktionen fanden in mir statt und ich zitterte am ganzen Leib, obwohl die Hitze des Feuers mir den Schweiß in die Augen trieb. Mein Körper befand sich in Alarmbereitschaft, er war vollständig angespannt und nur der letzte Funken Verstand, der noch nicht dahin geschmolzen war, hielt mich davon ab, ihm hinterherzulaufen. Mein Gesicht war nass und ich wusste nicht, ob es Schweiß oder Tränen waren. Wahrscheinlich beides. Ich hatte fürchterliche Angst.
Aus der Entfernung hörte ich die Sirenen der Feuerwehr. Ich schrie wieder nach Gregor und stieß völlig unsinnige Flüche aus, sodass sich die Leute in meiner unmittelbaren Nähe entrüstet von mir entfernten.
Schließlich sah ich einen Schatten aus den Flammen torkeln. Vielleicht war er nur Sekunden, vielleicht Minuten im Haus. Letztlich war es egal. Die Hauptsache war, dass er überhaupt zurückkehrte.
In meiner Erleichterung erschlafften sämtliche meiner Muskeln und ich hatte Mühe, den weich gewordenen Knien entgegenzuwirken. Ich vergrub meinen Kopf in den Händen und wusch mir die Nässe von den Wangen. Keuchend und in Asche paniert wackelte Gregor auf mich zu. Er zog sich das dampfende T-Shirt über den Kopf und ich bekam unweigerlich seine markige und muskulöse Brust zu Gesicht, deren Brustwarzen mit einer Handvoll dunkler Haare bekleidet waren. Gregor rieb sich unentwegt die Augen und blinzelte gegen die Sonne. Sein Gesicht und seine Brust waren rot und seine Haare an einigen Stellen angesengt. Immer wieder massierte er seinen Nasenrücken und
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