Terminal 3 - Folge 2: Die Sensen des Himmels. Thriller (German Edition)
direkt in das beleuchtete Wohnzimmer blicken. Es ist niemand zu sehen.
Plötzlich taucht Ben auf und öffnet die gläserne Schiebetür zum Garten. Er trägt Shorts und ein weißes Unterhemd. Er sieht lächerlich aus.
Weniger lächerlich ist sein Begleiter.
Eine schwarz-weiß gefleckte Dogge. Kopfhöhe ein Meter. Gewicht geschätzte zwei Zentner.
Das Monstrum reckt die Schnauze in meine Richtung und nimmt Witterung auf.
Der alte Ben bekommt davon nichts mit. Er watschelt zurück ins Wohnzimmer und verschwindet in den Tiefen des Hauses.
Jetzt knurrt der Hund. Ein sehr bedrohliches Geräusch.
Ich hole die Pistole aus der Manteltasche. Mit aufgesetztem Schalldämpfer. Natürlich ist es nicht die Waffe, mit der ich Murphy im Flughafen ausgeknipst habe. Die Ballistikexperten der Polizei sind ja nicht völlig verblödet.
Die Dogge rennt los. Sie bellt nicht.
Fünfzehn Meter.
Ich visiere sie an.
Drücke ab.
Der Schuss ist ein trockenes und kurzes Husten. Mehr nicht.
Verdammt! Mir gelingt kein vernünftiger Treffer. Das Licht ist zu schlecht. Es ist fast schon dunkel.
Die Kugel hat dem Köter nur das rechte Ohr zerfetzt.
Er schüttelt seinen gewaltigen Schädel.
Jetzt bellt er.
Klar, ich habe ihn wütend gemacht.
Er will die letzten Meter zwischen uns überwinden.
Als ich zum zweiten Mal abdrücke und ihn so heftig in der Brust erwische, dass er vom Einschlag zurückgeworfen wird, taucht Ben wieder in der Tür auf.
»Reagan!«, höre ich ihn rufen.
Was für ein Name! Ben hat sich wenigstens noch einen Rest Humor bewahrt.
Er kommt direkt aus der Helligkeit des Hauses. Seine Augen können sich noch nicht an die Lichtverhältnisse im Garten angepasst haben.
Ich verlasse meine Deckung und ziele ganz genau.
Ben sieht mich. Ich weiß nicht, wie viel er von mir erkennen kann. Ob er weiß, wer da in seinem Garten steht.
Er tastet reflexartig nach einer Waffe.
Armer Ben, du trägst doch nur deine extraweiten Rentnershorts. Du bist seit fast einem Jahrzehnt auf dem Altenteil.
Er dreht sich um. Garantiert hat er aber irgendwo im Haus eine Knarre versteckt.
Meine Pistole hustet zwei Mal.
Ich erwische ihn in der Drehung. Zwei Treffer in die rechte Seite. Sein linker Arm rudert in der Luft herum. Dann fällt Ben.
Ich gehe mit schnellen Schritten aufs Haus zu. Wahrscheinlich steckt seine Frau dort. Vielleicht ruft sie gerade die Polizei.
Ich vernehme ein kurzes Knurren, dann folgt ein stechender Schmerz.
Reagan lebt noch. Er hat es irgendwie geschafft nach mir zu schnappen, während ich an ihm vorbeigehe. Sein Biss hat nicht mehr viel Kraft, aber es reicht, um mir seine Eckzähne durch den Stoff der Jeans in den Unterschenkel zu rammen.
Dabei gibt er ein pfeifendes Geräusch von sich. Die Kugel hat ihn in der Lunge getroffen.
Der Köter macht seinem Namensgeber alle Ehre. Bleibt dran, gibt nicht auf. Kämpft bis zum Letzten.
Ein Wadenbeißer!
»Ich bin doch kein Kommunist«, sage ich lachend und schieße ihm in den hässlichen Schädel.
Es ist nicht ganz einfach, sein Maul so weit zu öffnen, dass ich mich von ihm befreien kann.
Ich muss das Hosenbein hochkrempeln, um die Bisswunde zu begutachten.
So viel Zeit muss sein. Ich darf hier kein Blut verlieren. Genauso gut könnte ich meine Latexhandschuhe ausziehen und überall meine Fingerabdrücke hinterlassen.
Die Wunde ist keine große Sache. Ich binde mir ein Taschentuch ums Bein.
Aber Reagan hat Blut von mir an den Zähnen. Vielleicht kommt die Spurensicherung drauf.
Okay, darum kümmere ich mich zum Schluss.
Jetzt rüber zum Haus.
Ben ist weg!
Der Teppichboden im Wohnzimmer ist grün. Die Blutspur, die er darauf hinterlassen hat, sieht im Schein der Deckenlampe fast schwarz aus.
Ben kriecht auf ein Wandregal zu. Darin liegt ein Revolver.
»Chrrr...«, dringt es aus der Kehle des alten Mannes, dabei hält er unbeirrt Kurs auf die Waffe.
Will denn in diesem Haus keiner sterben, ohne mir Schwierigkeiten bereiten zu wollen?
Ich stelle mich direkt hinter ihn.
Ben muss meine Anwesenheit wahrgenommen haben, denn er versucht sich umzudrehen. Wälzt sich mühsam auf die unverletzte Seite.
Ich stelle beiläufig fest, dass er noch immer die verschiedenfarbigen Socken trägt.
Er starrt mich an.
»Wa...«, ächzt er.
»Du meinst sicher was oder warum?«, verbessere ich ihn. »Warum ich das hier tue?«
Das Ende des Schalldämpfers ist einen Meter von seinem Kopf entfernt.
»Weil du den Mund nicht halten kannst. Weil du sogar mit deiner Frau
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