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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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taub an, bewegte die
Ärzte schnell zu einem Kontrollröntgen. Laut Arzt hätte der Gips, nach Status
meines Bruches, schon vor einiger Zeit entfernt werden müssen. Er war
überzeugt, ohne Gips würde das taube Gefühl bald wieder verschwinden. Außerdem
war er der Meinung, dass Patienten wie ich ihm und seinen Kollegen das Leben
unnötig schwer machten, denn würden sich diese an die ärztlichen Anweisungen
halten und termingerecht erscheinen, wäre es bei einer ohnehin überfüllten
Ambulanz nicht nötig, auch noch zusätzlich Patienten, wie mich, einzuschieben.
    Wieder in meiner Wohnung fiel mein Blick auf das Gewand, das mir Michael für
den Nachhauseweg geliehen hatte. Es war mir ein ständiger Dorn im Auge. Daher
entschloss ich mich, es noch am selben Tag zurückzubringen. Natürlich nicht um
Michael zu sehen, sondern um das vorherige Wochenende endgültig abzuschließen.
Auf jeden Fall versuchte ich, mir das einzureden. Sich selbst derart zu belügen
war nicht einfach. Immerhin musste ich ständig an Michael denken. Mir
weißzumachen, ich hätte keine Hintergedanken bei dieser Aktion, war harte
Arbeit.
    Bei Michaels Villa angekommen, suchte ich den Briefkasten. Ich hatte mir
vorgenommen die Kleidung darin zu hinterlegen, denn so gab es keinen Grund das
Haus zu betreten oder seine Bewohner zu belästigen. Ein guter Plan,
vorausgesetzt, es gäbe einen Briefkasten.
    Was nun? Wäre es eine gute Idee, zu läuten? Einfach umzukehren und wieder zu
verschwinden wäre kindisch und, sollte mich jemand beobachten, auch peinlich.
Nicht nur der Briefkasten fehlte, es gab auch keine Klingel. Ich fasste mir ein
Herz, öffnete vorsichtig die Türe und rief: "Hallo, jemand zu Hause? Ich
wollte nur die Kleidung zurück bringen!"
    Ich hatte geplant, in meinen schäbigsten Klamotten und minimal geschminkt zu
erscheinen. Niemand sollte denken, ich würde mich bemühen gut auszusehen. Wie
mir auffiel, hatte ich mich selbst hintergangen. Michael stand in
übernatürlicher Geschwindigkeit vor mir, seine Augen weiteten sich und er
betrachtete mich verführerisch. "Sieh dich nur an, du siehst umwerfend
aus! Bist du gekommen, weil du mich vermisst hast?"
    Ich ignorierte seinen Flirtversuch. "Nein, ich wollte dir nur die Kleidung
zurückbringen."
    Er machte eine gespielt beleidigte Geste, denn in Wirklichkeit schien er sich
köstlich zu amüsieren. "Ich würde dich ja gerne herein bitten, aber der
Zeitpunkt ist etwas ungünstig."
    Er begann langsam die Türe zu schließen. Ich wollte gehen, also wandte ich mich
in Richtung Straße und sagte: "Du hättest mir sagen sollen, dass ihr meine
Wunden irgendwie verzaubert habt."
    Überrascht und alarmiert griff er nach meinem Unterarm. "Was meinst du
damit, was ist passiert?"
    "Ich heile normalerweise schnell, aber nicht einmal bei mir wächst ein
gebrochener Arm in weniger als sechs Tagen zusammen. Sieh dir mein Gesicht an,
es ist keine Spur einer Verletzung zu sehen, also dachte ich..."
    "Wie faszinierend! Sind dir noch andere Veränderungen aufgefallen?"
    Die Faszination war ihm ins Gesicht geschrieben und mir die Panik.
"Veränderungen? Welche Veränderungen sollte ich denn erwarten? Ich will
mich nicht verändern! Was habt ihr mit mir gemacht?"
    Er hörte etwas hinter sich, drehte sich dem Geräusch zu, sagte: "Ich muss
los", und schlug mir die Türe sprichwörtlich in Windeseile ins Gesicht.
    Ich stand noch länger bewegungslos da und starrte ein Loch in das geschlossene
Tor. Perplex resignierte ich und machte mich auf den Heimweg. Durch die Straßen
huschend überprüfte ich in jeder spiegelnden Scheibe ob mir bereits Hörner,
Flügel oder ein Schwanz wuchsen. Im Bus setzte sich eine Studienkollegin neben
mich und sagte: "Hallo, wie geht es dir? Du siehst verändert aus, wirklich
ausgesprochen hübsch."
    Mit einer ruckartige Bewegung in ihre Richtung sagte ich energisch und etwas zu
laut: "Ich habe mich nicht verändert. Ich sehe aus wie immer!"
    Hektisch tastete ich mein Gesicht und meinen Hinterkopf ab, um zu
kontrollieren, ob alles noch an Ort und Stelle war. Sie wich zurück und sah
mich zu Recht an, als wäre ich verrückt geworden. Vorsichtig und alarmiert
beschwichtigte sie: "Ich wollte dir nur ein Kompliment machen."
    Mir wurde bewusst, wie ich wirkte, daher setzte ich mich langsam wieder und
fragte beiläufig: "Hast du das neue Gebäude gegenüber vom Billa gesehen?
Mir ist es erst vor ein paar Tagen aufgefallen."
    "Meinst du den Billa parallel zu Alpenstraße?"
    Ich nickte. Sie

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