Terakon
Monate bei Nikelaus leben?"
"Nein!"
"Onkel, was willst du mit einem unglücklichen Menschen?"
"Ich weiß, dass sie es steuern kann."
Michael warf mir einen missbilligenden Blick zu. Verlegen zuckte ich mit den
Achseln. "Er wollte mir gewaltsam Energie entziehen, ich habe es
bevorzugt, sie ihm zu geben."
Wieder seinem Onkel zugewandt sagte er: "Nein, du bekommst sie keinen Tag.
Ein finanzieller Schaden wurde verursacht, eine finanzielle Entschädigung ist
angebracht. Wenn du mich herausfordern willst, nur zu."
Er klang bestimmt und entschlossen. Diese Aussage überraschte und erschreckte
Nikelaus. Auch Martellius und Stefan konnte man ein gewisses Erstaunen ansehen.
"Mir war nicht bewusst, wie sehr du an ihr hängst. Wenn das so ist, wäre
ich mit einer finanziellen Wiedergutmachung natürlich ebenfalls einverstanden.
Ich schicke dir die Rechnung."
Michael nickte einwilligend. "Ich bin froh, dass wir uns doch noch einigen
konnten."
Michael drehte sich Stefan zu, "bring sie nach oben, ich würde gerne noch
etwas anderes besprechen."
Kaum waren wir in meinem und Michaels Schlafzimmer, fragte ich Stefan:
"Was bedeutet es, jemanden herauszufordern?"
Stefan tarnte unser Gespräch, bevor er zu erklären begann.
"Eine uralte Tradition, es handelt sich um eine Art Kampf. Wenn unsere
Ehre verletzt wurde, können wir uns auf diesem Wege Genugtuung verschaffen. Im
Generellen wird dieser letzte Ausweg vermieden. So ein Kampf kann tödlich
enden."
Erst jetzt wurde mir bewusst, welches Risiko Michael gerade für mich
eingegangen war.
"Nikelaus wirkte, als hätte er Angst Michael herauszufordern."
"Das hatte er auch. Michael ist berüchtigt."
Stefan fing an zu lachen. "Hätte er es getan, wären wir Nikelaus
wahrscheinlich bald los gewesen."
Noch immer lachend verließ er den Raum. Nikelaus hatte mich entführt, verletzt
und eingesperrt, dennoch musste Michael den Schaden bezahlen, den ich bei
meiner Flucht verursacht hatte. Ich war wütend und fühlte mich verloren. Seit
dem Incendium wusste ich mit Gewissheit, dass mir meine Eltern einiges
verheimlicht hatten. Wenn ich ehrlich war, hatten sie mich mein ganzes Leben
lang belogen. Sie wussten etwas. Es war an der Zeit herauszufinden was.
Vielleicht hatte ich mir mein Leben unnötig schwer gemacht. Es könnte sein,
dass auch nur ein Anruf bei meinen Eltern, mir erneut ein selbstständiges Leben
ermöglichen würde. Nicht dass ich vorhatte, mich von Michael zu trennen.
Das bevorstehende Telefonat würde alles andere als einfach werden. Ich schloss
die Augen, atmete tief ein, zog mein prepaid Handy aus der Tasche und wählte
die Nummer meines Vaters. "Kein Anschluss unter dieser Nummer", wurde
mir von einer freundlichen Frauenstimme mitgeteilt. Ich wählte die Nummer
meiner Mutter. Angeblich war auch ihre Nummer nicht vergeben. Ich hatte erst
vor einer Woche mit ihnen telefoniert, ohne Frage handelte es sich um einen Fehler
ihrer Telefongesellschaft. Auch wenn ich versuchte mich nicht zu sorgen, tat
ich es dennoch. Daher rief ich ihre Nachbarn an, einen nach dem anderen. Aber
sie alle behaupteten noch nie von meinen Eltern oder mir gehört zu haben. Es
war, als wären sie einfach verschwunden oder besser gesagt, als hätten sie nie
existiert.
Sie würden nicht einfach untertauchen, nicht ohne mir Bescheid zu geben. Das
würden sie nicht tun. Mein Vater und meine Mutter hätten einen Weg gefunden,
mich zu kontaktieren.
Eine Dusche war überfällig und würde mich vom Nachdenken abhalten. Frisch
geduscht verließ ich in ein Handtuch gewickelt das Bad. Michael wartete im
Zimmer auf mich. Er sah mich wohlwollend an, während er mich in den Arm nahm
und auf die Stirn küsste. Bevor ich die Möglichkeit hatte etwas zu sagen,
erneuerte er bereits meinen vom duschen durchnässten Verband. Ungefragt
erzählte ich ihm was passiert war. Wie Nikelaus mich aus dem Haus entführt
hatte, wie ich ihm die Energie gegeben hatte und wie ich geflüchtet war. Die geführten
Gespräche und das Incendium ließ ich vorerst aus. Er hörte mir aufmerksam zu.
Nachdem ich ausgesprochen hatte sagte er: "Du hast Nikelaus ja wirklich
gedemütigt. Es tut mir leid, dass du schon wieder entführt wurdest."
Er küsste mich und dieser Kuss war eindeutig, er wollte mehr. Ich drückte ihn
zurück. "Michael, warte."
Er schüttelte den Kopf und küsste mich erneut. Kurz darauf lagen wir im Bett.
"Ich muss mit dir sprechen, es ist wichtig."
Er schüttelte wieder den Kopf und flüsterte,
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