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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Geistliche umklammerte die Armlehnen des Sessels, beugte sich vor und starrte die schöne, langhaarige junge Frau an.
    »Ihr Schützling scheint mir recht schüchtern für eine Halbgöttin«, sagte er mit honigsüßer Stimme.

    »Wir haben die Schwestern nie als Halbgöttinnen betrachtet, Euer Gnaden«, mischte sich die Oberin ein.
    »Das mag schon sein. Aber die Ephrenier verehren sie auf fast religiöse Weise. Und die Kirche des Kreuzes ächtet offiziell das Zölibat und die religiöse Berufung von Frauen.«
    »Die Ephrenier sind ihnen nur dankbar, Euer Gnaden. Würden die Reinigerinnen nicht mehr im Orgelwerk arbeiten, seien es auch nur wenige Tage, würde es vermoosen, der Sauerstoffgehalt der Luft würde immer geringer werden, und …«
    »Wir reden nicht von denselben Dingen«, unterbrach der Kardinal die Oberin ungehalten. »Unsere Heilige Kirche stellt den Wert ihrer Arbeit nicht in Frage, sondern nur die krankhafte, ihnen zuteilwerdende Anbetung. Und deshalb hat mich der Heilige Stuhl in Venicia beauftragt herauszufinden, ob diese Verehrung mit dem Wahren Wort vereinbar ist, mit der Offenbarung des Kreuzes … Berichten Sie jetzt, Schwester. Erzählen Sie uns von dieser Schlange.«
    Oniki hob den Kopf und sah den Geistlichen an. Seine hellen Augen glitten wie Schatten über sie. Doch intuitiv erkannte sie, dass der gefährlichere der zwei Repräsentanten der Kirche nicht der Kardinal trotz seiner Arroganz, sondern dieses hinter seinem Stuhl stehende Gespenst war. Es muss ein Scaythe vom Planeten Hyponeros sein, dachte sie. Eines dieser schrecklichen Wesen mit diesen unheimlichen telepathischen Fähigkeiten.
    »Normalerweise meiden die Korallenschlangen das Licht und halten sich nur in den Röhren auf«, sagte sie und bemühte sich um Festigkeit in ihrer Stimme. »Doch diese Schlange lag lange unbeweglich unter mir, ehe sie sich davonmachte. So blockierte sie etwa eine halbe Stunde meinen Abstieg …«

    »Und Sie konnten sich nicht rühren?«, fragte der Kardinal.
    »Bei der kleinsten Bewegung hätte sie mich angegriffen.«
    »Dann haben Sie das Reptil also nicht gesehen?«
    »Wir gebrauchen nicht unsere Augen, um die Bewegungen der Korallenschlangen auszumachen, wir haben uns darin geübt, sie zu hören, ihre Anwesenheit zu spüren …«
    Die schwarz gekleidete Gestalt beugte sich über den Kardinal und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Ihr Leben ist sehr gefährlich, Schwester … Warum mussten Sie das Keuschheitsgelübde ablegen? Aus welchem Grund mussten Sie sich dazu verpflichten? Was glauben Sie?«
    »Weil unsere Arbeit den ganzen Menschen verlangt«, antwortete Oniki, zutiefst beunruhigt.
    »Ihre Antwort ist viel zu banal, um aufrichtig zu sein, Schwester. Die Keuschheit ist ein Opfer, das man in der Regel nur von Priestern verlangt.«
    »Euer Gnaden, die Keuschheit der Thutalinen ist ein Gebot aus rein professionellem Gesichtspunkt«, protestierte eine der Matrionen. »Es bedarf äußerster Wachsamkeit in den Großen Orgeln, um sie effizient reinigen zu können. Dürften sich Mütter der Bedrohung, die von den Korallenschlangen ausgeht, konfrontiert sehen? Würden ihre Ehemänner und Kinder nicht gegen eine solche Arbeit protestieren?«
    »Genau aus diesem Grund scheint es uns angemessen, die Thutalinen durch Maschinen zu ersetzen, Madame. Denn Maschinen haben keine Familie und genießen auch keine Verehrung.«
    »Bereits unsere Vorfahren haben Automaten benutzt, Euer
Gnaden. Aber sie haben schnell gemerkt, dass der Mensch besser für diese Tätigkeit geeignet ist.«
    »Dieses Argument kann ich nicht gelten lassen, Madame. Ihren Vorfahren wurde der Gebrauch der Maschinen aufgrund des Ethischen Gesetzes H.M. verboten … Übrigens wie allen Menschen im bekannten Universum. Es ging bei diesem Verbot nicht um die Effizienz von Robotern, sondern man befürchtete eine Hegemonie der künstlichen Intelligenz. Unser Inquisitor, Xaphox, hat im Archiv des Planeten Ephren nachgelesen und erfahren, dass der Thuta-Orden im Jahr 7034 des alten Standardkalenders gegründet wurde. Also genau in dem Jahr, in dem das universelle Ethikgesetz H.M. erlassen wurde. Doch heute beherrscht die Menschheit die künstliche Intelligenz und muss sie nicht mehr fürchten.«
    Die Matrionen tauschten Blicke aus. Sie wussten nur zu gut, dass die Kirche des Kreuzes den geringsten Vorwand zum Anlass nehmen würde, um ihren Orden aufzulösen. Bereits vor fünf Jahren hatte das neue Ang-Imperium Ephren annektiert. Da der Planet am

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