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Terror auf Stiles Island

Terror auf Stiles Island

Titel: Terror auf Stiles Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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entsorgen? Würde Jenn nicht irgendwann misstrauisch werden, wenn einer nach dem anderen über den Jordan ging? Und wie oft würde er unbehelligt davonkommen? Wenn ein Mann ermordet wurde, schauten sich die Cops nun mal bevorzugt jene Männer an, die ebenfalls ein Verhältnis mit der betreffenden Dame hatten. Zögerlich verabschiedete er sich von seinen anregenden Gedankenspielen – wohl wissend, dass er letztlich eh nicht zu einem Mord fähig war. Aber warum war er denn hier? Er zuckte im Dunkeln mit den Schultern. Wissen ist immer noch besser, als im Dunkeln zu tappen.
    Jenn bog um die Ecke der Dartmouth Street und schlenderte die Beacon Street hinunter – in Begleitung eines klein gewachsenen Mannes. Sie hielten Händchen. Jesse erkannte Jenn bereits an ihrem Gang, bevorer ihre Gesichtszüge ausmachen konnte. Als sie näher kamen, sah Jesse, dass es sich bei dem Mann um Tony Salt handelte, den Moderator der Abendnachrichten. Er war erheblich kleiner, als er auf dem Bildschirm wirkte. Kleiner auch als Jenn. Aber er hatte einen mächtigen Kopf, ein prominentes Kinn und ein maskulines Lächeln, das sich in die Falten um seinen Mund eingegraben hatte. Irgendwie aber bewegte er sich unnatürlich und Jesse brauchte nicht lange für die Feststellung, dass Tony Salt auf hochhackigen Cowboyboots durch die Welt stolzierte. Herr im Himmel! Barfuß könnte er sogar unter einem Barhocker durchmarschieren, dachte er.
    Sie gingen eng nebeneinander und berührten sich mehrfach an den Schultern. Jenn war wild am Gestikulieren, wie sie es immer tat, wenn sie ihren Worten Nachdruck verleihen wollte. Tony Salt hörte ihr aufmerksam zu, nickte gelegentlich und lachte. Sie kamen an dem Wagen vorbei, in dem Jesse in völliger Dunkelheit saß, und bogen kurz danach zu Jenns Haustür ein. Jesse war so gebannt, dass er nicht einmal bemerkte, dass er unbewusst seinen Revolver gezogen hatte. Erst als er sich im Sitz drehte und die Waffe mit einem leisen Klack das Lenkrad berührte, fiel ihm der Revolver überhaupt auf. Er legte die Hand mit der Waffe auf die Kopfstütze des Sitzes und zielte auf den Rücken von Tony Salt – auch wenn er wusste, dass er natürlich nicht abdrücken würde. Er nahm genau die Mitte zwischen seinen Schulterblättern aufs Korn, die breit und einladend in seinem Visier auftauchten. Auch als Jenn umständlich nach ihren Schlüsseln suchte, hielt er den Revolver im Anschlag. Jenn brauchte immer eineWeile, um ihre Schlüssel aus der Tasche zu fischen. Und wenn sie die Schlüssel dann fand, wusste sie nie, welcher Schlüssel ins Schlüsselloch passte – und brauchte eine weitere Weile, bis sie alle Schlüssel durchprobiert hatte. Jesse fand es immer rührend, dass sie nie den richtigen Schlüssel fand – und sie oft genug auch verlegte oder verlor. Göttliche Wesen hatten für so banale Dinge wie Schlüssel nun mal keinen Sinn.
    Tony Salt stand unmittelbar neben Jenn, als sie ihr Glück mit dem Schlüsselbund versuchte. Jesse wusste, dass sie sich bei der geringsten Bewegung gegenseitig berührten. Er bemerkte auch, dass er selbst inzwischen kaum noch atmete. Angesichts seines Gemütszustandes war er geradezu überrascht, dass die Hand mit dem Revolver völlig ruhig war. Er kniff die Augen zusammen. Natürlich war die Entfernung zu groß und das Licht nicht ausreichend, aber er hatte das Gefühl, als könne er die Fasern in Tony Salts Tausend-Dollar-Jackett ausmachen.
    Jenn fand endlich den passenden Schlüssel und öffnete die Tür. Sie gab Tony Salt einen Kuss und ging hinein. Er folgte ihr. Die Tür war noch geöffnet, als sie sich im beleuchteten Treppenhaus umarmten. Jenn machte sich klein, um sich beim Küssen nicht zu Tony Salt herunterbeugen zu müssen. Jesse konnte noch sehen, wie Salts Hände über ihren Hintern fuhren. An einem der Finger saß ein klobiger Ring, der im Hausflur-Licht funkelte.
    Dann lösten sie ihre Umarmung.
    Die Haustür fiel ins Schloss.
    »Bumm«, sagte Jesse.
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21
    »Du bist das letzte Teil in meinem Puzzle«, sagte Macklin zu Freddie Costa.
    Sie saßen in Macklins Mercedes auf einem Parkplatz beim Pier von Mattapoisett, rund 90 Minuten südlich von Boston.
    »Du brauchst einen Typen, der sich speziell mit der felsigen Küste dort oben auskennt«, sagte Costa, »der die Gewässer im Schlaf kennt. Ich bin noch nie in dieser Ecke gesegelt.«
    »Ich kenn aber nun mal keinen Typen

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