Teranesia
Mund aufmachte und sprach, dann würde er so viel Verachtung über sie ausschütten, dass sie sich nie wieder versöhnen könnten.
»Du solltest froh darüber sein. Wir werden dafür sorgen, dass sie endlich Ruhe finden.«
Er starrte auf den Boden; er wollte ihr nicht antworten, er wollte sie nicht einmal zur Kenntnis nehmen. Sie stand noch eine Weile bei ihm und wiederholte ein paarmal seinen Namen, appellierte an ihn. Dann gab sie es auf und ging fort.
*
Prabir fand Grant im dritten Zelt, in dem er nachsah. Sie wachte sofort auf, als er ihren Namen flüsterte, und sie folgte ihm ohne ein Wort nach draußen.
Sie musste gespürt haben, wie ernst sein Anliegen war. Sobald sie weit genug entfernt waren, dass niemand sie mehr hören könnte, fragte sie ohne jede Spur von Verärgerung: »Was ist los?«
»Ich weiß, wo all das hier begonnen hat«, sagte Prabir. »Soll ich Sie hinbringen?«
»Wovon reden Sie überhaupt?« Aber er konnte erkennen, dass sie plötzlich ihre bisherigen Gespräche in einem ganz neuen Licht sah. »Wollen Sie mir damit sagen, Sie hätten als Kind etwas beobachtet? Als Sie mit Ihren Eltern unterwegs waren?«
»Nicht unterwegs. Meine Eltern wussten genau, wohin sie gehen wollten, lange bevor wir Kalkutta verließen. Wir haben dort drei Jahre verbracht. Sie waren Biologen, keine Exporteure von Meeresfrüchten. Sie kamen im Jahre 2010 hierher, um die erste bekannt gewordene Mutation zu untersuchen.«
Grant verschwendete keine Zeit damit, diese Möglichkeit infrage zu stellen; sie wollte nur wissen: »Welche Spezies? Wo?«
Prabir schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Meine Bedingung lautet, dass Sie alle Daten, die Sie gesammelt haben, ins Netz stellen, damit jeder darauf zugreifen kann. Genauso wie die Wissenschaftler der Expedition. Wenn Sie damit einverstanden sind, bringe ich Sie hin und werde Ihnen alles sagen, was ich weiß.«
Grant lächelte matt. »Seien Sie vernünftig. Sie wissen doch, dass ich das nicht tun kann.«
»Gut. Dann ist es Ihr Pech.« Er drehte sich um und ging davon.
»He!« Sie packte ihn an der Schulter. »Ich könnte jederzeit Ihre Schwester fragen.«
Er lachte. »Meine Schwester? Madhusree kennt Sie überhaupt nicht, für sie sind Sie eine rivalisierende Wissenschaftlerin, die ihre Daten unter Verschluss hält, und da glauben Sie, meine Schwester könnte Ihnen ein besseres Angebot machen?«
Grant runzelte die Stirn; sie war eher verdutzt als verärgert. »Warum sind Sie plötzlich so niederträchtig? Sie hätten mir lieber gar nichts davon erzählen sollen, dann hätte ich wenigstens nicht gewusst, was mir durch die Lappen geht. Es ist mir unmöglich, Ihre Bedingung zu erfüllen! Ich habe einen Vertrag unterschrieben; man würde mir die Hände abhacken.«
»Würden Sie im Gefängnis landen?«
»Das bezweifle ich, aber das ist wohl kaum…«
»Also geht es nur um Geld? Man müsste Ihren Auftraggebern nur eine Entschädigung zahlen?«
»Ja, das ist alles. Kommt jetzt der Moment, in dem Sie mir enthüllen, dass Sie der unbekannte Erbe von Bill Gates sind?«
»Wenn diese Sache bedeutend genug ist und Sie sie an die große Glocke hängen, müsste es für Sie doch jede Menge Möglichkeiten geben, Geld daraus zu schlagen. Machen Sie sich nichts vor: Mit biotechnischen Anwendungen lässt sich vermutlich sowieso kaum die dicke Kohle verdienen. Was immer hier geschieht, wird keine medizinischen Probleme lösen – und selbst wenn Ihre Theorie stimmt, werden die Konsumenten dadurch nicht schneller an Dinosaurier als Haustiere kommen als durch übliche gentechnische Methoden. Aber wenn Sie die Sache in die richtigen Wege leiten, können Sie zu einer wissenschaftlichen Berühmtheit mit einem neunstelligen Medienvertrag für Ihre Exklusivstory werden.«
Grant war amüsiert. »Das ist doch reine Phantasie! Ist das der Grund, warum Sie sich so ins Zeug legen? Weil Sie glauben, Sie können einen achtstelligen Vertrag als zweiter Star aushandeln?«
Prabir hielt es für unter seiner Würde, etwas darauf zu erwidern. »Vielleicht wären die Rechte gar nicht so viel wert. Aber ich bin überzeugt, dass Sie Ihr Wissen irgendwie zu Geld machen können, wenn Sie es darauf anlegen.«
»Mir war bisher gar nicht bewusst, dass Sie eine so hohe Meinung von mir haben.«
»Ich könnte jederzeit die Expedition hinführen. Madhusree hat sich entschieden, ihnen nichts zu verraten; sie möchte nicht, dass die Ruhe unserer Eltern gestört wird. Der einzige Grund, warum ich Sie überhaupt
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