Terror der Tongs
Kollegen so wie Sie?«
»Na ja…« Die Frage hatte ihn etwas verlegen gemacht, und er wand sich geschickt um eine direkte Antwort herum. »Wissen Sie, nicht alle haben den Job wie ich. Die anderen sind mehr an der Front.«
»Wie Mr. Sinclair.«
»So ist es.«
»Aber Mr. Sinclair ist ebenfalls sehr nett und freundlich zu mir gewesen.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Haben Sie auch dienstlich mit ihm zu tun, Pete?«
»Selten. Wir arbeiten auf verschiedenen Gebieten. Ich weiß, was er macht. Ehrlich gesagt, seinen Job möchte ich nicht haben, das können Sie mir glauben.«
»Ich habe es erlebt.«
Pete Scott stand an der Tür. »Ich werde Sie jetzt für einige Minuten verlassen. Wenn ich mit neuen Zeitschriften wiederkomme, müssen Sie sich entschieden haben, was ich Ihnen zu essen bringen soll.«
»Ich werde mir Mühe geben.«
»All right, dann bis gleich.« Er nickte Sari noch einmal freundlich zu und verließ die Zelle.
Tief atmete die junge Inderin durch. Dieser Pete Scott war wirklich ein netter Kerl. Durch seine Art hatte er es verstanden, sie von den trüben Gedanken zu befreien, die einem Menschen automatisch kommen, wenn er in einer Zelle sitzt.
Nicht nur das betrübte sie, es war vor allen Dingen der Tod ihres Freundes, an dem sie schwer zu knacken hatte. Die beiden hatten sich geliebt, sie wollten sogar heiraten, bis dieser grausame Täter ihnen einen Strich durch die Rechnung machte.
Und das fand sie furchtbar.
Inzwischen hatte Pete seine kleine Bude erreicht. Sie lag am Beginn des langen Ganges. Er griff zum Telefon und rief in der Presseabteilung an. Dort trafen stets die neuesten Zeitschriften und Magazine ein, wurden gelesen und ausgewertet. Hin und wieder blieb etwas hängen, gab es Hinweise und Tips.
Man versprach ihm, die Zeitschriften der vergangenen Woche zu schicken.
Pete war zufrieden. Zuvor kam ein Kollege. Es war ein älterer Mann, der kurz vor der Pensionierung stand und sich tagtäglich Gedanken über seine Abschiedsfeier machte. Er konnte sich einfach nicht entscheiden, wen er alles einladen sollte.
»Jetzt habe ich die endgültige Liste fertig.«
Scott lachte. »Meinst du das wirklich, Archie?«
»Ja.«
»Ich nicht.«
»Wirf wenigstens mal einen Blick darauf.«
Pete tat ihm den Gefallen. Es waren fast fünfzig Namen aufgeführt.
»Wird ein teurer Spaß«, sagte er.
»Stimmt. Aber was willst du machen? Ich war schließlich über dreißig Jahre hier.«
»Ist ja deine Sache.« Pete schob dem Kollegen die Liste wieder zu.
Archie faltete sie zusammen und steckte sie ein. »Sag mal, ich hörte, da ist eine Neue gekommen?«
»Ja, das Mädchen stammt aus Indien. Eine reizende Person übrigens.«
»Wer will ihr denn an den Kragen?«
»Keine Ahnung, ich habe sie nicht danach gefragt.«
»Machst du das…?«
»Nein!« wehrte Pete ab. »Ich habe einen Blick für Menschen. Es ist besser, wenn ich sie damit nicht behellige.«
»Klar, du mußt es wissen.« Archie ging wieder. »Vielleicht bleibt die Liste«, sagte er.
Pete lachte hinter ihm her und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er dachte daran, daß er bald abgelöst wurde und mit seinem Moped durch den kalten Wintertag fahren mußte.
Der Bote der Presseabteilung kam.
Er knallte die Zeitschriften auf den kleinen Schreibtisch, und Pete nickte beeindruckt. »Das ist eine Menge.«
»Sie haben keine Zahl angegeben.«
»Schon gut, okay.«
»See you.« Der Bote verschwand.
Pete dachte daran, daß sich Sari bestimmt noch nicht entschieden hatte, was sie zu sich nehmen wollte. Deshalb blätterte er selbst in den Zeitschriften. Er hatte die Beine hochgelegt. In dieser Haltung ließ es sich aushalten.
Pete blätterte Seite um Seite um. Das Knistern der Seiten übertönte Schritte. Auf dem Gang kam jemand.
Zu sehen war nur ein Schatten, der gefährlich leise näher kam. Pete Scott war ahnungslos. Er freute sich sogar, da er eine Zeitschrift erwischt hatte, die für Männer gemacht wurde. Scharfe Miezen in aufreizenden Posen schauten den Betrachter lockend an. Pete war kein Kostverächter und blätterte genußvoll weiter. Es sollte allerdings die letzte Zeitschrift sein, die er durchschaute, danach würde er in die Zelle gehen und der Inderin die Magazine bringen.
Der Schatten erreichte sein Büro.
Er wurde länger, als er um die Ecke bog. Kaum ein Geräusch war zu hören. Und Pete war mit den nackten Girls beschäftigt. Bis es über ihn kam.
Er spürte den plötzlichen Druck, der seine Kehle umspannte, wollte
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