Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)
Alle wissen, was das bedeutet. Alle haben Zeitung gelesen, die Nachrichten geguckt. Der dritte Koffer, das dritte Opfer. Es folgen weitere Männer in Überzügen, weitere Koffer. Der vierte, der fünfte, der sechste. Rachel fragt: »Sind das … sind das alles …?« Und Marc antwortet: »Kann ich mir kaum vorstellen.« Und ich erkenne, dass wir von Anfang an zu spät waren. Es gab niemanden mehr zu retten, sie waren bereits tot. Es ist vorbei.
»Leo?«, fragt Rachel.
Ich antworte nicht. Ich warte auf den siebten Koffer, doch er kommt nicht. Im siebten Koffer liegt meine Frau .
»Leo, was hast du?«
»Es ist alles in Ordnung.«
Ich warte, doch es kommt kein siebter Koffer. Im siebten Koffer liegt meine Frau . Es ist noch nicht vorbei.
Sam Walter Jefferson
Ich stelle das Foto zurück, schiebe es zurecht. Etwas klopft in meinem Kopf, laut und kräftig, etwas will hinaus, und ich gehe hinunter in die Küche, weil der Flughafen und mein Schließfach zu weit weg sind. Ich durchsuche die Schubladen, im Messerblock werde ich fündig. Es ist kurz und scharf, und die Klinge funkelt im Küchenlicht, wenn ich sie hin- und herbewege. Ich suche weiter, suche nach einem Ersatz für meine Knochensäge. Öffne Türen, drücke Lichtschalter. Im Keller finde ich wenigstens eine halbe Rolle Klebeband. Ich gehe wieder hinauf, über den Flur in das Zimmer von Angelas Mann. Ich ziehe mich aus, damit meine Kleidung keine Flecken bekommt, und lege sie ordentlich über die Lehne des Schreibtischstuhls, damit sie nicht knittrig wird. Danach öffne ich die Schlafzimmertür.
Es ist dunkel. Angela ist wach. »Wo warst du?«, fragt sie.
Sie kann das Messer nicht sehen. Ich verstecke es hinter dem Rücken.
»Auf Toilette«, sage ich.
»Ich dachte, du wärst schon gegangen.« Sie setzt sich auf. »Deine Kleidung war weg.«
»Ich war auf Toilette«, sage ich.
»Komm doch wieder ins Bett«, sagt sie. »Oder willst du die ganze Nacht dort rumstehen?«
Ich stehe im Türrahmen und schweige.
Allison Turner
Die Tür zum Badezimmer öffnet sich, warmes Licht fällt herein.
Michael ist nackt. Die rechte Hand verbirgt er hinter seinem Rücken.
»Dein … Dein Jackett ist runtergefallen«, sage ich.
»Ich sehe schon«, sagt er.
»Michael, was hat das zu bedeuten? Was sollen die ganzen Visitenkarten?«
»Ich bin nun mal vielseitig talentiert.« Er kommt näher.
»Wer bist du?«
Das Messer in seiner Hand ist groß und glitzert. »Schön, dass wir uns endlich kennenlernen«, sagt er. Mein Mund öffnet sich, er legt den Zeigefinger auf seine Lippen. »Wenn du schreist, werde ich mir Zeit lassen.«
Ich versuche es trotzdem, er ist schneller. Ein dumpfer Schlag, das Bett, mein Körper verkrampft sich, keine Luft. Das Kopfkissen auf meinem Gesicht. Ich will schreien, doch keine Luft. Das Kopfkissen verschwindet. »Nein!«, schreie ich. Und: »Lass mich los!« Es ist nicht mehr als ein Keuchen. Seine Hände auf meinem Mund, etwas presst auf meine Lippen, Klebeband wickelt sich um meinen Kopf.
Ich versuche, es abzuziehen, er hält meine Hände fest, fesselt sie. Fesselt meine Füße. Dann wird er plötzlich ganz ruhig. Er steigt von mir runter, setzt sich aufs Bett, schaut mich an.
Sam Walter Jefferson
»Was hast du?«, fragt sie.
»Ich möchte, dass du mir eine Frage beantwortest.«
»Okay«, sagt sie.
Etwas klopft in dem kleinen Schlafzimmer, und ich frage: »Wann kommt dein Mann zurück?«
»Vermutlich nie«, sagt sie und lacht hohl.
»Wo ist er jetzt?« Sie antwortet nicht. »Angela, wo ist dein Mann?«
Sie stöhnt auf. »Auf irgendeiner Messe oder Tagung in Atlanta. Oder Alabama, was weiß ich? Ist das jetzt wirklich so wichtig?«
»Du hättest mir sagen müssen, dass du verheiratet bist.«
»Bitte, Walter, mach jetzt nicht alles kaputt. Komm einfach wieder ins Bett.« Sie schlägt die Decke zurück.
»Du hättest es mir sagen müssen.«
»Und dann?«, fragt sie. »Was hätte das geändert?«
»Alles«, sage ich.
Sie stößt einen kurzen Schrei aus, als ich ihre Haare packe. Sie wehrt sich, aber nur kurz, als ich ihr den Mund zuklebe. Als ich sie ins Badezimmer bringe, als ich sie in die Wanne lege, ist sie schon wieder ganz still.
Ich knie mich neben die Wanne, beuge mich über den Rand. »Ich wollte nicht, dass es so endet«, sage ich. »Dieses Mal nicht.«
Sie wimmert. Sie nässt sich ein, Urin läuft in den Abfluss.
»Es ist deine Schuld«, sage ich. »Ganz allein deine Schuld. Das hättest du nicht tun
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