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Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andree Leu
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gezogen“, entkräftete der Vater den Einwand.
    Arnes Eltern hatten nur verstohlene und sorgenvolle Blicke gewechselt, wie sie das noch mehrmals taten, während Arne erzählte. Der Junge wollte fast verzweifeln, weil er bemerkte, dass seine Eltern keinem seiner Worte Glauben schenkten. Es kam sogar so weit, dass die Mutter besorgt hinter Arnes Sessel trat und ihm die flache Hand auf die Stirn legte, schnel ins Badezimmer eilte und mit einem Fieberthermometer in der Hand zurückkehrte.
    „Ich bin nicht krank“, wies Arne seine Mutter schroff zurück. Dann ließ er aber doch die Prozedur des Fiebermessens über sich ergehen. Nicht schon am Tage seiner Heimkehr wollte er einen Streit anfangen.
    Sein Bericht wurde nach dem kleinen Zwischenfall aber immer verworrener. Die Eltern begriffen bald keinen Zusammenhang mehr und Arne gab resigniert auf. Die Begegnung mit Stewart erwähnte der Junge schon gar nicht mehr. Es war ohnehin hoffnungslos.  Arne lag schon im Bett. Die Mutter hatte ihm eine Wärmflasche gemacht und auch ein Körnerkissen an das Fußende der Matratze gelegt.
    „Schlaf dich nur erst gesund, mein lieber Junge.  Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus.“ Dann löschte sie das Licht und verließ leise den Raum.
    Durch die angelehnte Tür fiel ein schmaler Lichtstreifen auf Arnes Bett und er hörte die Eltern leise tuscheln.
    „Ist das nicht schrecklich?“, sagte der Kapitän zu seiner Frau. „Der Junge ist vollkommen verwirrt und erzählt die abenteuerlichsten Geschichten.“
    „Ich glaube auch, dass es Halluzinationen sind“, hörte Arne die Bestätigung seiner Mutter.
    „Er weigert sich vehement, uns die Wahrheit zu sagen.“
    Die Stimme des Kapitäns klang ärgerlich. Das versetzte Arne einen Stich ins Herz. Wenn seine Eltern ihm schon nicht glaubten, wer sollte es dann tun?
    „Wir müssen einen Arzt rufen“, entschied der Kapitän in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ.
    „Er hat kein Fieber.“
    Arne hörte, wie seine Eltern sich mit vorsichtigen Schritten entfernten.
    „Amnesie!“, hörte Arne seinen Vater noch entfernt sagen. „Wir brauchen einen guten Psychologen für den Jungen.“
    Arne zog die Hose, die über der Lehne seines Stuhls hing, zu sich heran und kramte den Zettel mit Stewarts Adresse daraus hervor. Es gab zumindest einen Menschen auf dieser Welt, der ihn nicht für verrückt hielt.

Ein Heilungsversuch
    Die Tage wurden allmählich länger und die Sonne versank erst in den späten Abendstunden hinter dem Horizont.
    Arne stand allein auf dem Dachboden der Scheune und schaute, trüben Gedanken nachhängend, dem blutroten Versinken der Sonne zu. Keiner der goldenen Lichtstrahlen, die sein Auge einfing, erreichte sein Herz und konnte es auch nur im Geringsten wärmen.
    Schon beim Aufstieg zu seinem Reich, das er so gerne mit Martha aufgesucht hatte, erinnerte ihn das Knarren der Holzstiege schmerzlich an das Fehlen der Freundin. Kein helles Mädchenlachen drang an sein Ohr. Kein Rascheln auf dem Heulager, das Arne einst mit seiner Mutter gebaut hatte, sprach von Marthas Anwesenheit. Einsam und verlassen fühlte sich Arne.
    Das Herz war leer und kein schöner Gedanke konnte ihn aus seiner Zurückgezogenheit wecken.
    Es war Sommer. Die Ferien standen vor der Tür.
    Das wusste Arne, obwohl er schon lange nicht mehr die Schule besuchte. Die Lehrer hatten schon nach kurzer Zeit den Vater informiert, dass mit dem Jungen etwas nicht stimme. Seine Leistungen seien nicht mehr die alten. Die Beteiligung am Unterricht fehle vol kommen. Niemand war in der Lage, den vor Ostern des Vorjahres noch so gelobten Schüler wiederzuerkennen.  Die Eltern hatten alles unternommen, was ihnen nur möglich war. Der Vater hatte sich bei seiner Reederei einen unbezahlten Urlaub auf unbestimmte Zeit erbeten, der ihm angesichts der besonderen Umstände auch anstandslos gewährt wurde. Die Mutter kümmerte sich rührend um das körperliche Wohlergehen ihres Sohnes. Seine kranke Seele konnte sie aber auch mit den Lieblingsspeisen des Jungen nicht heilen.
    Drei Mal in der Woche fuhr Arne mit seinem Vater nach Hamburg. Es hatte viel Mühe gekostet, den renommierten Psychologen zu überreden, Arne in Behandlung zu nehmen.
    Auch an diesem Nachmittag hatte es wieder einen erfolglosen Therapieversuch gegeben. Arne hatte kein Wort gesprochen. Dem Psychologen war nichts als ein ratloses Kopfschütteln in Richtung des Vaters geblieben.
    Das Einzige, wofür Arne Interesse zeigte, war eine Zeitschrift

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