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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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stürmten in die Zelle. Sie trugen graue Uniformen. Auf ihrer Brust glänzten silberne Embleme in der Form ineinanderverschlungener Dreiecke. An ihren ausgestreckten Armen blitzten die Schienen der an der Haut befestigten Wurfmaschinen auf.
    »Rühr dich nicht!«, brüllte einer der Männer, mit durch die Maske gedämpfter Stimme.
    Oniki war derart erschrocken, dass sie sich nicht einmal bedeckte. Einer der beiden Maskierten ging ins Bad, während der andere die junge Frau in Schach hielt.

    »Verdammt noch mal! Er hat sich in Luft aufgelöst!«
    »Wie das? In Luft aufgelöst?«, fragte der Bewacher Onikis.
    »Er ist verschwunden. Der Scaythe hatte Recht. Dieser Mann ist ein Hexer. Sag den Frauen, dass sie kommen können. Die Gefahr ist vorüber.«
    Jetzt betraten zwei Matrionen die Zelle und starrten mit eisigem Blick die nackte junge Frau an. Dann entdeckten sie den Blutfleck auf dem Laken. Eine von ihnen ging zu Oniki und ohrfeigte sie. Onikis Augen füllten sich mit Tränen.
    Das ganze Kloster war auf den Beinen, überall herrschte Aufregung. Onikis Frevel hatte sich schnell herumgesprochen.
    Nachdem ihr das rote Kleid der Schande angelegt worden war, wurde sie von vier Laienschwestern durch den Klostergarten, vorbei an allen ihren Mitschwestern, geführt. Von allen Seiten wurde sie beschimpft und bespuckt. Die Matrionen hatten sich zur Beratung in den Gerichtssaal begeben. Obwohl der Urteilsspruch bereits feststand, galt es, die Form zu wahren.
    Die Behandlung, die die Thutalinen Oniki angedeihen ließen, war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was sie auf den Straßen Koralions erwartete. Einen Tag lang würde man sie auf den Plätzen der Hauptstadt in einem vergitterten Käfig dem Zorn und der Verachtung der Bevölkerung aussetzen.
    Doch Oniki bereute nichts. Ihr Prinz war den weiß maskierten Männern entkommen. Allein das zählte. Sie klammerte sich an ihre Erinnerungen: den Geruch seiner Haut, die Kraft seiner Arme, die Zärtlichkeit seiner Hände, die Glut seiner dunklen Augen, den süßen Geschmack seines
Mundes. Eine Aura der Liebe umgab und wachte über sie. Manchmal blickte sie zu den Großen Orgeln, Trauer trübte ihren Blick.
    Nie wieder werde ich durch das Röhrenwerk steigen, nie wieder den Gesang des Stolzen Windes hören, nie wieder das Spiel des Lichts in den versteinerten Korallen sehen noch das himmlische Moos ernten …
    Ihre Welt war zerstört.
    Inmitten der verzerrten Gesichter um sie herum entdeckte sie das ernste Antlitz Alakis, die ihr zuzulächeln schien.
    Plötzlich öffnete sich das direkt unter die Arkaden des Klostergartens führende Haupttor, und die Thutalinen der Nachtschicht, die normalerweise die Seitentür benutzten, strömten herein. Durch die allgemeine Aufregung musste die Torhüterin wohl den falschen Hebel betätigt haben. Die Schwestern liefen ohne Sinn kreuz und quer umher; ein großes Durcheinander an ratlosen Grimassen und Gesten.
    Die großen Flügel des Tors begannen sich langsam wieder zu schließen. Oniki konnte die Lichter der Stadt, den Hafen, das schwarze Meer Gijen sehen. Instinktiv stieß sie ihre fetten Bewacherinnen zur Seite und stürmte durch die Reihen der Ankommenden in Richtung Tor. Ein paar Schwestern versuchten sie aufzuhalten. Doch Oniki lief weiter. Und als sich die Flügel des Tors gerade schließen wollten, schlüpfte sie durch den schmalen Spalt.
     
    Sie lief bis zu der Steinbrücke, die das Festland mit dem großen Pylon verbindet. Ein paar Passanten warfen ihr misstrauische Blicke zu. Das aufgehende Gestirn Xati Mu tauchte die Stadt in hellblaues Licht.
    Oniki überquerte die Brücke, stieg in den Lift im Mast
und drückte hastig auf den Bedienungsknopf. Sie hatte ihr Kleid ausgezogen, noch ehe der Lift in der Höhe der Verbindungs-Plattformen zum Stillstand kam.
    Dieses Mal nahm sie sich nicht die Zeit, das phantastische Panorama zu bewundern, sondern sprang auf einen Diskus. Sie lenkte die kleine runde Scheibe zu einem der großen Orgelwerke. Nur einmal im Leben wollte sie sich daran berauschen, in einer der Hauptröhren emporzuklettern.
    Sie wählt die größte, mit einem Durchmesser von mehr als zwanzig Metern, Opus Dei genannt. Eine Röhre dieses Ausmaßes konnte nur von drei erfahrenen Thutalinen gereinigt werden, da die vom Himmel herabfallenden Moose und Flechten manchmal zu einer Größe von Sträuchern anwuchsen und es vieler Arbeitsgänge bedurfte, sie zu reinigen.
    Oniki stellte den Motor ab und verankerte ihr Fluggerät am

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