Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)
schwindelig, und ich frage: »Seit wann wissen Sie davon?«
»Vor sechs Tagen hat der Erpresser Kontakt zu uns aufgenommen.«
»Wie viel fordert er?«, frage ich.
»Dazu kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben.«
»Und warum gerade die United Airlines?«
»Darüber kann ich nur Vermutungen anstellen. Die Größe unseres Unternehmens spielt mit Sicherheit eine Rolle.« Sie beugt sich vor, beugt sich zu mir hinunter. »Unüberlegtes Handeln könnte jetzt fatale Folgen haben, Mister Fanlay. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass Sie die Arbeit der Polizei nicht behindern. Es wurden bereits Profiler des FBI mit dem Fall betraut.«
Ich lege die Hand auf meinen Bauch und frage: »Warum haben Sie mich überhaupt zu sich gerufen?«
»Ich wollte wissen, was Sie wissen. Und ich wollte Schlimmeres verhindern. Die Sache ist einfach eine Nummer zu groß für Sie.« Sie macht eine Pause. Dann fragt sie: »Sind Ihre Fragen damit beantwortet?«
Ich nicke, und sie erhebt sich. Ich stehe vorsichtig auf. Sie bringt mich zur Tür.
Der Fahrstuhl gleitet nach unten, und ich fühle mich leer. Ausgelaugt.
Ich wollte einen Marathon laufen und befand mich die ganze Zeit über in einem Hamsterrad. Ich gehe entlang des Transitbereichs. Als ich aufschaue, stehe ich plötzlich im Panoramaraum. Um mich herum sitzen Menschen auf den Bänken und warten auf den Sonnenuntergang. Professor Husado ist nicht dabei. Es ist noch zu früh, denke ich, er wird noch unterwegs sein, Geld für die Kopierer sammeln. Dann fällt mir wieder ein, dass die Polizei ihn mitgenommen hat. Unser Gespräch heute Morgen liegt auf einmal sehr lange zurück. Ich streiche über mein Gesicht. Es war ein langer Tag.
Ich gehe zurück in mein Büro. Es ist leer. In der Computertastatur steckt ein Briefumschlag. Er steckt zwischen der Zahlen- und der ersten Buchstabenreihe. Ich öffne ihn, er ist unverklebt. Ein Notizzettel fällt heraus. Ein Name: Jennifer Cornelly . Darunter ein Buchstabe: M . Marisa.
Ich stehe da, betrachte den Zettel, den Namen. Ich bewege die Maus, der Bildschirm springt an. Zwei Telefonate und elf Minuten später sitze ich in meinem Wagen und fahre nach Süden Richtung Fillmore.
Sam Walter Jefferson
Das Wohnzimmer ist klein. Vor den Fenstern schwere Vorhänge, in den Möbeln der Geruch vergangener Abendessen. Wir sitzen auf dem Sofa und schweigen.
»Du liest viel«, sage ich und zeige auf die breiten Bücherregale, die bis kurz unter die Decke reichen.
»Sind noch von ihm«, sagt sie und hebt die Schultern. »Ich weiß auch nicht … Mir fehlte irgendwie die Kraft, das alles rauszuwerfen. Und irgendwann habe ich mich wohl daran gewöhnt.«
Sie trinkt. Rotwein.
»Man gewöhnt sich an so vieles«, sagt sie, und plötzlich klingt sie sehr niedergeschlagen.
»Ja«, sage ich. »Man gewöhnt sich an viel zu viel.«
Sie trinkt ihr Glas aus. »Wollen wir raufgehen?«
Und ich nicke. »Ja.«
Allison Turner
Ich erwache in gleißendem Licht.
Die Deckenlampe brennt sich in meine Augen, mein Kopf kocht. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich habe geträumt, doch die Erinnerungen daran verblassen bereits.
Ich stehe auf, schalte das Licht aus. Draußen die Sterne der Säulen. Ich trete ans Fenster. Fünf Stockwerke unter mir das Terminal, grau und verlassen wie eine Mondlandschaft. Die Reisenden sind verschwunden, die Monitore erloschen, die Ladenzeilen liegen im Dunkeln. Und ich stehe einfach nur da und schaue hinab in diese riesige menschenleere Halle. Mein Herzschlag beruhigt sich, mein Kopf kühlt ab. Auf der anderen Seite, etwa auf Höhe des Tunnels, schiebt sich eine Reinigungsmaschine aus den Schatten. Langsam fährt sie entlang der Ladenpassage. An ihrer Unterseite rotieren zwei Schwämme über die Fliesen. Der Fahrer ist groß und dürr und wippt unablässig mit dem Kopf, schnippt mit den Fingern. Ich beobachte ihn, bis er unter der Empore verschwunden ist. Mein Blick fällt auf den Radiowecker neben dem Bett: zwölf Uhr neun. Kurz nach Mitternacht, ich kann nicht länger als eine Stunde geschlafen haben. Plötzlich denke ich an zu Hause und an Richard und daran, dass ich schon vor Stunden dort sein wollte und dass mein Mobiltelefon immer noch ausgeschaltet ist und er sich sicher große Sorgen macht. Ich setze mich aufs Bett, greife nach dem Zimmertelefon, wähle. Es klingelt lange. So lange, dass ich überzeugt bin, mich verwählt zu haben. Dann ein Knacken.
»Ja …?« Es ist Richard.
»Hallo? Wer ist da?« Er klingt
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