Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)
…?«
»Ich habe sie nie beendet.«
»Warum nicht?«
»Wegen des Schreibens«, sage ich, weil die Wahrheit manchmal aus zerbrochenen Träumen besteht. »Ich habe einfach erkannt, dass mein Weg ein anderer ist.« Ich lächele.
Irgendwann legt sie ihre Hand auf meinen Unterarm. Es stört mich nicht.
Ich trinke den Whiskey aus, es ist der vierte oder fünfte, und sie sagt: »Ich glaube, ich habe zu Hause noch eine Flasche Jack Daniels.« Sie sieht mich an, ich antworte nicht, und schließlich fragt sie: »Was denkst du?«
Und ich denke an das große, leere Haus und die Stille, und ich sage: »Das trifft sich ja gut.« Und dann gehen wir.
Kurz vor dem Ausgang sage ich: »Geh schon mal vor, ich habe noch was vergessen.«
Sie bleibt stehen, sieht mich an. »Was denn?«
Allison Turner
»Allison?«, fragt Michael.
»Hm?«
»Alles in Ordnung?«
»Ich bin nur müde«, sage ich. Müde und alt.
»Geht mir genauso«, sagt Michael.
Der Fahrstuhl hält im fünften Stock, und wir steigen aus.
Roter Teppich, lange Korridore. An den Wänden hängen große Gemälde. Eine weitläufige Parkanlage und Frauen in weißen Sommerkleidern. Eine Festgesellschaft vor einem Springbrunnen. Ein Heckenlabyrinth in dessen Mitte eine riesige Statue thront. Dasselbe Labyrinth bei Nacht; etwas scheint sich hinter den dicht verwachsenen Dornensträuchern zu verstecken. Ich bleibe stehen.
Lennard Fanlay
Ich telefoniere mich die Hierarchieleiter der United Airlines hinauf. Jedes Mal stelle ich dieselben Fragen, und auch die Antworten wiederholen sich. Man könne mir keine Auskunft geben, wegen des Datenschutzes. Und außerdem sei es technisch nicht möglich, drei Jahre seien eine lange Zeit, viel zu lange.
Ich lasse mich weiterverbinden, weiter nach oben. Irgendwann höre ich einen vertrauten Namen am anderen Ende der Leitung: Terry Burton. Wieder stelle ich meine Frage, die Antwort bleibt dieselbe. Ich erinnere ihn an alte Gefallen. Terry antwortet nicht sofort. Dann sagt er: »So was kann ich nicht entscheiden, Leo. Tut mir echt leid, aber das kann ich nicht machen.«
»Und wer kann es?«
»Hier bei uns? Höchstens Mrs Levingston.«
»Dann frag sie.«
»Ich kann dir auch so schon sagen, was sie antworten wird.«
»Frag sie trotzdem.«
Terry seufzt. »Bleib kurz dran. Ich schau mal nach, ob sie überhaupt noch da ist.«
Ein Knacken, Musik erklingt aus dem Hörer. Marc schaut mich an und fragt: »Und?«
»Offiziell werden die Daten nach fünfzehn Tagen gelöscht, wenn sich niemand meldet.«
»Das habe ich doch gesagt«, sagt Rachel.
»Verdammt …«
»Fluggesellschaften lassen sich nur äußerst ungern in die Karten schauen. Ohne richterlichen Beschluss läuft da meistens gar nichts.«
Wieder das Knacken, die Musik verstummt, und Terry fragt: »Hast du um halb sechs schon was vor?«
Ich schaue auf die Uhr, kurz nach fünf.
»Kommt drauf an«, sage ich.
»Sie will dich sehen«, sagt Terry.
»Aha …«
»Halb sechs in ihrem Büro. Du weißt, wo das ist?«
»Hier im Terminal. Danke, Terry, du hast was gut bei mir.«
»Ich hab damit nichts zu tun«, sagt er. »Keine Ahnung, an welchen Fäden du gezogen hast. Andere warten auf so einen Termin mehrere Wochen.«
Wir verabschieden uns, und ich stehe auf und nehme mein Jackett von der Rückenlehne. Marc und Rachel schauen mich fragend an.
»Ich habe einen Termin bei Mrs Levingston«, sage ich. »Vielleicht kommt ja doch noch Bewegung in die Sache.«
Sam Walter Jefferson
Ich denke an mein Schließfach und an das Messer, die Knochensäge und das Klebeband darin, aber es fühlt sich irgendwie falsch an, und ich denke: Dieses Mal nicht, dieses Mal ist es etwas anderes. Und dann sage ich: »Ach, schon gut. Ist nicht so wichtig.«
Angela fährt einen weißen Kleinwagen, einen Toyota. Sie lenkt das Fahrzeug auf die Straße, schaltet den CD-Player ein.
»Phil Collins«, sage ich. »Genesis.«
»Ich liebe diese CD«, sagt Angela und trommelt mit den Fingern auf das Lenkrad.
»Die höre ich immer, wenn ich die Fliesen im Badezimmer schrubbe«, sage ich.
Sie schaut mich an. »Du schrubbst die Fliesen im Badezimmer?«
»Ja«, sage ich. »Jeden Donnerstag. Mit Lysol. Danach sind die wieder blitzeblank.« Und plötzlich spüre ich den Whiskey in meinem Kopf.
»Ich wusste nicht, dass es solche Männer überhaupt noch gibt«, sagt Angela und lacht.
»Wenn ich es nicht tue, tut es keiner«, sage ich.
»Das Problem kenne ich!«
Sie dreht die Lautstärke auf und singt den Text von
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