Terminal 3 - Folge 2: Die Sensen des Himmels. Thriller (German Edition)
machen.
Nichts geschieht.
Rachel geht auf schnellen Vorlauf.
»Stopp!«, sage ich.
Um kurz vor sieben erhebt sich Murphy. Oder besser, er versucht es, denn er fällt kraftlos auf die Bank zurück und schafft es erst beim dritten Anlauf einigermaßen aufrecht zu stehen.
Seine Augen suchen wieder die Wand ab. Das sieht ziemlich dämlich aus.
Dann schlurft er in Richtung Mall.
Dort erfasst ihn eine Kamera genau in dem Moment, wo er Mary’s Café betritt.
Er bleibt eine Weile im Eingang stehen und geht schließlich hinein.
»Ich gehe auf die Innenkamera«, kommentiert Rachel.
In dem Café gibt es auf Wunsch der Inhaberin eine Überwachungskamera.
Ich beobachte, wie sich Murphy auf einen frei werdenden Platz an der Theke setzt.
Links von ihm hockt ein Mittdreißiger, Typ Börsianer, rechts eine große, untersetzte Brünette in einem grauen Hosenanzug, mit dem sie vielleicht in den Achtzigern Furore gemacht hätte.
Der Börsianer telefoniert gestenreich mit seinem Handy, die Brünette liest Zeitung.
Murphy gibt bei Mary eine Bestellung auf.
Dann beugt er sich zu der Frau im Hosenanzug und spricht sie an.
Sie rückt von ihm ab und starrt in seine Richtung.
Ihr Gesichtsausdruck ...
»Die letzten zwanzig Sekunden noch mal«, fordere ich. »Und geh näher ran.«
Rachel zoomt Murphy und die Frau.
»Noch mal. Selbe Vergrößerung und in Zeitlupe.«
Murphy beugt sich nun unendlich langsam zu der Frau. Ich sehe nur seinen Hinterkopf, aber dafür das Gesicht der Frau, als sie sich ihm kurz zuwendet.
Sie reagiert nicht überrascht oder abweisend ... Sie ist eiskalt.
»Er ekelt sie an«, sagt Rachel. »Kein Wunder bei dem Kerl.«
»Sie bewegt nicht die Lippen«, erwidere ich. »Sie sagt nichts zu ihm.«
Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie Murphy nicht zum ersten Mal sieht.
Sie scheint ihn mit ihren grünen Augen zu durchbohren. Wie eine strenge Lehrerin, die einen ungezogenen Jungen zur Räson bringen will.
»Weiter in normaler Geschwindigkeit.«
Murphy wirkt in der Tat eingeschüchtert, startet keinen zweiten Kontaktversuch, trinkt einen Kaffee mit viel Milch und Zucker und trollt sich.
Ich weiß, dass er sich auf den Weg zu Gang C 4 macht. Wo er mir dann zum zweiten Mal über den Weg läuft.
»Ich glaube nicht, dass sich die beiden kennen«, meint Rachel. »Aber ... Sekunde ... Da stimmt was nicht.«
Sie spult zurück zu dem Moment, als sich die Frau Andrew Murphy und somit der Kamera zuwendet.
Rachel deutet mit einer nikotingelben Fingerspitze auf den Kopf der Fremden. »Die Lady hat reichlich Hüftgold, aber ihr Gesicht ist das einer schlanken Person.«
»Kann doch vorkommen«, erwidere ich.
»Klar!« Rachel zieht eine Grimasse. »Viele Kerle kriegen auch nur eine Wampe. Der Rest bleibt spindeldürr. Das nennt man Käferfigur. Wie bei meinem Schwager Oswald.«
»Aha«, mache ich und versuche mir das Gesicht der Frau im Hosenanzug einzuprägen. Doch da ist nichts Markantes.
Bis auf die stechenden grünen Augen.
»Vielleicht arbeitet sie doch mit dem Dealer zusammen«, fährt Rachel fort. »Die Drogen versteckt sie unter der Kleidung. Das soll dann aussehen wie Fettpolster. Hatten wir doch alles schon mal.«
»Das waren dann aber Schmuggler aus dem Ausland, keine Dealer.« Mir wird ein wenig schwindlig. Das Bild auf dem Monitor verschwimmt vor meinen Augen. Ich muss schlafen. »Ich will auf jeden Fall, dass du feststellst, wohin diese Frau ging.«
Rachel seufzt. »Und wenn sie unseren Bereich verlassen hat?«
Ich strecke mich und kann ein Gähnen nicht länger unterdrücken. »Dann besorgst du dir das Bildmaterial von den Kollegen der anderen Terminals.«
»Weißt du, was das für eine Arbeit ist, Leo?«
Ich klopfe Rachel auf die Schulter. »Weiß ich. Ich bringe dir dafür eine ganze Stange Luckies mit.«
»Ohne Filter«, ruft sie mir nach, ehe ich die Tür schließe und hoffe, dass ich es noch bis in mein Bett schaffe.
Hazel Oldham
Mein Handy liegt dem Tisch.
Es ist absurd. Aber ich brauche es, um meinen Plan durchzuführen. Es ist meine Verbindung zu Joseph Ketou und all den anderen, die mich unterstützen.
Gleichzeitig ist es vielleicht Teil der Misere.
Enthält mein Handy das Metall Tantal?
Ich weiß es nicht. Aber ist durchaus möglich.
Tantal gewinnt man aus dem Erz Coltan. Tantal wird in der Mikroelektronik verwendet. Zum Beispiel für Laptops und ... Mobiltelefone. Die Nachfrage nach diesem Metall wächst von Jahr zu Jahr.
Coltan wurde auch in der Nähe des
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