Terror der Tongs
erwähnt?
Rasana dachte nach. Er wischte den Schweiß von seiner Stirn, schaute nach vorn, als könnte ihm die Statue Antworten auf seine bohrenden Fragen geben.
Er bekam sie nicht. Nach wie vor blieb die Göttin stumm. Nur das auf ihr Gesicht fallende Licht ließ sie so aussehen, als würde sie hintergründig lächeln.
So etwas stand ihr auch zu. Sie sollte lächeln, sie mußte lächeln, denn sie wußte viel.
Auch den Namen des Mannes.
John Sinclair!
Es war wie die berühmte Erleuchtung über ihn gekommen. Auf einmal erinnerte er sich wieder. John Sinclair!
Ein Name, der auf ihn wie eine Droge wirkte. Wenn es ging, dann mußte er ihn vernichten. Er trug am Tod seines Dieners die Schuld. Er allein, und er hatte ihn umgebracht.
Dr. Rasana knirschte mit den Zähnen, als er daran dachte. Er holte tief Luft und hatte dabei das Gefühl, als würde der Leichengeruch jede Ader seines Körpers ausfüllen.
Wieder ballte er die Hände.
Dabei biß er die Zähne zusammen, sein Gesicht wurde zur Grimasse, er gab den Händen noch mehr Druck, und es sickerte wieder rot zwischen seinen Fingern hervor.
Blut!
Ja, es war Blut.
Und Blut sollte fließen, wenn der Terror der Tongs über die Verdammten hereinbrach.
Mandra Korab und John Sinclair!
Zwei Namen, die er ausradieren würde, die er einfach löschen mußte.
»Kali!« flüsterte er rauh. »Du Göttin der Toten! Du mächtige unter den Göttinnen. Ich werde dich nicht enttäuschen. Ich werde zu dir stehen, du hast in mir einen treuen Diener. Solltest du es für richtig halten, den Mahdi sterben zu lassen, werde ich an seine Stelle treten. Ich bringe dir die Körper seiner Feinde. Ich werde sie dir zu Füßen legen, damit du sie zertreten kannst. Nur du…«
Er verneigte sich noch einmal vor der Statue, bevor er sich umdrehte und den düsteren Totenraum verließ. Hart schlug er die Tür hinter sich zu. Dabei war er so in Gedanken versunken, daß er den Mann erst bemerkte, als er fast gegen ihn gelaufen wäre.
Er stand am Schreibtisch, war größer als er, trug eine dunkle Lederjacke, eine ebenfalls dunkle Hose und auf dem Kopf einen weißen Turban. Sein hart geschnittenes, männlich wirkendes Gesicht zeigte eine Starrheit wie die eines Richters, der gleich das Urteil sprechen würde. Rasana wich zurück. Er wurde bleich. Es dauerte Sekunden, bis er sich gefangen hatte. Dabei mußte er sich noch an der Schreibtischkante abstützen. »Mandra Korab!« ächzte er.
»Genau, Dr. Rasana…«
***
»Ich heiße Scott, Pete Scott und bin derjenige, den sie hier als Mädchen für alles bezeichnen können, Madam. Herzlich willkommen möchte ich nicht zu Ihnen sagen, aber ich werde alles tun, damit Sie sich in diesem Gewölbe wohlfühlen. Falls Sie irgendwelche Wünsche haben, sagen Sie sie mir.«
Sari schaute auf. Sie war zu überrascht, um eine Antwort geben zu können, deshalb sagte sie erst einmal nichts, schaute in das lächelnde Gesicht des etwa fünfunddreißigjährigen Beamten, der einen gemütlichen Eindruck machte. Er wirkte etwas behäbig, auf seinem runden Gesicht lag ein freundliches Lächeln, das auch seine Augen erreichte und deshalb so echt wirkte.
»Danke!« stotterte sie. »Aber ich… ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Mister…«
»Sagen Sie einfach Pete. Das machen alle hier.«
»Danke, Pete. Ich bin Sari.«
Spontan streckte sie ihm die Hand entgegen.
Scotts Pranke war ziemlich groß. Deshalb faßte er die Hand der Frau sehr behutsam an und schüttelte sie dreimal. Als er sie losließ, stellte er schon die nächste Frage. »Was wünschen Sie sich?«
Sari schaute ihn an und schüttelte den Kopf. »Sie… Sie überraschen mich, Pete.«
»Wieso?«
»Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
Pete grinste breit. »Das macht nichts. Ich lasse Ihnen Zeit, Sari. Zuvor werde ich mal hier aufräumen. Er nahm einen Stapel älterer Zeitungen und Magazine vom Tisch. Leiderhaben wir hier keine Putzfrau mehr. Die ist eingespart worden. Wollen Sie, daß ich Ihnen etwas zu lesen besorge? Haben Sie auf ein bestimmtes Gericht Hunger? Er deutete auf einen Fernseher. Daneben stand ein Radio. Musik und die Glotze sind vorhanden, die Programmzeitschrift besorge ich Ihnen, und wenn Sie Lust haben, eine Partie Schach oder vielleicht Karten zu spielen, stehe ich auch gern zur Verfügung.«
»Das ist ja toll.«
Pete lachte. »Wir beim Yard wissen, was wir unseren Schützlingen schuldig sind.«
»Das glaube ich Ihnen gern, Pete. Sind eigentlich alle
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