Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)
Dann folgt er meinem Blick und sieht, was ich sehe. »Verdammte Kacke …« Der obligatorische Knopf neben dem Aufzug fehlt. Stattdessen ist ein kleines Schloss in die Wand eingelassen.
»Mir gefällt das nicht, Lester. Mir gefällt das überhaupt nicht.«
Ich schlucke trocken. »Komm«, sage ich, und wir betreten den Konferenzsaal.
Die Wände bestehen zu beiden Seiten vollständig aus Glas. Links liegt das Terminal, rechts der Rest der Welt. Am Ende des Tisches stapeln sich Pizzaschachteln, umringt von Colaflaschen und anderen Softdrinks.
»Ich dachte schon, ihr zwei Genies hättet euch verlaufen«, sagt Frank.
Er steht am Fenster und schaut auf den Parkplatz hinunter, auf die vielen Polizei- und Krankenwagen, auf die unzähligen Uniformen, die dort unten umherwuseln. Er hat die Hände hinter dem Rücken gefaltet, seine Haltung ist straff. In seinem Blick liegt so etwas wie Stolz. Er sieht aus wie ein General. Als wären das dort unten seine Truppen.
»Haben sie dich auch geschnappt?«, fragt Gordon.
Frank stößt ein Lachen hervor. »Du bist so dumm, Gordon, so unglaublich dumm. Wirklich, manchmal tust du mir richtig leid.« Seine Stimme ist ganz sanft, so als täte es ihm tatsächlich leid.
»Der Aufzug ist verschlossen«, sagt Gordon. »Wir kommen hier nicht raus!«
Ohne den Blick von seinem Schlachtfeld abzuwenden, holt Frank einen kleinen Schlüssel hervor. »Ein freier Mann kann gehen, wohin er will«, sagt er Richtung Glasscheibe.
»Aber diese Typen von der Flughafensicherheit …«, sagt Gordon. »Und draußen die ganzen Polizisten.«
»Niemand kann uns etwas anhaben. Jetzt nicht mehr.« Frank dreht sich zu uns um. Er ist vollkommen ruhig. Ausgeglichen. So habe ich ihn noch nie gesehen. »Es ist vollbracht. Das Terminal ist abgeriegelt, Stadium A ist vorbei, Stadium A2 wird in Kürze beginnen. Alles lief nach Plan. Vor genau fünfzehn Minuten habe ich unsere Forderungen durchgegeben. Wir haben es geschafft.«
Ich greife nach dem nächstbesten Stuhl und setze mich.
»Wir sind reich«, sagt Frank.
Wir haben es geschafft, denke ich. Kann das stimmen?
Frank zeigt auf die Pizzaschachteln. »Greift zu! Ihr seid bestimmt hungrig.«
Eine der Schachteln ist aufgeklappt. Eine Kingsize mit Käse, Tomaten, Zwiebeln, Salami und etwas, das wie Artischocken aussieht.
Wir haben es geschafft. Kann es wirklich so einfach gewesen sein?
»Macht euch keine Gedanken«, sagt Frank. »Alles ist sauber, es ist von draußen.«
»Wo ist Carl?«, frage Gordon.
»Er erledigt seine Mission«, sagt Frank. »So wie wir alle.«
Plötzlich schiebt sich ein anderer Gedanke in meinen Kopf. »Was ist Stadium A2?«, frage ich.
Frank lächelt. »Das wirst du bald schon sehen.«
Irgendwo auf dem Tisch klingelt ein Telefon. »Entschuldigt mich«, sagt Frank. Er setzt sich ans Kopfende und wartet. Eine halbe Unendlichkeit später nimmt er ab. »Ich höre.«
»Es gibt kein A2«, sage ich.
»Keine Ahnung«, sagt Gordon.
»Es gibt nur A, B und C«, sage ich.
»Kann schon sein. Sorry, Lester, du weißt ja, ich kann mir so was nicht merken.«
»Es gibt kein A2«, sage ich noch mal.
»Ist das jetzt wirklich so wichtig?«, fragt Gordon.
Ich schüttle den Kopf und schaue zu Frank rüber. Er streicht sich über die streichholzkurzen Haare. »Sie können so viel reden, wie Sie wollen«, sagt er ins Telefon. »Sie wissen, wie viel Zeit Ihnen noch bleibt. Ich kann jetzt nichts mehr daran ändern.«
Ich bin mir sicher, dass es kein A2 gab.
»Warum tragen die denn Schutzanzüge?«, fragt Gordon plötzlich. Er steht am Fenster.
»Wer?«, frage ich zurück.
»Na, die da draußen.«
»Wovon redest du, Gordon?«
»Die da draußen.« Er dreht sich zu mir um. »Die tragen alle solche Schutzanzüge. Wie nach einem Chemieunfall.«
Ich stehe auf. Frank beobachtet uns mit dem Telefonhörer am Ohr. Er lächelt.
Thomas Riley
Der Sanitäter hatte recht. Es sind nur noch wenige ohnmächtig, die meisten sind schon wieder auf den Beinen. Sie sehen eigentlich ganz okay aus, vielleicht etwas schlapp. Wie man halt aussieht, wenn man gerade aufgewacht ist. Einigen scheint noch etwas schwindelig zu sein. In allen Gesichtern leuchten die Flecken, wie Signallichter.
Vor dem Ausgang hat sich eine kleine Menschenmenge gebildet. Ich schiebe mich zwischen den Wartenden hindurch nach vorne. Auch hier einige rot Leuchtende.
Direkt vor den breiten Glastüren steht eine Reihe aus blauen Uniformen.
»Was ist hier los?«, fragt ein Mann von hinten. »Was
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