Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
Vom Netzwerk:
Subhi antwortete, ohne sich zu ihm umzudrehen. »So Gott will, haben sie Frieden gefunden.«
    *
    Grant traf um zwanzig nach sechs ein. »Ich hatte Sie schon fast abgeschrieben«, sagte Prabir. »Haben Sie sich entschieden?«
    Sie hielt ihr Notepad hoch. Prabir nahm sein eigenes in die Hand und kopierte die Seite, die sie aufgerufen hatte, um sie dann unabhängig von ihr über einen zufällig gewählten Proxy-Server zu laden, damit er sicher sein konnte, dass sie tatsächlich öffentlich zugänglich war.
    Er blätterte durch die Sequenzdaten, aber er konnte mit seinen Mitteln nicht feststellen, ob sie korrekt waren; er würde ihr einfach vertrauen müssen. Dann bemerkte er das Sponsorenlogo: Borromeische Ringe, die aus rotierenden Plasmiden zusammengesetzt waren. Das Logo registrierte seinen Blick und verkündete stolz:
    »Diese Information wird Ihnen von PharmoNucleic zur Verfügung gestellt – im Dienst der wissenschaftlichen Gemeinschaft.«
    Er blickte erstaunt zu Grant auf. »Sie haben es ihnen unter die Nase gerieben? Fordern Sie damit nicht geradezu eine Schadenersatzklage heraus?«
    »Sie werden niemanden auf Schadenersatz verklagen«, sagte Grant in beiläufigem Tonfall. »Ich habe ihnen erzählt, vor welche Wahl Sie mich gestellt haben, und sie waren einverstanden, alle Daten zu veröffentlichen. Die Aussichten auf lohnende Patente stehen ohnehin nicht mehr allzu gut, nachdem die Expedition schon so viele eigene Daten gesammelt hat. Statt alles Geld in den Wind zu schreiben, das sie bisher investiert haben, nutzen sie lieber die Gelegenheit für positive Werbung. Ach ja, und einen achtzigprozentigen Anteil an allen Medienrechten.«
    Prabir war begeistert. »Sie sind ein Genie! Warum bin ich nicht selbst auf diese Idee gekommen?«
    »Fehlgeleitete Feindseligkeit gegenüber Autoritäten?«
    »Ha! Sie haben mir davon erzählt, wie Sie es hassen, geknebelt zu werden. Ich dachte, Sie wären glücklich über jede Rechtfertigung, ihnen die Hand abbeißen zu dürfen.«
    »Trotzdem muss ich irgendwie meine Familie durchfüttern«, erwiderte Grant trocken.
    Prabir schulterte seinen Rucksack. Ihm tat immer noch alles weh, aber die bedrückte Stimmung während der Morgendämmerung hatte nachgelassen. Selbst wenn Madhusrees Kollegen ihre verspätete Offenbarung ernst nahmen, wäre die Expedition logistisch viel zu träge, um ohne Verzögerung darauf reagieren zu können. Wenn er und Grant in ein oder zwei Tagen mit Proben von der Insel zurückkehrten – und all ihre Untersuchungsergebnisse öffentlich zugänglich waren –, gäbe es keinen dringenden Grund für einen zweiten Besuch mehr. Vielleicht rechtfertigten ihre Ergebnisse irgendwann eine gründlichere Detailstudie, aber die Expedition verfügte nur über begrenzte zeitliche und finanzielle Reserven. Madhusree wäre längst wieder in Toronto, wenn sich irgendjemand erneut in die Nähe von Teranesia wagte.
    »Sind Sie bereit?«, fragte er.
    »Ja. Sind Sie sicher, dass Sie damit keine Schwierigkeiten haben?«
    »Ich stelle mich jeder Schwierigkeit, solange sie nichts mit Mangroven zu tun hat.«
    Grant legte ihm einen Arm auf die Schultern und sagte feierlich: »Ich hätte Sie nicht zurücklassen dürfen. Es war sehr dumm von mir, und es tut mir aufrichtig Leid. Wir werden uns nie wieder voneinander trennen lassen.«
    *
    Der Weg entlang der Küste war längst nicht so strapaziös wie durch den Dschungel. Sie schwammen durch die Mündungsbucht des Mangrovensumpfes, wo das Wasser am inneren Rand des Riffs kristallklar war, sodass sie zumindest vorgewarnt wären, falls sich irgendein Räuber näherte. Doch sie legten die Strecke unbehelligt zurück; trotz der reichhaltigen Fischvorkommen schienen der Sumpf und der Wald aus irgendeinem Grund als bessere Jagdgründe zu gelten.
    Als sie wieder am Strand entlangtrotteten, erzählte Prabir Grant von Subhis Geschichte über die Fischer.
    »Das könnte alles und nichts bedeuten«, sagte sie. »Vielleicht haben sie ein Wildgemüse in den Kochtopf geworfen, mit dem sie nie zuvor Schwierigkeiten hatten und das sich neuerdings mit einem Giftstoff schützt.«
    »Ja.« Das schien tatsächlich die einfachste Erklärung zu sein. Und wenn die Männer unter schlimmen psychotischen und halluzinatorischen Begleiterscheinungen gestorben waren, wäre damit gleichzeitig die Beteiligung von Geistern begründet. Prabir wünschte sich, er hätte noch jemand anderen zu diesem Zwischenfall befragen können, aber sie hatten keine Zeit, sich auf

Weitere Kostenlose Bücher