Terror auf Stiles Island
Und deshalb wollte ich dir auch den ersten Schuss geben: Du erzählst mir von dem Feuer – und kannst sofort nach Hause gehen.«
»Auch wenn ich selbst dran beteiligt gewesen wäre?«
»Zwei von dreien ist doch auch schon ein Erfolg«, sagte Jesse.
»Tolle Rechtsordnung«, sagte Jencks.
»Ich erzähl dir mal, wie ich mir den Ablauf vorstelle«, sagte Jesse. »Ihr drei seid einfach mal ins Haus gestiegen, weil es gerade nicht bewohnt war. Und ihr hattet gerade nichts Besseres zu tun. Und als ihr einmal drin wart, dachtet ihr euch, es wäre doch lustig, Schwuchteln auf die Wand zu schreiben. Und dann sagte einer der Hopkins-Kids – Earl, nehme ich mal an –: ›Hey, lasst uns den Laden doch einfach abfackeln.‹ Ich vermute, dass du selbst nicht sonderlich begeistert warst, weil’s nun mal eine blöde Idee war, aber du hast mitgemacht, weil sie’s ja ohnehin taten. Vielleicht hast du ja sogar versucht, sie davon abzubringen, aber sie wollten nicht hören.«
»Wenn ich sie hätte stoppen wollen, hätten sie auch aufgehört«, sagte Jencks.
Jesse nickte. »Ja, kann ich mir gut vorstellen«, sagte er. »Aber ich bin überrascht, dass du selbst mitmachen wolltest. Deswegen willst du in den Knast wandern? Es war ja nicht mal Geld zu holen, sondern es handelte sich nur um einen bescheuerten Dummejungenstreich. Ich hätte gedacht, du würdest dir höhere Ziele stecken.«
»Haben halt den schwulen Säcken ’ne Lektion erteilt«, sagte Jencks.
»Was denn für ’ne Lektion?«
»’ne Lektion eben«, blieb Jencks stur.
Jesse lachte, doch der Hohn in seinem Lachen war nicht zu überhören.
»Klar doch«, sagte er. »Pass auf: Ich geb dir jetzt noch eine letzte Chance, mir den Vorfall zu schildern. Tust du es, kannst du gehen – wenn nicht, wanderst du in den Knast.«
»Ich wander nicht in den Knast.«
»Und ob«, sagte Jesse. »Und weil du so bescheuert bist, wirst du womöglich sogar der Einzige sein, der dort landet.« Er drehte sich zur Tür und rief: »Suit?«
Simpson öffnete die Tür.
»Bring ihn raus«, sagte Jesse, »und lass ihn laufen.«
Jencks starrte ihn ungläubig an.
»Durch den Hintereingang?«, fragte Simpson.
»Genau.«
»Steh auf«, sagte Simpson und führte Jencks aus dem Büro. Zwei Minuten später war er zurück.
»Haben sie gesehen, wie er rausging?«, fragte Jesse.
»Ja, als ich ihn an ihren Zellen vorbeiführte, hab ich meinen Arm um seine Schulter gelegt«, sagte Simpson. »Und als ich ihn hinten rausließ, hab ich mich sogar mit Handschlag verabschiedet. Sie konnten alles ganz genau sehen.«
»Prima«, sagte Jesse. »Dann bring mir jetzt den Jüngeren.«
»Robbie.«
»Genau«, sagte Jesse. »Verhafte ihn offiziell, informier ihn über seine Rechte und leg ihm Handschellen an.«
Als er kurz darauf mit den Handschellen vor ihm saß,war Robbie leichenblass und musste mehrfach schlucken. Jesse ignorierte ihn und blätterte in Unterlagen, die auf seinem Schreibtisch lagen. Er zeichnete sie ab, überflog ein weiteres Dokument, zeichnete es ab und legte es in seinen Postausgang.
»Find ich nicht lustig, dass ich Handschellen tragen muss«, sagte Robbie.
»Interessiert mich nicht«, sagte Jesse, blätterte in einer weiteren Akte, schüttelte den Kopf und legte sie auf einen Stapel.
»Würden Sie mir die Handschellen bitte abnehmen?«
Jesse ließ sich vom Aktenstudium nicht abhalten, blickte dann aber schließlich doch zu Robbie hoch.
»Meinst du vielleicht, ich wär Betreuer im Ferienlager oder so was?«, sagte er. »Wir haben dich hier für ein Kapitalverbrechen, Junge. Du wanderst in den Knast.«
»Ich hab doch nichts getan«, sagte Robbie. Er sprach stockend und Jesse war sich sicher, dass bald die ersten Tränen fließen würden. »Ich mag diese Handschellen nicht.«
»Die erste Lektion, die du als schwerer Junge lernen musst«, sagte Jesse, »sieht wie folgt aus: Ab sofort interessiert sich kein Schwein mehr dafür, was du magst oder nicht magst. Du bist hier nicht zu Hause bei Mama, sondern steckst jetzt im großen Fleischwolf. Soll ich dir einen Anwalt besorgen?«
Jesse beugte sich wieder über seine Papiere. Robbie starrte ihn an, und als er zitternd zu sprechen begann, waren Tränen in seinen Augen.
»Aber ich hab doch nichts getan«, sagte er.
»Das entspricht nicht den Fakten, die mir vorliegen«, sagte Jesse gedankenverloren und schaute sich den Handzettel mit einer Missing-Person-Anzeige an. »Hab gehört, dass du gesprayt hast, dass du das Benzin
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