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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Atemmaske.
    Die ersten Tage hatte er geglaubt, vor Erschöpfung sterben zu müssen. Sein ganzer Körper schmerzte, seine Hände waren aufgerissen, die Wunden entzündeten sich und eiterten. Wenn er nach zehn Stunden Arbeit in den Schlafsaal der Temporären zurückkehrte, fiel er völlig angekleidet in eine Hängematte, ohne vorher zu duschen oder zu essen. Dort lag er, am Ende seiner Kräfte, und Tränen liefen über sein hageres Gesicht.
    Die stolzen Mashama-Krieger hatten von glorreichen Eroberungskriegen
geträumt, doch jetzt musste er den Unrat einer trübseligen Weltraumstadt beseitigen. Er fragte sich, was aus den anderen geworden war, aus Jurius de Phart, Iphyt de Vangouw, Romul de Blaurenaar, Halricq VanBoer – und aus Annyt Passit-Païr … Der schönen Annyt … Jetzt bedauerte er zutiefst, ihre Gefühle nicht erwidert zu haben. Vegetierten sie in den Kerkern des Straflager-Planeten Örg dahin? Oder starben sie einen grausamen, langsamen Tod am Feuerkreuz? Und Emmar Saint-Gal? Wie war dieser widerwärtige Fettsack für seinen Verrat belohnt worden?
    Mit diesem bitteren Gedanken schlief Marti ein, nur um im Schlaf von Albträumen gequält zu werden, doch langsam gewöhnte er sich an seine neuen Lebensumstände. Hatte er zuerst zwölf Stunden geschlafen, so schlief er jetzt nur noch acht. Während der so gewonnenen Freizeit erkundete er die verschiedenen Stadtviertel. Jedes umfasste ungefähr hundert miteinander verbundene Raumschiffe. Äußerlich glichen sie sich alle, sie unterschieden sich nur durch ihre Atmosphäre und den Geruch. Die von den Skoj beherrschten Stadtviertel waren von einer fröhlichen Anarchie geprägt. Dort ging es wie in einem summenden Bienenstock zu. Es roch nach Gewürzen, Weihrauch und Räucherstäbchen; Straßenhändler diskutierten und hockten mit ihren Frauen vor den Türen ihrer Kabinen. Doch die sechs von den ehemaligen Bewohnern Makleuhs beherrschten Viertel – die sich in rivalisierende Banden aufgeteilt hatten – waren viel ruhiger, viel sauberer, aber auch viel gefährlicher. Seltene Besucher versuchten, möglichst wenig aufzufallen, um nicht in bewaffnete Auseinandersetzungen verstrickt zu werden. Dies war das Reich des plötzlichen Todes. Er lauerte überall. Der Geruch von Blut lag in der Luft.

    Dann gab es noch die von einer Mehrheit Neoropäer bewohnten Viertel. Doch diese waren zu unterschiedlich, um eine Einheit zu bilden, was sich leicht aus der Herkunft seiner Bewohner erklären ließ, die alle von den Planeten des Neorop-Sternhaufens stammten, welche unterschiedlichste klimatische Bedingungen und Zivilisationen aufwiesen. So waren alle möglichen Menschenrassen, mit unterschiedlichen Kleidungsvorschriften oder Gewohnheiten und Sitten und Gebräuchen dazu gezwungen, auf engstem Raum miteinander zu leben, ein Zusammengepferchtsein, das Prügeleien, Hass und andere Auseinandersetzungen begünstigte  – ein von den Citadimen lange ignoriertes Problem, weil sie glaubten, auf diese Weise der drohenden Übervölkerung Herr werden zu können.
    Wenn Marti von starkem Heimweh ergriffen wurde, floh er manchmal in eine ehemalige Kommandobrücke und betrachtete durch die Fensterfront und den bläulichen Schleier des Magnetschildes den Himmel. Sternenkarten zu lesen hatte er nie gelernt und war daher außerstande, die beiden Gestirne Rose Rubis und Saphyr-Sonne zu erkennen, aber der Blick in die Weite des Alls tröstete ihn.
    Als er gelassener geworden war, begriff er, was die Citadime ihm mit verschleierten Worten hatten sagen wollen, dass es ihm leicht fallen würde, Geld zu verdienen. Denn wo auch immer er hinging, suchten Männer und Frauen, alte oder junge, seine Nähe und boten ihm für den Genuss an seinem Körper beträchtliche Summen an. Zuerst hatte er alle diese Angebote abgewiesen, zum einen war er darüber schockiert gewesen, wie eine gewöhnliche Prostituierte angesprochen zu werden, zum anderen hatte ihn das Aussehen seiner potenziellen Kunden und Kundinnen abgestoßen. Doch dann hatte er erkannt, dass er noch Monate oder
Jahre zu dieser Sklavenarbeit verdammt sein würde, gelänge es ihm nicht, die notwendigen Mittel für seine Reise an Bord dieses Raumschiffs zusammenzubringen.
    Also hatte er das Angebot einer Neoropäerin angenommen, die, gemessen an den übrigen Bewohnern der Stadt, noch relativ gepflegt wirkte. Sie hatte ihn in ihre Kabine gezerrt, die Tür verschlossen, sich hastig entkleidet und auf ihrer Koje ausgestreckt. Nur mit viel

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