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Terror der Tongs

Terror der Tongs

Titel: Terror der Tongs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Haaren.
    Der Weg für den Eindringling war frei. Er kümmerte sich nicht um das aufgeregte Gurren der Tauben. Sein Weg führte zu dem kleinen Fenster, das er mit einem Ruck aufriß.
    Die kühle Winterluft strömte gegen sein Gesicht. Diesmal war es von keinem Tuch verdeckt. Nicht alle Mitglieder der Tongs waren Inder. Dieser Mann ebenfalls nicht. Er gehörte der Rasse der Malaien an. Ein vom Körperbau her kleiner Bursche, jedoch ungemein wendig und kraftvoll. Das bewies er, als er sich am Rahmen des Fensters in die Höhe zog und auf das schräge Dach schwang.
    Geduckt blieb er dort hocken und starrte in die Tiefe. Der Hof lag unter ihm. Er sah die Menschen, er schaute auf die Dächer der Baracken, auf die Fassaden der Hausrückseiten, die den Hinterhof abgrenzten, und er hoffte, ungesehen an sein Ziel zu gelangen. Flach blieb er auf den Dachpfannen liegen, schaute noch einmal in die Runde und robbte dann, parallel zur Rinne und flach gegen die Pfannen gepreßt, weiter. Er schreckte einige Spatzen auf, die in der alten Rinne hockten und nach Nahrung suchten. Über ihn strichen sie hinweg. Unten im Hof und auf der Straße pulsierte das Leben. Über das Dach aber bewegte sich der Tod in Form eines Menschen, der bereit war, ein Leben auszulöschen.
    Der Malaie besaß einen sicheren Instinkt. Er wußte genau, wohin er wollte. Das zwischen seinen Lippen steckende Messer verzerrte sein Gesicht zu einer bösartigen Grimasse. Die kleinen Totenköpfe in seinen Augen bewegten sich zitternd, als würden sie in einer glanzlosen Puddingmasse shwimmen.
    An einem schmalen Schornstein glitt er vorbei. Blaßgrauer Rauch quoll aus der Öffnung. Er wurde nach unten und gegen den einsamen Killer gedrückt. Es war ihm egal, aber er änderte bereits seine Richtung und glitt im stumpfen Winkel auf die Dachrinne zu.
    Sehr schnell hatte er sie erreicht, umklammerte sie mit beiden Händen, bevor er seinen Oberkörper über das Dach hinwegschob, um nach unten zu blicken.
    Sehr lange konnte er in dieser Haltung nicht verharren. Man hätte ihn zu leicht vom Hof her sehen können. Er wollte sich auch nur überzeugen, ob sein Gefühl ihn nicht getäuscht hatte.
    Das zweite Fenster von oben war es. Dahinter lag ein Raum, in dem eine junge Frau saß. Eine Inderin, die Kali tödlich beleidigt hatte. Dafür sollte sie büßen.
    Auch für ihren Kopf war ein Platz an der Kette reserviert…
    ***
    Kali, die Todesgöttin!
    Mir wurde plötzlich eiskalt. Eine große Hand schien sich auf meinen Rücken gelegt zu haben. Ich blieb still sitzen, bewegte nicht einmal die Augenlider, und Sari fiel dies auf.
    »Was ist mit Ihnen los?« fragte sie.
    Sie bekam noch keine Antwort von mir. Meine Gedanken drehten sich um Kali und um das Grauen, das sie und ihre Diener verbreiteten. Die Tongs oder Tugs, wie diese Geheimbünde auch genannt wurden, dienten Kali bis in den Tod. Wer sie auf seine Fahnen geschrieben hatte, der wußte, daß sein Leben verpfuscht war. Nur sah er es nicht so. Für Kali tat er alles.
    Rauben, plündern, totschlagen…
    Ich hatte schlimme Dinge erlebt. Sogar gekämpft hatte ich vor Jahren gegen sie, zusammen mit Mandra Korab, im tiefen Dschungel Indiens. Sie war furchtbar gewesen. Oft totgesagt, aber immer wieder lebend. Es gab genügend Menschen, die ihr dienten, und unter dem Deckmantel der Todesgöttin Kali wurden finstere Geschäfte betrieben. Möglicherweise sogar der Rauschgifthandel.
    Sari wunderte es noch immer, daß ich nichts gesagt hatte. Sie hielt mich für unwissend und meinte deshalb: »Soll ich Ihnen etwas mehr über Kali sagen?«
    »Das brauchen Sie nicht.«
    »Dann wissen Sie Bescheid?«
    »Sehr gut sogar.«
    Sie verengte ihre großen Augen. »Es wundert mich, daß ein Europäer dies sagt. Wieso wissen Sie so gut über Kali Bescheid, Mr. Sinclair?«
    »Ich hatte schon einige Male mit ihr und ihren Dienern zu tun. Wie warscheinlich auch Malcolm Dennings.«
    »Aber nicht hier!« rief Sari.
    »In Indien also.«
    »Das sagte ich Ihnen schon. Wir waren diesen Rauschgifthändlern auf der Spur. Mandra Korab gab uns Tips, und wir gerieten in die Nähe der Todesgöttin.«
    »Wie hat sich das denn genau abgespielt?« erkundigte ich mich. Sie winkte ab.
    »Ich selbst war nicht dabei. Malcolm hatte den Einsatz geleitet. Tief im Dschungel fanden sie ein Labor, versteckt in einer Höhle. Dort wurde das Rauschgift hergestellt. Es war für England bestimmt. Die Diener der Göttin Kali schafften es nach Europa.«
    »Er hob die Höhle aus, und was

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