Terakon
"später".
"Schatz, es geht um meine Eltern."
Sein Kopf schoss in die Höhe und er blickte mir in die Augen. Seine
Aufmerksamkeit zu erhalten konnte ja so leicht sein. "Ich erreiche sie
nicht. Angeblich existiert ihre Nummer nicht mehr."
"Hast du ihre Nachbarn angerufen?"
"Ja, während du mit Nikelaus sprachst. Sie konnten sich nicht mehr an sie
erinnern. Dabei haben meine Eltern und ich mit einigen von ihnen die letzten
Weihnachten verbracht."
Er hatte mich die ganze Zeit über betrachtet. Da er nichts sagte, sprach ich weiter.
"Weißt du was die Ironie an der Sache ist? Ich wollte zum ersten Mal mit
ihnen über eure Welt sprechen, sie nach meinen sogenannten Fähigkeiten fragen.
Bis dato habe ich ihnen gegenüber immer behauptet, es wäre alles beim
Alten."
"Schatz, wo leben sie?"
"Amerika, Kalifornien. Ich werde morgen einen Flug buchen und nach ihnen
suchen."
"So einfach geht das nicht mehr. Du bist jetzt ein Teil unserer Welt, du
musst dich ihren Regeln beugen. Ich werde morgen Hugorio kontaktieren und um
Erlaubnis bitten. Wir werden deine Eltern finden."
"Hugorio, wieso?"
"Sie leben in seinem Gebiet. Schatz wärst du einverstanden, wenn wir
morgen gemeinsam zu deinem Haus fahren? Vielleicht finden wir dort eine
Antwort."
"Warum nicht?"
"Nicht, dass ich mich beklagen möchte, aber woher kommt dieser plötzliche
Sinneswandel?"
"Meine Eltern sind verschwunden und ihre Nachbarn wurden verzaubert. Ohne
deine Hilfe kann ich nichts ausrichten. Außerdem sollte ich schleunigst
herausfinden, was ich bin."
Langsam wurde er misstrauisch. "Melanie, warum ist dir das auf einmal so
wichtig?"
"Nikelaus hat gesagt, sollte ich auch nur zu einem Bruchteil einer
seltenen Spezies angehören, hätte diese ein Vorrecht auf mich. Das Einzige über
was sich alle einig sind ist, dass ich etwas Seltenes bin, also..."
"Stimmt, wenn wir wissen was du bist, weiß ich, vor wem ich dich
verstecken muss."
"Blöde Frage, warum bringst du mich eigentlich ständig mit mystischen
Dingen in Berührung? Solange du nicht weißt, was ich bin, wäre es doch
logischer mich zu verstecken."
"Ich gebe einfach gerne mit dir an."
Männer! Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Ich hatte ihm noch einige Dinge,
meine Entführung betreffend, vorenthalten. "In meinen Ausführungen habe
ich etwas vergessen. Dein Onkel hatte mich schon vor dir entdeckt. An dem
Abend, an dem wir uns zum ersten Mal trafen, waren Sarah und ich zuvor in einer
Pizzeria. Dein Onkel saß mit seinen Geschäftspartnern am Nebentisch. Ich war so
glücklich Sarah wieder zu sehen, ich würdigte ihn und seine Kollegen keines
Blickes. Sofort nachdem sein Geschäftstreffen vorbei war, folgte er uns. Wir
hatten Glück das Alessandro und Philippe sich für Sarah interessierten. Denn
als er in die Disko kam, saßen wir bereits an eurem Tisch."
Der nächste Gedanke kam mir absurd vor, ich lächelte, während ich ihn
aussprach. "Ansonsten wäre ich jetzt wahrscheinlich mit ihm zusammen und
würde dich für das Monster halten. Vielleicht hättest dann ja du mich entführt
und versucht mir klarzumachen, dass er mich nur benützt. Er kann sich wirklich
gut verstellen."
Ich fand diese Idee wirklich amüsant und interessant, Michael scheinbar nicht.
Er hatte mich die ganze Zeit über umarmt und ich hatte es genossen, doch
langsam bekam ich Angst er würde mich zerquetschen. Als hätte jemand versucht
mich ihm zu entreißen, war seine Umarmung während unseres Gespräches immer
fester und fester geworden.
"Autsch!"
Hektisch lockerte er seinen Griff.
"Ich möchte den Namen meines Onkels für lange Zeit nicht mehr hören."
Wie konnte ich nur denken, er hätte meine Entführung geplant, um seinem Onkel
zu schaden? Nikelaus hatte es wirklich geschafft, mich ein wenig gegen ihn
aufzubringen. Dafür schämte ich mich.
Wahrscheinlich würde Michael mein nächstes Anliegen nicht gefallen.
"Sobald mir die Polizei grünes Licht gibt, ziehe ich wieder in meine
eigene Wohnung."
"Spinnst du, es ist zu gefährlich!"
"In diesem Haus bin ich ja so sicher."
Er starrte mich ungläubig und verletzt an. "Du fürchtest dich hier?"
"Solange du bei mir bist nicht, ansonsten bin ich hier nicht sicherer, als
an jedem anderen Ort. In diesem Haus wurde ich bereits verprügelt, bedroht und
entführt. In meiner Wohnung gehen wenigstens nicht so viele übernatürliche
Wesen ein und aus. Sarah wurde hier fast getötet."
"Schatz, warum bist du diesmal so verschreckt?"
"Wie meinst du das?"
"Dir sind schon
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