Terakon
Er hielt mich mühelos fest und als
ich mich beruhigt hatte, küsste er mich und sagte: "Du bist
entzückend."
Atemlos löste ich mich von ihm. "Könntest du mir jetzt endlich verraten,
was du von mir willst, oder hast du vor, den ganzen Tag mit mir zu
spielen."
Er lächelte herausfordernd. "Eine verlockende Idee." Nach einer
kurzen Pause fuhr er fort: "Hätte ich dich tot sehen wollen, wärst du es
bereits und ich hätte mir sicher nicht die Mühe gemacht, dich zu verarzten."
Zugegeben, dieser Punkt ging an ihn.
"Du hast gestern etwas vollbracht, was selbst in unserer Welt ungewöhnlich
ist."
Wovon sprach er nun schon wieder? Ich blickte ihn verwirrt und ahnungslos an.
"Redest du von dem Vorfall mit den Vampiren? Das war sicher nur
Glück."
Er beobachtete mich genau, verfolgte jede meiner Bewegungen, als versuchte er
ihnen ein Geheimnis zu entreißen. Ich hatte ein paar Fragen, auf die ich eine
Antwort wollte: "Daniel und die Angreifer sind Vampire, jedoch du,
Alessandro, Philippe und deine anderen Freunde aus der Disko seid keine
Vampire, aber auch keine Menschen?"
Er sah mich an und nickte, also fuhr ich fort: "Was seid ihr und wer hat
diese Vampire verhext? Wieso will euch jemand töten und warum lässt du mich
nicht einfach nach Hause gehen, all das vergessen und mein Leben
fortführen?"
Er überlegte lange bevor er antwortete: "Deine Gabe ist eine Seltenheit.
Da die übernatürliche Welt nun aber weiß, was du kannst, gibt es kein Zurück
mehr. Jeder, der von dir erfährt, wird versuchen dich zu besitzen und glaube
mir, es ist am besten für dich, wenn ich es bin."
"Falls du vorhast, mich hier festzuhalten, ich bin sehr stur und würde
alles tun, um dir nicht zu helfen."
Er sah mich verdutzt an. "Woher kommen all diese Vorurteile? Ich schlage
dir folgenden Deal vor. Wir gestatten dir, dein Leben normal weiterzuführen,
und dafür kommst du, wenn wir deine Hilfe brauchen. Nur die Vampire und wir
kennen deine Identität, solange es so bleibt, solltest du sicher sein."
Gestatten, hochnäsiger ging es nicht. Ich hatte eine Vermutung. "Sarah hat
euch also alles, was sie über mich weiß, verraten?"
"Natürlich, sie hatte keine andere Wahl. Sie hat uns ausführlich erzählt,
dass du schon immer ein Gespür für Gefahren gehabt hast und dass du oft für
merkwürdig gehalten wirst."
"Wenn nur ihr und Daniels Leute wissen, wer ich bin, stellt die restliche
übernatürliche Welt doch keine Bedrohung dar. Ich war in meiner Welt ohne Magie
und all das Zeug glücklich. Könntet ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen?"
Ich sah ihn hoffnungsvoll an. Mit entschlossener Miene und hochgezogenen
Augenbrauen antwortete er schlicht: "Das glaube ich nicht."
Entmutigt warf ich meine Hände in die Höhe und zuckte wegen des aus dieser
Bewegung resultierenden Schmerzes in meinem Arm zusammen. Als Michael mit der
Stimme eines Gentleman fragte: "Wenn deine Verletzungen verheilt sind,
würdest du mir dann die Ehre erweisen, mit mir auszugehen?", warf er mich
endgültig aus der Bahn.
"Du hast mich soeben bedroht, entschieden ab jetzt mein Leben zu
kontrollieren, meine Frage, was ihr seid, ignoriert und nun fragst du mich, ob
ich mit dir ausgehen will?"
Er betrachtete mich amüsiert. "Du bist erschöpft und überfordert, wir
sprechen weiter, wenn du ein paar Tage Zeit gehabt hast, dich zu erholen."
Ein Blick in sein Gesicht verriet, unser Gespräch war beendet. Ich ergriff die
Türschnalle, woraufhin er zu lachen begann. "Im Pyjama fällst du auf der
Straße garantiert auf."
Er verließ das Zimmer und ich kleidete mich an, ging die Treppe hinunter und
durch die Räume zur Ausgangstüre, wo er, gegen den Türstock gelehnt, auf mich
wartete und mir lässig eine zwischen Zeige- und Ringfinger eingeklemmte
Visitenkarte entgegenstreckte: "Wenn du in Schwierigkeiten kommst oder
etwas Seltsames passiert, auf der Karte steht meine Nummer."
Die Visitenkarte in meine Hosentasche steckend sagte ich genervt: "Bis ich
euch kennengelernt habe, war ich noch nie in Schwierigkeiten."
Auf meinem Weg durch den Garten zur Straße blickte ich weder nach links noch
nach rechts. Eine halbe Stunde später war ich in meiner Wohnung, sackte auf
mein Bett und blieb regungslos liegen. Als ich mir mit der Hand die Müdigkeit
aus dem Gesicht wischen wollte, zuckte ich vor Schmerz zusammen. Ich ging zum
Spiegel und - oh du heilige Scheiße! Meine gesamte linke Gesichtshälfte war
grün und blau. Ich duschte mich und zog mir etwas Frisches an, was mit
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