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Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Arbeitszimmer sah aus wie ein biologisches Labor, in dem ein eklektischer Kunsträuber gestohlene Waren im Wert von mehreren Millionen Dollar deponiert hatte. Prabir kannte keins der Gemälde, die auf ihre Begutachtung warteten und wie Poster im Laden an einem Ständer hingen, aber die Intensität der Pigmente und kunstvolle Ausführung genügten, um ihn nervös zu machen, wenn er sich nur in ihrer Nähe aufhielt. »Ich möchte dich nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    »Red keinen Unsinn.« Felix Augen schienen an einem Mikroskop festgeklebt, während er nach der elektrochemischen Behandlung manuell die letzten Korrosionsreste von einer Pfeilspitze entfernte. »Wir haben hier ständig Besucher. Du kannst nichts stehlen, dazu ist das Gebäude viel zu intelligent. Versuch nur, eine dieser Münzen zu verschlucken, dann wirst du schon sehen, wie weit du kommst.«
    »Nein, danke. Ich finde die Froschsammlung wesentlich reizvoller.«
    Felix knurrte. »Ich weiß, der Termin ist um neun. Es wird nicht mehr lange dauern.«
    Prabir sah ihm voller Neid und Bewunderung bei der Arbeit zu. Wenn es um feinste visuelle Details ging, wurde es schwierig für Felix, aber von bewegungslosen Objekten konnte er ein geistiges Abbild erstellen, das eine viel höhere Auflösung als ein Schnappschuss seines Elektrodenpflasters besaß, indem er zusätzliche Daten sammelte, während seine Augen ständig die Szene abtasteten. Offenbar war ihm der Vorgang längst in Fleisch und Blut übergegangen, aber es war trotzdem noch ein hohes Maß an Beharrlichkeit und eine ständige geistige Anstrengung nötig, um ein mentales Modell zu erstellen.
    »Ich wünsche mir, wir wären uns vor neun Jahren begegnet.«
    Felix antwortete, ohne aufzublicken. »Da war ich fünfzehn. Du wärst im Knast gelandet.«
    »Ich meine es hypothetisch – während wir beide auf die Achtzehn zugehen.«
    »Das wäre noch schlimmer gewesen. Damals hättest du mich niemals kennen lernen wollen.«
    Prabir lachte. »Warum?«
    »Oh… ich habe viele dumme Dinge getan.«
    »Zum Beispiel?«
    Als Felix nicht sofort antwortete, wusste Prabir nicht, ob ihn die Frage beunruhigte oder ob er sich lediglich auf seine Arbeit konzentrierte. »Ich bin ohne das Pflaster losmarschiert, nur um mir zu beweisen, dass ich es gar nicht brauche. Um mich zu überzeugen, dass ich auch hundert Jahre früher hätte leben können und irgendwie zurechtgekommen wäre.«
    »Was soll daran dumm sein?«
    »Es war falsch. Ich bin damit aufgewachsen, ich habe nie die Fähigkeit erworben, ohne das Ding klarzukommen. Das wusste ich genau, aber ich habe mein Glück immer wieder herausgefordert.« Er lachte. »Eines Nachts habe ich diesen Typen kennen gelernt. Er hat mich fast drei Stunden lang vollgequatscht. Es kam zu vielen Berührungen, seine Hände auf meiner Schulter, wenn er mich durch die Menge führte. Keine direkte sexuelle Anmache, aber es war mehr als nur Höflichkeit. Er war sehr zurückhaltend, aber nach einer Weile war ich mir ziemlich sicher, dass er sich mit mir zurückziehen würde…«
    »Das ging drei Stunden und dann wollte er doch nicht?«
    »Später fand ich heraus, dass er eine sehr komplizierte Theorie entwickelt hatte, wie man Frauen aufreißt. Du weißt schon, auf der Straße kann man seinen Hund als eine Art Charaktersymbol spazieren führen, aber im Nachtclub funktioniert das nicht. Ich fand es nur schade, dass er mir nicht gesagt hat, dass meine Rolle die des bedauernswerten behinderten Spaniels sein sollte.« Prabir war empört, aber Felix lachte nur. »Ich habe ihn schließlich in eine Nebenstraße gelockt, um zu sehen, was er machen würde, wenn niemand in der Nähe war. Es führte dazu, dass ich die nächsten Wochen im Krankenhaus verbringen durfte.«
    »Scheiße.« Prabirs Zorn ließ nach, aber es blieb ein harter Kern des Beschützerinstinkts zurück. Wenn er jetzt etwas sagte, würde es nur melodramatisch klingen, nachdem Felix längst den Punkt erreicht hatte, wo er über die ganze Sache lachen konnte.
    »Madhusree hat mir von der Expedition erzählt.« Felix wandte den Blick nicht von der Speerspitze ab. »Sie versteht nicht, warum du so sehr dagegen bist.«
    Prabir wollte es bereits abstreiten und auf die unzureichenden finanziellen Mittel schieben, doch dann fiel ihm ein, dass in diesem Fall möglicherweise Felix seine Hilfe anbot. »Es ist eine gefährliche Gegend«, sagte er. »Es gibt immer noch jede Menge Piraten rund um diese Inseln.«
    Felix widersprach ihm nicht direkt.

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