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Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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mir erzählt«, sagt Michael.
    »Ja? Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern.«
    »Im Schlaf«, sagt Michael. »Sie haben im Schlaf davon geredet.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Sie haben sehr unruhig geschlafen.«
    Er sieht mich wieder an, und ich weiche seinem Blick aus.
    »Das ist mir, offen gesagt, etwas unangenehm«, sage ich und trinke. »Habe ich sonst noch etwas erzählt?«
    »Nein, ich glaube nicht«, sagt Michael. »Aber ich habe auch nicht unbedingt gelauscht. Und besonders deutlich gesprochen haben Sie erst recht nicht.« Er lächelt. »Jedenfalls ist es schön, zu sehen, dass es Ihnen besser geht.«
    Ich nicke und schaue mich im Terminal um; die Blumen, die Säulen, die Fenster an der Decke. Und im nächsten Augenblick erzähle ich ihm, warum ich in Albuquerque war, erzähle ihm von der Beerdigung meines Vaters. Erzähle diesem wildfremden Menschen von anderen wildfremden Menschen, die verlegen einige Worte stammeln, alte Gesichter mit Tränen in den Augen, Gesichter, die ich nie kennengelernt habe, weil ich nie da war, weil ich es einfach nicht ausgehalten habe. Ich erzähle ihm von der Krankheit, und ich erzähle ihm auch von meiner Mutter, die so klein und zerbrechlich ist, dass ich Angst habe, sie zu umarmen. Ich erzähle ihm alles. Diesem wildfremden Mann, der neben mir auf dem Barhocker sitzt, mich ansieht und ab und zu nickt. Und ich frage mich, warum ich das tue. Aber vielleicht reicht das schon. Vielleicht reicht es schon, dass einfach nur jemand da ist und zuhört.

Lennard Fanlay
    Als ich aus dem Auto steige, bohren sich lange Nadeln in meine Schläfen. Ich gehe über den Rasen, alles ist grell, das Haus, die Pflanzen, die Straße. Die Sonne brennt. Hinter dem Vogelgezwitscher höre ich ein Rauschen. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit.
    Mrs Cormac bewässert ihr Blumenbeet mit einem Gartenschlauch. »Guten Morgen, Mister Fanlay«, ruft sie und winkt mit der freien Hand.
    »Guten Morgen«, rufe ich zurück.
    »Wird heute wieder heiß, nicht?« Sie schaut zum Himmel. Sie trägt eine große Sonnenbrille und eine weiße Schirmmütze.
    »Ja«, sage ich und spüre, wie mir der Schweiß ausbricht.
    Ich erreiche die Haustür, hole den Schlüssel aus meiner Tasche und schließe auf. Meine Hand fühlt sich an wie ferngesteuert.
    »Einen schönen Tag für Sie«, ruft Mrs Cormac.
    »Danke«, sage ich, »für Sie auch«, und trete in den Flur und ziehe die Tür hinter mir zu. Es ist kühl und still. Ich habe es geschafft.
    Ich taste mich durch das Halbdunkel ins Schlafzimmer. Die Jalousien sind noch von heute Morgen geschlossen. Heute Morgen, denke ich, dieser Ort scheint unendlich weit entfernt, und falle bäuchlings aufs Bett. Ich versuche, das Jackett auszuziehen. Es gelingt mir nicht. Ich schließe die Augen, lausche dem Rauschen in meinen Ohren und sehe abgepackte Fleischstücke, sehe das Blut und die Knochen hinter der Plastikfolie. Das Blut schwappt hin und her, als der Mann von der Spurensicherung sie aus dem Koffer holt. Ein Unterschenkel, eine Hand, dann ein Rippenbogen – ich denke an Spareribs. Der Kopf liegt ganz unten. Er sieht aus als wäre er aus Plastik, wahrscheinlich wegen der Folie. Ich sehe das Blut, das zerfetzte Fleisch und die zersägten Knochen, und ich denke, vielleicht ist das nur ein schlechter Traum. Dann schlafe ich ein.
    Einen Augenaufschlag später zeigt die Digitalanzeige des Funkweckers elf Uhr zweiundvierzig. Gleich Mittag, denke ich. Ich muss zurück. Bestimmt warten die anderen bereits. Doch ich stehe nicht auf. Ich rühre mich nicht. Sobald ich mich bewege, beginnt der Tag, beginnt das Grauen.
    Eine Spinne sitzt an der Zimmerdecke, ein kleiner schwarzer Punkt. Völlig regungslos sitzt sie dort in der Ecke. Ich denke: Sobald sie sich bewegt, stehe ich auf, und starre auf den schwarzen Punkt.
    Wahrscheinlich wartet sie, lauert auf Beute. Oder sie schläft. Schlafen Spinnen? Vielleicht ist sie tot und hängt in ihrem eigenen Netz?
    Der Punkt bewegt sich, ich stehe auf.
    Elf Uhr dreiundvierzig.

Sam Walter Jefferson
    Die Gestalt in dem Schutzanzug hat sich vor den Koffer gekniet. Ich sehe nur ihren Rücken. Zuerst hat es den Anschein, als würde sie einfach nur da knien, doch dann beginnt sie, Gegenstände neben sich auf den Boden zu legen. Es ist zu weit weg, um es genau zu erkennen. Schließlich steht die Gestalt schwerfällig auf und hebt den behandschuhten Arm. Mister Fanlay greift in die Tasche seines Jacketts und holt ein Walkie-Talkie hervor.
    »Erzähl mir was

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