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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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unter mysteriösen Umständen verschwunden, und selbst die Roboter-Spürhunde, ausgestattet mit einem Zellerkennungsorgan, hatten keine Spur aufnehmen können, denn man hatte sie zerstört im kaiserlichen Palast aufgefunden. Ein Gerücht, das die Adeligen verzückt erschauern ließ. Wer war der Nächste, der auf dem Altar kaiserlicher Liebe geopfert werden würde?
    Dame Sibrit stammte aus der Provinz, sie verabscheute die Venicianer, empfand diese Menschen als dumm, eingebildet und lächerlich – was sie in Martis Augen noch begehrenswerter machte. Im Gegenzug verfolgten die Höflinge die Kaiserin mit einem glühenden Hass, den sie jedoch so gut sie konnten mittels ihrer autopsychischen Selbstkontrolle verbargen. Die Frauen waren am unerbittlichsten. Sie verziehen der kleinen Provinzlerin nicht, die alleinige
Gunst des Kaisers zu genießen. Der Kaiser gönnte ihnen nicht einmal mehr einen verächtlichen Blick. Also rächten sie sich, indem sie die wildesten Geschichten über die Kaiserin verbreiteten: Sie bade im Blut junger Paritolen oder gebe sich orgiastischen Riten abtrünniger Sekten hin.
    Obwohl diese Gerüchte jeglicher Grundlage entbehrten, waren sie dem Ruf des Kaisers abträglich, handelte es sich doch in der doppelzüngigen Sprache des Hofs um verstohlene, an Menati gerichtete Vorwürfe. Man zieh ihn der Schwäche und geißelte den gefährlichen Einfluss seiner Gemahlin auf den Herrscher des Universums. Denn sie allein schmiede oder sprenge Allianzen zwischen den Adelsfamilien; sie bestimme Aufstieg oder Fall. Ja, man ging sogar so weit, den Kaiser zu bedauern, weil er sich mit drei Monstern arrangieren müsse: Seneschall Harkot, Muffi Barrofill XXIV. und Dame Sibrit. Früher einmal sei er mutig und stolz gewesen. Und deswegen wurde er vom Volk trotz seiner Brutalität und Arroganz geliebt, doch jetzt sei er zum Schatten seiner selbst, eine Marionette geworden.
    Und noch eine Tatsache beunruhigte die Höflinge, unter ihnen vor allem die Wächter der Ahnentafel des Herrscherhauses Ang, alte senile Graubärte, deren einzige Aufgabe darin bestand, dem Stammbaum einige Namen hinzuzufügen: Dame Sibrit hatte dem Kaiser noch kein Kind geboren! Wobei sie es natürlich nicht selbst austragen würde, weil eine, wenn auch vorübergehende Deformation des Körpers als inakzeptabel galt. Doch sie weigerte sich beharrlich, der Entnahme einer Eizelle zuzustimmen. Also wartete der gesamte Hof, sie möge sich bald anders entscheiden.
    Menati Imperator blieb in der Mitte der Bühne stehen, während Sibrit Imperatrix etwas hinter ihm stand. Die Zeremonienmeister schalteten die winzigen Hörgeräte der Gäste
und das vor dem Mund des Kaisers schwebende Mikrofon ein. Marti de Kervaleurs linkes Ohr erfüllte ein leises Rauschen. In einigen Nachbarlogen saßen seine Freunde vom Mashama-Geheimbund, die sich ebenso wie er bei dieser pompösen Zeremonie entsetzlich langweilten. Glücklicherweise würden sie sich beim Untergang Saphyrs und dem Einbruch der Zweiten Nacht auf ihre Weise amüsieren und das Fest anlässlich der Thronbesteigung Menati Angs vor sechzehn Jahren auf ganz spezielle Art feiern: indem sie ihren grausamen Göttern des syracusischen Pantheons das Blut einer auf dem Sklavenmarkt gekauften Jungfrau opfern würden.
    »Seid mir willkommen, ich grüße Euch alle …«
    Aus der Höhe seiner Familienloge hatte Marti den Eindruck, der Imperator des Universums sei nichts als die Reproduktion einer holographischen Miniatur.
    »Vor nunmehr sechzehn Jahren hat das Ang-Imperium die Konföderation Naflin aufgelöst, und seitdem herrscht Frieden im Reich der dreihundertsiebzehn Planeten und Satelliten der einhundertundzwei Sonnensysteme des bekannten Universums …«, begann Menati seine Rede mit fester, wenn auch müder und rauer Stimme.
    Dann folgte der lange Panegyrikos des Muffi Barrofill XXIV., an dessen Ende sich Burphi de Kervaleur zu seinem Sohn beugte und ihm ins Ohr flüsterte: »Die Tage dieses alten Unholds sind gezählt …«
    »Warum sagt Ihr das, Vater?«, fragte Marti erstaunt. »Hat der Kaiser nicht gerade sein Loblied gesungen?«
    Ein herablassendes Lächeln umspielte den rosa geschminkten Mund seines Vaters. »Ihr müsst noch sehr viel über die Feinheiten der höfischen Sprache lernen, Marti …«
    Gerade das möchte ich nicht, dachte der junge Kervaleur. Eure Sprache, eure Manieren, eure Kleidung und vor allem
eure Falschheit … Wir hingegen sind Wesen aus Fleisch und Blut, den Tieren verwandt,

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