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Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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Halt.
    »Bitte entschuldigen Sie …«, sagt Michael. »Ich glaube, ich bin etwas betrunken.«
    »Nein«, sage ich. »Nein, überhaupt nicht.«
    Dann schweigen wir wieder und trinken. Über uns leuchten zu beiden Seiten die Köpfe der Säulen. Riesige Sterne vor einem dunklen Nachthimmel. Mein Blick wandert zu den Fenstern hinüber. Jenseits des Glases bereits tiefe Dämmerung. Plötzlich steigt Unruhe in mir auf. »Wie spät ist es?«
    »Gleich Viertel nach zehn«, sagt Michael.
    Ich öffne meine Handtasche, wühle darin, verteile ihren Inhalt auf dem Tresen. Ich ertaste das Flugticket, ziehe es heraus, suche nach der Abflugzeit. Michael beobachtet mich mit großen Augen. »Was ist los?«, fragt er.
    »Mein Flugzeug ist bereits seit zwanzig Minuten in der Luft«, sage ich.
    »Sie machen einen Scherz, oder?« Ich zeige ihm das Ticket. »Dann sind wir ja schon zu zweit«, sagt Michael.
    Ich lege das Ticket zu den anderen Sachen auf den Tresen, schüttele den Kopf. Mit einem Mal fühle ich mich sehr nüchtern.

Lennard Fanlay
    Ich frühstücke in Mary’s Café. Marys Lächeln ist warm, der Orangensaft ist kalt und bitter, und Schluck für Schluck zieht sich die Müdigkeit zurück. Vor mir auf dem Tisch liegen die Tageszeitungen. Sie liegen mit den Titelseiten nach unten, ich will die Bilder nicht sehen. Noch nicht. Ich schiebe den Teller mit den Rühreiresten zur Seite und trinke den letzten Schluck Orangensaft. Dann erst drehe ich den Stapel um und fächere ihn auseinander. Die meisten Titelseiten zeigen dasselbe Motiv: Eine Nahaufnahme von Marisa in ihrem Splitterschutzanzug, kniend vor dem aufgeklappten Koffer. Der klobige Handschuh hält eine in Folie eingeschweißte menschliche Hand in die Höhe. Rundherum ein Meer aus weißen Fliesen, weiter hinten schemenhaft die Reihen der Schaulustigen. In einigen Zeitungen sind der weiß glänzende Knochen und der dünne Schlauch daneben nicht zu erkennen, die Schnittstelle am Handgelenk wurde unkenntlich gemacht. Als wenn es etwas ändern würde.
    Ich lese die Überschriften. Grausame Bluttat, Schrecklicher Fund in Terminal drei, Der Metzger von San Francisco , in rot triefenden Buchstaben. Die Artikel bringen wenig Neues. Ein Polizeisprecher sagt, die Leichenteile seien über einen längeren Zeitraum tiefgefroren gewesen, dies erschwere die Bestimmung des Todeszeitpunkts. Auch zur Identität des Opfers könne man bislang noch nichts sagen. Einigkeit herrscht hingegen darüber, dass die Körperteile vakuumverpackt waren. Eine Zeitung lässt sich zu der Behauptung hinreißen, dass hierfür ein aus der TV-Werbung bekanntes Küchengerät verwendet wurde. Dazwischen reihen sich Mutmaßungen und Halbwahrheiten. Und überall Fassungslosigkeit. Fassungslosigkeit und Entsetzen über die grausame Tat.
    Von der Ankündigung weiterer Taten lese ich nichts.
    Mary kommt an meinen Tisch. »Fürchterliche Geschichte«, sagt sie und pustet sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. »Ich verstehe nicht, wie jemand zu so was fähig sein kann.«
    »Ich glaube, der Mensch ist zu so ziemlich allem fähig.«
    »Fürchterliche Geschichte«, sagt Mary noch einmal und schiebt die Zeitungen zur Seite. Sie berührt das Papier nur flüchtig mit den Fingerspitzen. Fast so, als würde das Blut der abgetrennten Hand noch daran kleben. Sie lehnt sich auf die freie Stelle und schaut nach draußen, ins Terminal. »Was meinst du, Leo: Hat er sie hier umgebracht?«
    »Ich weiß es nicht. Wir wissen ja noch nicht mal, ob es überhaupt ein Mann war.«
    Sie sieht mich an. »Natürlich war das Mann! Eine Frau wäre zu so etwas niemals fähig.«
    »Tja … Kann schon sein«, sage ich. Sie nickt. »Am wahrscheinlichsten ist es wohl, dass er sie woanders getötet hat«, sage ich.
    »Er musste sie ja noch zerlegen«, sagt Mary und pustet eine Haarsträhne hoch. Und dann stellt sie die Frage, die seit gestern Nacht in meinem Kopf rotiert: »Warum hat dieser kranke Kerl den Koffer gerade hier bei uns abgestellt?«
    Und ich gebe ihr die beste Antwort, die ich habe: »Auf einem Flughafen sind viele Menschen. Ein abgestelltes Gepäckstück bleibt nicht lange unentdeckt. Wahrscheinlich wollte er Aufmerksamkeit erregen.«
    »Das ist ihm gelungen«, sagt Mary. »Hoffentlich kriegen sie das kranke Schwein.« Sie beginnt, den Tisch abzuräumen. »Ich wünsche dir trotzdem 'nen schönen Tag, Leo.« Wieder das warme Lächeln.
    »Danke, das wünsche ich dir auch.«
    Ich sehe ihr nach.
    Und in meinem Kopf dreht eine Frage ihre

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