Terra Science Fiction
Erde zur Meditation zurückgezogen hatten. Vor allem der Schrank weckte sofort meine Erinnerung. Es lag ja eigentlich erst einige Tage zurück, daß ich das Original vor mir gehabt hatte. Es handelte sich um eine fast naturgetreue Nachbildung.
Oder etwa um mehr?
Ich ging zu einem der Tische, faßte ihn an. Er war versteinert, die Holzmaserung war deutlich zu sehen. Also ein Originaltisch, der unter meterdicken Schichten von Erde hunderttausend Jahre und mehr überdauert hatte.
Ich blickte in eine Ecke, wo ich im Dämmerlicht einen Haufen Gerümpel entdeckte. Dort lag aller möglicher Hausrat kunterbunt durcheinander. Töpfe, Becher und Pfannen, Schöpfkellen, Messer, Löffel und Gabeln, eine Brotschneidemaschine, an der der als unverrottbar geltende Kunststoff doch sehr mitgenommen wirkte. Und da waren jede Menge Konserven- und Getränkedosen, einstmals achtlos fortgeworfen und später von Erasmus’ Zeitgenossen ausgegraben und mit akribischer Hingabe restauriert.
Das war es also, woran Wanda letztlich zerbrochen war. Ich hätte es nach ihrem Bericht erkennen müssen. Aber vermutlich hatte ich meine Ahnungen unterbewußt verdrängt, so daß mich die Wahrheit letztlich unvorbereitet traf.
Mit Prana hatten wir nicht den Raum, sondern nur die Zeit überbrückt – Wanda sagte es ganz deutlich. Und wir sind nicht auf einer anderen Welt, nicht auf einem anderen Planeten in einer anderen Dimension herausgekommen – sondern auf einer älteren Erde.
Wir sind vor wenigen Tagen von hier fortgegangen und nach vielen Jahrtausenden zurückgekommen. Und zwar zu unserem Ausgangsort.
Durch die lange Abwesenheit der Menschen hatte die Erde Zeit genug gehabt, sich zu regenerieren. Die Natur kam zu ihrem Recht, entwickelte sich wiederum in ihrer ganzen Vielfalt. Aber die Zivilisation war nicht erloschen, sondern nur verschüttet. Und dann kamen die Menschen allmählich wieder zurück, die ersten vor hunderttausend Jahren – und die letzten mochten erst in einer Million Jahre auftauchen.
Freunde, die in unserer Gegenwart in Minutenabständen abwanderten, wurden in der Zukunft auf einmal um viele Jahre getrennt, um Generationen oder gar Menschenalter.
Welche Tragödien mußten sich da abgespielt haben, es war eine einzige Tragödie!
So gesehen, hatte Wanda recht. Wir hatten an Raum keinen Zentimeter gewonnen, waren wieder auf unserem Bauernhof herausgekommen. Nur daß er jetzt, eine unvorstellbar lange Zeitspanne später, Reservat Erasmus 48 hieß.
Und doch: Warum hast du das getan, Wanda?
Ich hoffe, du hast wenigstens den Zugang in dein Paradies gefunden und befindest dich nun nicht in einem Kreis engelhafter Technokraten. Doch fürchte ich, daß du es nicht besser getroffen hast als wir. Denn Flucht ist nie eine Lösung, wie sich am Beispiel von Prana gezeigt hat.
Wanda, du hast kein Verständnis in mir geweckt. Nur Mitleid und Bedauern. Und du hast mir Schmerz bereitet. Aber du hast mir auch etwas zurückgelassen, in dem du weiterlebst. Unser gemeinsames Kind. Es wird leben, ich höre seine ersten heiseren Lebensschreie bis hierher. Und ich steige jetzt hoch und gehe zu den anderen.
Gemeinsam werden wir die Hürden nehmen, die diese Zeit für uns bereithält. Der Zug aus dem Paradies ist längst abgegangen, aber wir werden nicht abspringen.
Wir werden nie mehr wieder fliehen!
ROGER DEE
Roger D. Aycock ist Jahrgang 1914. Der gebürtige Amerikaner, der sich inzwischen aus dem Berufsleben zurückgezogen hat, war Postangestellter und diente während des 2. Weltkrieges im Fernmeldekorps der US-Armee. Auf dem SF-Sektor wurde Roger D. Aycock relativ spät tätig, und zwar erst Ende der vierziger Jahre. Neben dem Roman DAS GEHEIMNIS DER WÜRFEL, der 1958 bei PABEL erschien, verfaßte der Autor an die fünfzig Stories, die in vielen namhaften SF-Magazinen abgedruckt wurden. Die vorliegende Story stammt aus GALAXY und erschien erstmals in deutscher Sprache in GALAXIS, der von MOEWIG herausgegebenen GALAXY-Lizenzausgabe. Bei TERRA gab der Autor 1964 sein Debüt mit der Story DIE VERPFLICHTUNG in der Anthologie AUF FERNEN PLANETEN (TERRA-Band 344).
Roger Dee
Problem auf Balak
( PROBLEM ON BALAK )
Worauf ich mit dieser Geschichte hinaus möchte, ist folgendes: Sie brauchen wirklich keine Sorge zu haben, daß Sie sich eventuell im Außendienst des Solaren Erschließungsdienstes zu Tode langweilen könnten. Die Arbeit wird nie eintönig – und ein paar wirklich interessante Orte sehen Sie
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