Terror auf dem Planet der Affen
sie bei der Erwähnung des Namens ein kalter Schauer überlief. »Was wurde aus dem armen Robinson?« fragte sie.
Als Sestus und Galen die holperige Dorfstraße hinunterfuhren, sahen sie zwei uniformierte und berittene Gorillas langsam entgegenkommen. Als sie Sestus erkannten, zügelten sie ihre Pferde und warteten. Sestus brachte das Fuhrwerk zum Stehen und begrüßte die beiden.
»Guten Morgen, Perdix«, sagte er. »Guten Tag, Zon.« Perdix, den Galen bereits an seinen Rangabzeichen identifiziert hatte, nickte zurück, ein wenig reserviert, wie es Galen erschien. Zon gab sich völlig unbeteiligt. »Sestus«, sagte Perdix, »wir wollten gerade die Runde machen. Hast du von irgendwelchen Vorfällen in der Gegend gehört?«
»Ein seltsamer Zufall, daß wir uns so begegnen«, sagte Sestus mit wichtiger Miene. Er nickte zu seinem Begleiter. »Das ist mein Freund Phoebus. Ich begegnete ihm unterwegs, vielleicht drei Kilometer vom Dorf entfernt, kurz nachdem ich von zu Hause weggefahren war. Zwei Menschen hatten ihn überfallen und sein Pferd geraubt. Er irrte hilflos durch die Gegend, und es war ein Glück, daß ich gerade vorbeikam. Es ist ein Skandal. Ich hoffe, das häßliche Erlebnis hat Phoebus nicht von seiner Absicht abgebracht, sich in unserer Gemeinde anzusiedeln.«
Perdix musterte Galen mit mißtrauischem Blick. »Zwei Menschen waren es, sagst du?«
Galen bejahte eifrig. Er begann sich für seine Rolle als Phoebus, der reisende Schimpanse, zu erwärmen. »Es geschah so, wie mein Wohltäter Sestus berichtet hat. Werde ich mein Pferd wiederbekommen? Es ist nicht viel wert, aber ich bekam es vor vielen Jahren von meinem Vater geschenkt und hänge an dem Tier ...«
Perdix brachte ihn mit erhobener Hand zum Verstummen, dann wandte er sich an seinen Hilfspolizisten und bemerkte: »Vielleicht sind die zwei Menschen die Mörder, hinter denen wir her sind.«
Zon nickte und ergriff zum erstenmal das Wort. »Sei versichert, Phoebus«, erklärte er, »daß wir diese Verbrecher zur Strecke bringen werden.«
»Wir werden sie fangen und der Aburteilung zuführen, wie das Gesetz es vorsieht«, sagte Perdix.
»Das ist sehr beruhigend«, sagte Galen. Perdix und Zon nickten Sestus und Galen zu und ritten weiter. Sestus riß an den Zügeln, und das Fuhrwerk knarrte wieder die Straße entlang, dem ersten Haltepunkt des alten Mannes entgegen.
Das Mädchen lauschte der Erzählung, ohne Burke ein einziges Mal zu unterbrechen. Er tat sein Bestes, die Geschichte mit – wie er hoffte – subtilen, aber gezielten Bemerkungen über Brüderschaft sowie über die Notwendigkeit anzureichern, daß Affen und Menschen in Frieden miteinander lebten. »Und so«, schloß er, »wurden Crusoe und sein menschlicher Freund, Freitag, nach fünfunddreißig Jahren gerettet und konnten in Crusoes Heimat zurückkehren.«
Nachdem er geendet hatte, trat eine längere Pause ein; er blickte ungeduldig und besorgt zum Höhlenausgang.
»Alar und Phoebus sind noch nicht zurückgekommen«, sagte er schließlich, stand auf und begann im Halbdunkel der Höhle auf und ab zu wandern. »Ich beginne mir Sorgen zu machen.«
»Es wird ihnen gewiß nichts zugestoßen sein«, sagte sie ohne sonderliches Interesse. »Die Geschichte von Robinson Crusoe gefällt mir gut, obwohl der Mensch mir Angst machte. Ich traue ihm nicht.«
Burke machte ein Gesicht, sagte aber nichts.
»Ich wünschte, ich könnte diese Bücher lesen«, fuhr sie fort. »Bist du sicher, daß diese Geschichte aus einem der alten Bücher stammt?«
»Ganz sicher«, erwiderte Burke. »Hört es sich vielleicht wie etwas an, was wir Affen schreiben? Darum interessierte es mich so. Aber das Ministerium für Bildung und Erziehung steht auf dem Standpunkt, es wisse am besten, was für die Menschen gut sei.«
»Das kann nicht richtig sein«, erklärte Fauna. »Du mußt mißverstanden haben, was die Leute vom Ministerium sagten. Oder sie müssen mißverstanden haben, was du tatest. Der regierende Ältestenrat würde nicht so albern sein.«
»Ich habe gehört, daß diese alten Bücher, diejenigen, die so anders sind als die unsrigen, vor langer Zeit von Menschen geschrieben worden seien«, sagte Burke.
Fauna blieb eine Weile still. »Also das war mehr als albern«, sagte sie dann stirnrunzelnd. »Ich werde so tun, als ob du es nicht gesagt hättest.« Sie stand auf und ging zu einem Felssims, wo ein paar lockere Steine eine kleine Öffnung verschlossen. »Ich möchte dir etwas zeigen, Pago«,
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