Terror der Tongs
sie am Leben und schliefen nur.
Rasana war eng mit Kali verbunden und einer ihrer treuesten Diener. Trotzdem hatte er sich vor dieser Begegnung gefürchtet, denn er wußte nicht mehr weiter und mußte sie um etwas bitten. Hilfe brauchte er, sie sah mehr, und er hoffte, daß sie sich mit ihm in Verbindung setzen würde.
Noch einmal verneigte er sich, dann drückte er seinen Körper nach vorn und kniete nieder. Er preßte die Beine eng zusammen und legte beide Hände auf seine Oberschenkel.
Die Augen hielt er geschlossen. Durch nichts wollte er sich noch stören lassen. Er brauchte die innere Entspannung und die gleichzeitige Konzentration auf die Todesgöttin.
Minutenlang konzentrierte er sich auf sich selbst. Seine Seele mußte rein von anderen Dingen werden, damit sie sich auf die Todesgöttin konzentrieren und deren Geist finden konnte.
Dr. Rasana hatte das Gefühl, als würde die Welt um ihn herum versinken. Seine Gedanken flogen weit weg. Sie trieben hinaus in die Unendlichkeit zwischen den Welten, wo die Götter wohnten und deren Geister die Kreise zogen auf einer ewigen Suche.
Auch Rasana suchte jemand. Er wollte Kalis Geist für sich gewinnen und ihn um Hilfe bitten.
Es war schwer, ungemein schwer und zehrte an seinen Kräften. Aber auch er als Mensch verstand die Kunst der Meditation. Jahre hatte er benötigt, um fast perfekt zu werden. Vollendet wurde man als Mensch nie, nur nach dem Ableben auf dieser Welt.
Dr. Rasana war völlig in sich versunken. Wäre jetzt jemand gekommen, dieser Eindringling hätte ihn völlig wehrlos erlebt, denn das Sinnen und Trachten des Mannes richtete sich allein an die Welt des Übersinnlichen und des kaum Begreifbaren.
So hatte er sich völlig in den Zustand der Trance versetzt, und Kali, die Todesgöttin, deren Geist ebenfalls in anderen Dimensionen schwebte, spürte den Ruf.
Es war ein verzweifelter Schrei nach Hilfe, den sie aufnahm und sich meldete.
Woher die Stimme drang, die er nun vernahm und die seinen Geist überschwemmte, war ihm nicht bekannt. Es machte den Mann nur glücklich, daß sie überhaupt vorhanden war und ihm antwortete. So hielt er Zwiesprache.
Es wurde ein langes, auf geistiger Ebene geführtes Gespräch, das ihm Mut gab, denn die Göttin stand nach wie vor auf seiner Seite. Sie wollte ihn sogar unterstützen, denn es waren Dinge passiert, die seinem Plan entgegenstrebten.
So hatte er einen Diener verloren.
Kali wußte es und gab die Information weiter. Und sie wußte auch von Mandra Korab, der nach London gekommen war, um die Pläne zu stören. Deshalb hatte sich Kali dazu entschlossen, einzugreifen, und sie erklärte ihm noch, daß sie eine bestimmte Gestalt annehmen würde. Auf seine Frage hin, welche es sein würde, antwortete sie nicht. Die Antwort würde er irgendwann selbst finden und sich vorerst um den Feind Mandra Korab kümmern.
Mehr teilte ihm Kali nicht mit. Ihr Geist verschwand wieder in den Dimensionen der Unendlichkeit und ließ Dr. Rasana allein zurück. Es dauerte seine Zeit, bis er sich wieder in der normalen Gegenwart zurechtfand. Noch immer kniete er vor der Statue. Sein Rücken war durch die Haltung der Demut gekrümmt, die Hände lagen nach wie vor auf den Oberschenkeln, und aus seinem Mund drang ein tiefer Atemzug. Schweißnaß war sein Körper, die Kleidung klebte daran, er hob den Kopf und schaute in das Gesicht der Todesgöttin.
Hatte es sich verändert?
Noch immer hallte die Stimme in seinem Kopf nach. Ihre Stimme, ihre Worte, die ihm Trost zugesprochen hatten.
Aber gab es einen Ausweg?
Er dachte lange und intensiv über den stummen Dialog nach, und er hatte das Gefühl, als Mensch ins Abseits gedrängt zu werden. Die Aufgabe, die er hatte ausführen sollen, lief nun in eine andere Richtung weiter. Sie veränderte sich, und er glaubte plötzlich daran, daß es nie mehr so sein würde wie zu Beginn.
Sie hatten eine neue Kette für die Todesgöttin Kali erschaffen wollen, um den Mahdi zu retten, nun standen sie vor einer Wand, und Kali selbst mußte eingreifen und sie aufreißen.
Was war nur geschehen?
Hatte jemand den Terror der Tongs gebrochen?
Er dachte noch einmal über das Gespräch nach, suchte nach Einzelheiten, nach Hinweisen und stoppte, als sich seine Gedanken mit der Information über den Tod seines Dieners beschäftigten. Er war umgekommen, doch wer trug dafür die Verantwortung? Jemand lauerte im Hintergrund, ein neuer Gegner, ein Mann, den Kali auch kannte.
Hatte sie nicht seinen Namen
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