Teranesia
»Die Expedition wird von erfahrenen Wissenschaftlern aus der Region geleitet; ich bin sicher, dass sie sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Und ich kann mir nicht viele Orte vorstellen, die für einen Biologen reizvoll wären und nicht auf die eine oder andere Weise gefährlich sind.«
Prabir rutschte unbehaglich auf dem Laborhocker hin und her. Er hätte einfach über seinen Eindruck lachen können, dass er hintergangen wurde, dass Madhusree und Felix sich gegen ihn verbündeten. Doch als er seine Paranoia verdrängte und sich sagte, dass Madhusree das Recht hatte, sich nach Belieben Verbündete zu suchen – schließlich konnten sie sich nicht auf ewig gegen den Rest der Welt stellen –, verursachte ihm diese Vorstellung trotzdem ein nahezu unerträgliches Gefühl der Einsamkeit.
Felix blickte auf und sagte unverblümt: »Sie war viel jünger als du, als eure Eltern starben. Wenn es ihr keine Probleme bereitet, auf die Insel zurückzukehren, warum kannst du es nicht einfach akzeptieren?« Er schien es wirklich nicht zu verstehen. »Du warst derjenige, der ständig wollte, dass Madhusree stolz auf sie ist. Jetzt will sie sogar die Arbeit eurer Eltern fortsetzen! Und selbst wenn es dort nichts Neues zu entdecken gäbe… meinst du nicht, dass sie irgendwann sowieso zurückgekehrt wäre? Nur um noch einmal den Ort zu sehen, wo alles geschah? Es spielt keine Rolle, wie genau oder wie oft du ihr davon erzählt hast. Es ist nicht dasselbe.«
»Können wir jetzt gehen?«, fragte Prabir. »Damit unsere Tischreservierung nicht verfällt?«
»Ja, ich bin fertig.« Felix packte schnell seine Sachen zusammen, dann schnappte er sich seine Jacke. »Entschuldige, ich werde dir nicht den ganzen Abend Predigten halten. Aber ich habe ihr versprochen, dass ich mit dir darüber reden werde.«
»Das hast du getan.«
Felix ging voraus, als sie das Arbeitszimmer verließen und in ein Labyrinth aus Korridoren traten. »Wenn du nicht mit mir reden willst, dann rede mit ihr. Aber richtig. Das bist du ihr schuldig.«
»Ich bin es ihr schuldig? Ich habe ihr doch nur achtzehn Jahre meines Lebens gewidmet!«
Felix schnaufte amüsiert. »Das liebe ich an dir ganz besonders: Du hättest ihr eine Lunge und eine Niere spenden können, und es würde dir trotzdem niemals gelingen, daraus überzeugend Mitleidskapital zu schlagen.«
Mit einer solchen Antwort hatte Prabir nicht gerechnet. »Sei nicht so verdammt herablassend.« Er freute sich über das Kompliment, aber jetzt war nicht der rechte Augenblick, um es zuzugeben.
»Es ist für euch beide positiv, ganz gleich, von welcher Seite man es betrachtet«, sagte Felix. »Und falls du glaubst, es sei gefährlich, wenn Madhusree ein paar Wochen lang durch den Dschungel stapft, scheinst du keine Vorstellung zu haben, was die meisten Neunzehnjährigen längst gewöhnt sind.«
»Ach, auf diesem Gebiet bist du also auch Experte!«
»Nein, aber ich kann mich noch gut erinnern, wie es war.«
Darauf wusste Prabir nichts zu erwidern. Er hatte sich immer eingebildet, dass er Madhusree aus genau diesem Grund verstand; weil er noch jung genug war, um sich erinnern zu können. Aber sein eigenes Leben mit neunzehn Jahren war überhaupt nicht mit ihrem zu vergleichen. Es war nicht nur die Tatsache, dass er sich um ein Kind kümmern musste; außerdem war ihm bereits zu einem frühen Zeitpunkt jeder Ansatz jugendlicher Abenteuerlust nachhaltig ausgetrieben worden. Seine gesamte Jugend war ohne Aufregungen verlaufen. Warum sollte Madhusree denselben Preis zahlen müssen? Es war ihm doch nur darum gegangen, für sie alles besser zu machen und zu versuchen, ihr ein normales Leben zu ermöglichen.
Nein, es ging ihm darum, dass sie in Sicherheit war.
Prabir blieb abrupt stehen. An der Wand hing eine verstaubte Vitrine voller tropischer Schmetterlinge, deren verblasste Etiketten aussahen, als wären sie auf einer manuellen Schreibmaschine hergestellt worden. Wahrscheinlich hing die Vitrine schon seit Urzeiten hier, als der Korridor noch als Durchgang zwischen öffentlichen Ausstellungsräumen genutzt worden war, lange vor der letzten Museumsrenovierung.
»Sie von dort wegzubringen war das einzig Gute, was ich in meinem Leben geleistet habe«, sagte er. »Und jetzt erwartet jeder von mir, dass ich ein Ticket kaufe und ihr helfe, die Koffer zu packen. Das ist verrückt. Warum verlangst du nicht einfach von mir, dass ich mir eine Kugel in den Kopf jage? Ich werde es nicht tun.«
Felix kam zurück und sah,
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