Teranesia
Zentralplatz hatte der Wald zurückerobert, aber die Bäume hatten die Dächer der Hütte noch nicht ganz überwuchert. Die mattgraue photovoltaische Oberfläche war immer noch durch die dünne Schicht aus Kletterpflanzen sichtbar. Alle Gebäude hatten eine gefährliche Schieflage eingenommen, aber bisher schien keins völlig eingestürzt zu sein. Die sechs Hütten waren in einem regelmäßigen Hexagon angeordnet, aber in ihrem gegenwärtigen Zustand konnte er sie nicht auseinander halten. Nachdem der Weg zum Strand verschwunden war, fehlte ihm jeglicher Hinweis zur Einordnung seiner Perspektive.
Er wandte den Blick ab und rief sich seine Aufgabe ins Gedächtnis zurück. Hier oben gab es nicht mehr viel Laub, aber er untersuchte es sorgfältig. Dann sprach er in sein Notepad.
»Hier ist nichts weiter. Ich komme jetzt herunter.«
*
In den nächsten drei Bäumen fanden sich fünf weitere Puppen, aber immer noch gab es keine Anzeichen für das Larvenstadium. Es war Nachmittag geworden und Grant beschloss, dass es keinen Sinn hatte, die Suche fortzusetzen. Prabir war schweißüberströmt, und es juckte ihn überall durch den Kontakt mit der Rinde. Als sie den Strand erreichten, übergab er seine Proben an Grant und schwamm einmal bis zum Riff und zurück. Nach der Hitze des Waldes war das Wasser eine unglaubliche Wohltat.
Er holte seine Kleidung vom Strand und watete zum Schiff zurück. Als er das Deck bestieg, wartete Grant mit den neuesten Nachrichten aus Brasilien auf ihn. »Sie haben jetzt komplette, gereinigte Fruchttauben-Chromosomen kopiert, nur mithilfe von SPP«, sagte sie. »Und die Fehlerquote war genauso gering wie bei meinen Zellkulturen.«
Prabir brauchte eine Weile, bis er dieses Resultat interpretiert hatte. »Also gibt es gar kein zweites Protein?«
»Anscheinend nicht«, pflichtete Grant ihm bei. »Reines SPP in der Retorte erfüllt seine Aufgabe genauso gut wie SPP in einer intakten Zelle, unter der Voraussetzung, dass die kopierte Sequenz dieselbe ist. Was beweist, dass diese Veränderungen gar keine Fehler sind. Oder zumindest sind es keine zufälligen Kopierfehler. Sie müssen irgendwie mit der Sequenz selbst zu tun haben.«
Prabir dachte nach. »Das Taubengenom wurde vermutlich mehrere Dutzendmal in Anwesenheit des SPP kopiert. Also muss die Transformation, die vom SPP bewirkt wird, konvergent sein. Das Genom muss sich mit jedem neuen Durchlauf immer weniger verändert haben, bis es jetzt praktisch stabil geworden ist.«
Grant nickte. »Während es keinen Grund gibt, warum die Testsequenzen, die die Leute zuerst zu kopieren versucht haben, stabil sein sollten. Zufällig ausgewählte Inputsequenzen mussten offensichtlich zufälligen Veränderungen unterliegen.«
Prabir hatte eine kleinere Erleuchtung. »Und all die verschiedenen Fruchttauben auf Banda, die schließlich fast identisch aussahen – das bedeutet, dass der Vorgang auch für hinreichend ähnliche Genome konvergent sein muss. Es gibt nicht nur stabile Endprodukte für jedes bestimmte Ausgangsprodukt, sondern ähnliche Ausgangsprodukte – also eng verwandte Spezies – werden zu identischen Endprodukten getrieben.« Er strahlte vor Begeisterung. »Alles klingt völlig sinnvoll!«
Grant war ebenfalls zufrieden, aber nicht ganz so verzückt. »Nur dass wir immer noch nicht wissen, was das SPP eigentlich tut und wie es das tut.«
»Aber die Brasilianer haben doch alle Informationen, die sie benötigen, um das Rätsel zu knacken, nicht wahr? Sie müssen sich ihr Modell nur noch etwas genauer ansehen.«
»Vielleicht. Für ein Molekül von der Größe eines Proteins kann man die Gleichungen, die seine Gestalt und Eigenschaften beschreiben, niemals exakt lösen; und es könnte schwierig werden, eine Reihe von Annäherungswerten zu wählen, die nur zu trivialen Diskrepanzen führen. Sie haben bereits versucht, das vom SPP kopierte Tauben-Chromosom zu stimulieren, und diese Stimulation führte zu genau den gleichen Fehlerquoten wie für irgendeine beliebige Sequenz.«
Prabir zuckte zusammen. »Also haben sie damit bewiesen, dass die wichtigsten Finessen des wirklichen Proteins gar nicht vom Modell beschrieben werden.«
Grant sah es nicht ganz so trostlos. »Noch nicht, aber vielleicht lösen sie dieses Problem mit einer leichten Anpassung. Zumindest wissen sie, welches Ziel sie erreichen wollen und was sie korrigieren müssen.«
»Okay«, sagte Prabir. »Was machen wir als Nächstes?« Grant hatte all ihre Forschungsergebnisse ins
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