Terminal 3 - Folge 2: Die Sensen des Himmels. Thriller (German Edition)
darüber schwatzt.«
Ich treffe ihn direkt in die Stirn.
»Das ist ein Verstoß gegen die Regeln, Ben.«
Routinemäßig folgt eine zweite Kugel ins Genick.
Wo ist Amanda, seine Frau?
Ich lausche. Im Haus ist alles still.
Versteckt sie sich irgendwo?
Mit dem Handy in der Hand.
Ich haste in den Flur.
In der unteren Etage ist sie nicht.
Im Keller kann sie auch nicht sein. Das Haus hat gar keinen.
Die Tür zur Straße hin ist von innen verriegelt. Also kann sie auch nicht abgehauen sein.
Es sei denn, sie ist noch flink genug, um aus einem Fenster zu klettern. Aber die sind ebenfalls alle verschlossen.
Die hölzerne Treppe zum Obergeschoss knarrt unter meinen Schritten.
Aber das ist jetzt auch schon egal.
Ich finde Amanda.
Sie liegt im Ehebett.
Ihren Zustand würde ich als luftgetrocknet bezeichnen. Sie ist schon lange tot.
Im Schlafzimmer riecht es noch nicht einmal. Vielleicht hat ihr Mann sie konserviert.
Ich frage mich, ob er neben ihr geschlafen hat.
Mir war schon heute Morgen klar, dass der alte Ben geistig etwas unrund lief.
Aber das hier ist doch erheblich mehr als ich erwartet habe.
Nun kann ich ihm aus der Plauderei mit Amanda doch keinen Vorwurf mehr machen.
Egal.
Wer seine tote Frau als Mumie aufbewahrt, stellt garantiert ein Sicherheitsrisiko dar.
Ich stelle das Haus ein wenig auf den Kopf. Öffne Schränke und Schubladen, wühle in den Sachen herum und nehme alles Geld an mich, das ich finden kann.
Es soll nach einem Überfall aussehen.
Im Schränkchen unter der Küchenspüle finde ich, was mir noch fehlt.
Eine fast volle Flasche Grillanzünder.
Wie jeder echte Amerikaner garte Ben sein Steak am liebsten auf Holzkohle.
Ich gehe in den Garten, bespritze Reagans Kopf – auch das Innere seines Mauls – großzügig mit dem Brandbeschleuniger und zünde ihn dann an.
Man wird keinen Tropfen Blut von mir an dem Köter finden.
Ich mache mich aus dem Staub.
Das war selbst für mich ein ziemlich eigenartiger Abend.
Ich stelle mir die dummen Gesichter der Polizisten vor.
Ben tot auf dem Wohnzimmerteppich, Mumie im Ehebett, Dogge mit verschmortem Kopf im Garten.
Aber das Beste ist, ich bin noch nicht einmal außer Atem.
Ich halte mein Level.
Lennard Fanlay
Es ist Dienstag.
Kurz nach sechs am Morgen.
Ich habe schlecht geschlafen und befinde ich schon wieder im Terminal drei.
Hinter meiner Stirn rumoren mittelheftige Kopfschmerzen.
Steven Cale sitzt im Überwachungsraum.
Marc ist auch schon da. Das überrascht mich ein wenig. Ich dachte, er meldet sich nach der Sache mit Andrew Murphy krank.
Ich habe ihn unterschätzt.
»Alles klar?«, frage ich ihn.
Er versucht zu lächeln, sieht dabei aber aus wie ein trauriger Clown. Seine Augen sind gerötet.
»Es tut mir leid, Mr Fanlay«, beginnt er.
»Kein Problem, Marc.«
Er schüttelt den Kopf, schafft es immerhin mich zwei Sekunden lang anzusehen und blickt dann zu Boden. »Ich habe es vergeigt. Bin völlig hysterisch geworden.«
»Aber jetzt sind Sie wieder hier«, sage ich. »Und darüber bin ich sehr froh. Ich weiß, dass ich auf Sie zählen kann!«
Ich gebe ihm einen Klaps auf die Schulter und wende mich an Cale. »Was gibt’s Neues, Steven?«
»Nur das Übliche.«
Er deutet auf einen Stapel ausgedruckter Fotos. Sie zeigen die schlecht gelaunten Gesichter von Männern unterschiedlichen Alters.
Aufgenommen nach ihrer Verhaftung. Jetzt sind sie entweder aus dem Knast getürmt oder haben sich nach ihrer Entlassung erneut etwas zuschulden kommen lassen.
Vielleicht tauchen sie bei uns auf.
Es sind fast immer nur Männer.
Steven Cale streicht seine Krawatte glatt. Heute trägt er eine goldene. Er legt Wert auf ein korrektes Erscheinungsbild. Obwohl, mit dem goldenen Krawattenmonster sieht er beinahe wie ein Klischee-Mafioso aus.
»Rachel hat eine Nachricht hinterlassen. Es geht um die Dicke im Hosenanzug, soll ich sagen. Sie wertet die Aufnahmen zu Hause auf ihrem Computer aus.«
Jetzt bin ich hellwach. »Und?«
»Sie meldet sich, wenn dabei was rauskommen sollte.«
Fünf vor halb sieben.
Die ersten Flüge sind raus. Im Terminal ist eine Menge los.
Auf einem Monitor entdecke ich einen Trupp Pfadfinder in voller Montur. Die Jungen folgen ihrem Anführer in exakten Zweierreihen.
Das Diensttelefon klingelt. Auf dem Display erkenne ich Rachels Handynummer.
»Morgen, Boss. Vorweg, ich habe die ganze Nacht vor dem Computer gehockt. Bin gerade mit dem Material durch«, sagt sie, ehe ich zu Wort komme. Ich höre, wie sie
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