Terra Mater
Kometen …
Viele gebündelte blaue Lichtstrahlen aus dem Himmel zeichneten in das Eis des Zirkus’ der Tränen glitzernde Kreise.
Die Winde der Klarheit …
»Verdammte Scheiße!«, flüsterte einer der Gardisten. »Das sind die Zeichen ihrer baldigen Ankunft!«
»Die Xaxas müssten doch eigentlich im Zirkus des Abflugs landen«, murmelte ein anderer.
»Wir müssen die Abynen benachrichtigen! Turin, Amsterdam und Montevideo, nehmt einen der Eisschlitten und fahrt nach Elian!«
»Ich gehöre nicht zu deinem Stamm und gehorche dir auch nicht!«, protestierte Amsterdam.
»Ich bleibe hier«, sagte Turin. »Ich will dabei sein, wenn die Xaxas kommen …«
»Und deine Eltern? Deine Frau und deine Tochter?«
»Die Zeit für die Hin- und Rückfahrt reicht sowieso nicht.
In der Neuen Bibel steht, dass die himmlischen Zugvögel nur ein paar Sekunden hier Station machen …«
Plötzlich verdunkelte eine schwarze Wolke den Himmel.
Turin warf sein Gewehr zu Boden, entkleidete sich in aller Hast vollständig und ließ sich am Abhang in den Zirkus hinuntergleiten. Etwa zehn Gefährten folgten seinem Beispiel. Die anderen blieben schweren Herzens bei ihren Kameraden.
Jetzt musste das erwählte Volk weitere achttausend Jahre warten …
Ein riesiger Schwarm schwarzer lärmender fliegender Körper verhüllte plötzlich die vier Sonnen. Doch das leuchtende Blau der Strahlenbündel in dieser unerwarteten Nacht war phantastisch.
Von der plötzlichen Dunkelheit verstört, liefen die Tigerbären in den Zirkus der Tränen. Ihre mächtigen Tatzen wirbelten Schneefontänen auf.
ACHTZEHNTES KAPITEL
Tau Phraïm vollbrachte sein erstes Wunder im Alter von fünf Jahren. Er versteckte sich in der Verbindungs-Aquakugel, die die Insel Pzalion mit dem Notwendigsten versorgte. Sieben Tag und Nächte versteckte er sich ohne zu essen und zu trinken im Frachtraum, dann ging er im Hafen von Koralion heimlich von Bord. Von dort ging er zur Kirche der Kreuzler, mischte sich unter die Leute und wohnte der wöchentlich stattfindenden Messe der Auslöschung bei, und ihm wurde bewusst, welche Qualen seine Brüder und Schwestern durch die Gesandten von Hyponeros erleiden mussten. Deshalb beschloss er, das Auslöschen auszulöschen. Er drang in den Geist der Anwesenden ein und stellte die geistige Souveränität eines jeden wieder her. Auf diese Weise führte er seine Brüder und Schwestern zum Ursprung zurück. Da öffneten sie die Augen und erkannten die Scaythen und Kreuzler als das, was sie waren: dämonische Wesen, Monster, deren einziges Ziel darin bestand, die Menschheit und jegliche Kreativität auszulöschen. Sie weinten bittere Tränen des Selbstmitleids, und wilder Zorn loderte in ihnen auf.
Tau Praïm stahl die Verbindungs-Aquakugel und kehrte auf die Insel Pzalion zurück. Er wurde bereits von seiner Mutter und den Verbannten sehnsüchtig erwartet. Er bemühte sich, sie zu beruhigen und kletterte dann den Stützpfeiler hinauf, um mit seinen Freundinnen, den Korallenschlangen, zu spielen.
Taten und Wunder des Tau Phraïms
D ie Verbannten auf der Insel Pzalion konnten sich nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren. Sie reparierten weder ihre Netze noch fischten sie, sodass es bald an frischem Fisch und Krustentieren mangelte. Überall häuften sich Abfälle, und sie versammelten sich nicht mehr auf dem Dorfplatz, um die Klagelieder des Pioniers Manul Ephren zu singen.
Doch jeden Tag versammelten sie sich auf der dem Stützpfeiler nächstgelegenen Sandbank und beobachteten die immer runder werdende Oniki bei ihrem Aufstieg, bis sie in der Dunkelheit verschwand.
Die alte Thutalin Soji hatte vergeblich versucht, Oniki von ihren Klettertouren abzuhalten.
»Warte wenigstens, bis du niedergekommen bist …«
»Diese Übungen tun mir überaus gut«, sagte die junge Frau lächelnd.
»Und wenn du nun abstürzt?«
»Warum sollte ich abstürzen? Ich klettere seit frühester Jugend.«
»Und wenn die Korallenschlangen dich fressen?«
»Die Schlangen sind meine Freundinnen geworden.«
»Und wenn es dort keine Rohrwerke gibt …«
»Ich habe bereits eins entdeckt, ein Hauptwerk, das ich jetzt reinige …«
Soji hatte nur halbherzig argumentiert, denn in ihrem
Innersten billigte sie Onikis Verhalten, da sie im Herzen eine Thutalin geblieben war; eine Frau, die früher ihr ganzes Leben den Großen Orgeln gewidmet hatte. Sie sehnte sich noch immer danach zu klettern und betrachtete nun die junge Frau mit einem gewissen
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