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Terra Science Fiction

Terra Science Fiction

Titel: Terra Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schelwokat
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noch längst nicht soweit. Es kann Jahre dauern, bis sie reif genug sind, ihre Prana zu gebrauchen – oder bis sie gewillt sind, es anzuwenden. Wann werden die letzten Prana-Jünger eintreffen? In weiteren hunderttausend Jahren? In einer Million Jahre? Und was werden sie vorfinden?
    Erasmus: Verschwende keinen Gedanken daran. Es mag dir im Augenblick noch als Tragödie erscheinen, daß sich die Zeitunterschiede zwischen Abwanderung und Ankunft vervielfachen. Aber für euch ist das letztlich bedeutungslos. Dies ist jetzt eure Gegenwart, und die Gegenwart ist immer die beste Zeit zu leben. Wir haben alles unternommen, sie euch so angenehm wie möglich zu gestalten. Für euren Empfang wurde alles vorbereitet. Dies ist eine bessere, humanere Welt als jene, in der ihr gelebt habt.
    Wanda: Allmählich beginne ich daran zu zweifeln.
    Erasmus: Deine Zweifel sind verständlich. Aber glaube mir, ihr werdet es gut bei uns haben. Nach der ersten Enttäuschung wirst du froh sein, in dieser Zeit sein zu dürfen. Euch wird es an nichts fehlen. Wir haben ein eigenes Reservat für euch freigehalten. Die neuesten technischen Einrichtungen wurden eingesetzt, um Einflüsse von außen von euch fernzuhalten. Die besten Spezialisten stehen bereit, euch umzuschulen und euch langsam an die neuen Lebensbedingungen zu gewöhnen. Ihr werdet erst nach und nach an das Gedankennetz angeschlossen …
    Wanda: Aufhören! Das klingt ja entsetzlich.
    Erasmus: Ihr hättet es schlimmer treffen können, ich sagte es bereits. Früher, als noch nicht so viel für Zeitkolonisten getan wurde, sahen sich Tausende von euch in eine ihnen völlig fremde Umwelt versetzt. Damals gab es keine entsprechenden Gesetze, und es war niemand dafür zuständig, sich um das Schicksal der Zeitkolonisten zu kümmern. Ihr dagegen habt ein eigenes Reservat, in dem ihr bleiben könnt, solange ihr wollt.
    Wanda: Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Für euch sind wir wohl exotische Schauobjekte. Lebende Fossilien. Ein Zoo voller Menschen aus verschiedenen Zeiten.
    Erasmus: Du bist in deiner Enttäuschung ungerecht. Wir lassen euch jede Freiheit. Ihr könnt euch in unsere Gesellschaft integrieren, oder ihr könnt in eurem Reservat bleiben und ein Leben nach eigener Fasson führen. Viele Zeitkolonisten machen sogar von dieser zweiten Möglichkeit Gebrauch. Auf diese Weise sind etliche interessante Kulturen entstanden. Wir lassen jede Kolonie sich selbst entwickeln.
    Wanda: Und ab welchem Zeitpunkt würgt ihr sie ab?
    Erasmus: Natürlich gibt es gewisse Sicherheitsbestimmungen. Doch gelten diese nur für Extremfälle. Wenn sich eine Kolonie in eine unerwünschte Richtung entwickelt, wenn sie etwa Tendenzen zum Militarismus aufweist, dann müssen wir eingreifen. Aber das ist doch wohl klar – wir haben eine humane Welt aufgebaut.
    Wanda: Das wird mir immer deutlicher. Human ist, wenn man das Individuum zu seinem Glück zwingt. Nur bezweifle ich, daß man hier auch Mensch sein kann. Du kannst mir diese Zeit nicht schmackhaft machen. Wir haben höhere Erwartungen in diese Welt gesetzt und uns das Paradies anders vorgestellt.
    Erasmus: Du wirst sehen, daß es sich auch bei uns leben läßt. Und vielleicht hilft es dir über deine Selbstbemitleidung hinweg, wenn du versuchst, dich in meine Situation hineinzuversetzen. Meine Urahnen waren Zeitgenossen von dir. Vielleicht hast du sie sogar persönlich gekannt, Tür an Tür mit ihnen gewohnt. Und – deine Zeitgenossen waren es, die diese Welt gegründet haben. Sie hatten alle Voraussetzungen, die du dir erhofft hast. Sie haben den Grundstein für diese Welt auch stellvertretend für dich gelegt. Wie soll ich mit all dem fertig werden?
    Wanda: Diese falsche Sentimentalität kaufe ich dir nicht ab.
    Erasmus: Aber was kannst du mir vorwerfen?
    Wanda: Dir? Nichts. Ich hadere nur mit dem Schicksal, das uns einen so üblen Streich gespielt hat. Es liegt einfach daran, daß wir mit Prana nicht den Raum, sondern bloß die Zeit überbrückt haben. Und ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß wir unsere Fähigkeiten nicht noch einmal werden einsetzen können, um auch aus dieser Zeit zu fliehen.
    Erasmus: Dieser Punkt fällt unter die erwähnten Sicherheitsbestimmungen. In den Gedankendom eures Reservats ist auch eine Zeitbarriere integriert.
    Wanda: Mehr brauche ich nicht zu wissen. Es reicht mir.
    Erasmus: Ich merke, daß du ein starker Geist bist, du wirst das alles verkraften. Behalte den Gedankenspeicher. Darin findest du in groben

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