Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)
Fliesen. Sie muss in ein Krankenhaus. Ich bücke mich, schiebe eine Hand unter ihren Rücken, die andere unter ihre Oberschenkel.
»Nein, nein, lassen Sie sie liegen!« Schritte kommen näher. Es ist Bookbinder.
»Sie braucht Hilfe!«, sage ich.
»Ist schon unterwegs« sagt er, »ich habe gerade angerufen.«
Ich will Nicole hochheben, doch eine Hand legt sich auf meinen Rücken. »Lassen Sie sie lieber liegen«, sagt Bookbinder. Ich sehe auf, und er sagt: »Es kommt gleich jemand, ich habe gerade angerufen.« Doch er irrt sich, niemand wird kommen.
Ich will Nicole hochheben, aber Bookbinder drückt mich wieder nach unten. »Thomas, hören Sie mir zu! Sie sind gleich hier, die Sanitäter sind bereits auf dem Weg. Verstehen Sie, was ich sage?«
Ich nicke, lege Nicole behutsam auf den Boden und setze mich neben sie.
»Es wird gleich jemand kommen«, sagt Bookbinder noch einmal.
Lennard Fanlay
Überall im Terminal liegen Menschen. Es müssen Dutzende sein, vielleicht Hunderte. Um sie herum Trauben aus Panik und Aufregung. Doch hier im Überwachungsraum ist es still. Wir hören die Schreie nicht, wir sehen nur die aufgerissenen Münder. Wir stehen da und starren schweigend auf die Monitore.
Es wirkt so unwirklich, so weit weg. Wie in den Abendnachrichten.
Ich sehe die Bilder und denke an Massenpaniken, an Selbstmordattentate und Bombenanschläge. Nur ohne Blut. Das ist der Unterschied: Niemand blutet. Sie kippen einfach um. Alte Leute, junge Leute, Männer, Frauen und Kinder. Sie gehen, stehen und sitzen. Manche scheinen kurz zu wanken, andere fassen sich an den Kopf, als wäre ihnen gerade etwas eingefallen. Dann kippen sie um, rutschen von den Wartebänken und Restaurantstühlen, und bleiben regungslos liegen. Rettungskräfte sind bei ihnen. Zum Glück sind ihre Türen nicht ebenfalls blockiert.
Die Sanitäter versuchen, die Bewusstlosen zu versorgen, doch es sind einfach zu viele. Es hat vor Stunden begonnen, doch die Zeitanzeige auf den Monitoren behauptet, es wären gerade einmal vier Minuten.
»Was, zum Teufel, geht da vor sich?«, fragt Marc.
Niemand antwortet. Nur Brian murmelt leise: »Scheiße, scheiße, scheiße«, die ganze Zeit über. Dann sagt Rachel: »Wie die Fliegen … Die kippen um wie die Fliegen.« Und es werden immer mehr.
»Was ist das, Leo?«, fragt Marc.
Er sieht mich an, und ich denke: Wir müssen etwas unternehmen, irgendwas.
»Ich nehme an, Sie sind jetzt eher bereit, mich ernst zu nehmen«, sagt eine Stimme, und ich schaue zur Tür. Wir alle schauen zur Tür.
Frank lächelt. Seine Wangen glänzen nass, und seine Hände sind noch immer auf dem Rücken gefesselt, doch trotzdem lächelt er.
»Was wissen Sie darüber?«, frage ich.
»Ach … so dies und das …« Er stellt sich zu uns und betrachtet die Bilder. »Was Sie jetzt gerade sehen, ist Stadium A. Eindrucksvoll, nicht?«
»Was passiert da?« Marc zeigt auf die Monitore.
Frank schüttelt den Kopf. »Sie hatten ausreichend Gelegenheit, mir Fragen zu stellen. Aber Sie haben es vorgezogen, mich zu verspotten und mich zu … mich zu misshandeln. Jetzt ist es zu spät.« Er schaut in die Runde. »Alles, was Sie wissen müssen, ist, dass diese Menschen vergiftet wurden. Und dass sie sterben werden, wenn sich nicht peinlichst genau an meine Anweisungen gehalten wird.«
Er verstummt. Auf einmal ist es sehr still im Überwachungsraum.
»Das ist doch Schwachsinn«, sagt Brian. »Ihr glaubt das doch nicht, oder?«
»Glauben Sie es ruhig«, sagt Frank, »lassen Sie es zu.«
»Mit dir redet keiner.«
»Es ist in Ordnung, Angst zu haben«, sagt Frank.
»Halt endlich die Klappe, du Freak!«
»Dir sieht man die Nähe zum Primaten richtig an«, sagt Frank ruhig. »Wirklich. Es springt dir geradezu aus dem Gesicht.«
»Ich bring ihn in die Arrestzelle«, sagt Brian. »Okay, Leo? Oder wollt ihr euch den Schwachsinn noch länger anhören?«
Ich bedeute ihm zu warten. »Sie wollen uns also erzählen, dass das Ihr Werk ist?«, frage ich Frank.
»So könnte man es nennen.« Er lächelt.
»Und was wollen Sie?«, frage ich.
Er sieht mich an. »Was ich will?«
»Ich nehme an, es gibt einen Weg, diesen Menschen zu helfen.«
»Den gibt es«, sagt Frank. »Aber damit haben Sie nichts zu tun. Sie haben Ihre Schuldigkeit getan. Ich schlage vor, Sie nehmen mir jetzt die Handschellen ab und geben mir ein Telefon. Und wer weiß, vielleicht vergesse ich dann sogar diesen unschönen Vorfall gerade.«
»Bringt ihn in die Zelle«, sage ich.
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