Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons

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Küste zu begleiten. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt, ob er nur Tikiik mitnehmen sollte.
    Eines stand fest: Der Leutnant durfte diese Eingeborenen nicht einfach dahin zurückgehen lassen, wo sie hergekommen waren. Morgen kam Kapitän Crozier im Lager an, und Irving wusste aus mehreren Gesprächen mit ihm, dass eine Begegnung mit Eingeborenen genau das war, worauf der ausgezehrte Kapitän am meisten hoffte.
    »Die nördlichen Stämme, die Ross als Hochlandstämme bezeichnet hat, sind nur selten kriegerisch gesinnt«, hatte Crozier dem Dritten Leutnant einmal erklärt. »Wenn wir auf dem Weg nach Süden auf eine ihrer Siedlungen stoßen, versorgen sie uns vielleicht mit genügend Proviant für die lange Fahrt stromaufwärts zum Großen Sklavensee. Zumindest können sie uns zeigen, wie man hier Nahrung findet.« Ref 11
    Und jetzt waren Thomas Farr und die anderen seinen Fußspuren bis hierher gefolgt, um nach ihm zu suchen. Die Gestalt
dort oben war wieder hinter dem Grat verschwunden. Aus Furcht vor den Fremden unten im Tal oder aus Sorge, sie zu erschrecken? Aber Irving hatte den Überrock und die Welsh Wig erspäht und war sich sicher, eine Lösung für sein Problem gefunden zu haben.
    Wenn es ihm nicht gelang, Tikiik und seine Sippe zum Mitkommen zu überreden – vielleicht weil der Schamane Asiajuq dagegen war –, konnte er mit ein paar Maaten einfach bei den Eskimos ausharren und sie mit Gesprächen und weiteren Geschenken aus den Taschen der anderen Männer zum Bleiben bewegen. Gleichzeitig würde er die schnellsten Seeleute zur Küste schicken, um Kapitän Fitzjames mit Verstärkung zu holen.
    Ich kann sie nicht einfach verschwinden lassen. Diese Eskimos sind vielleicht unsere letzte Hoffnung. Unsere Rettung.
    Irving spürte, wie sein Herz in der Brust klopfte, als er sich an Tikiik und die anderen wandte. »Keine Sorge.« Er legte so viel Ruhe und Zuversicht wie nur möglich in seine Stimme. »Das sind nur meine Freunde. Alles gute Leute. Sie tun euch nichts. Wir haben nur ein Gewehr dabei, und das bringen wir nicht mit. Schon gut. Nur ein paar Freunde von mir, die ihr bestimmt gern kennenlernt.«
    Irving war sich bewusst, dass sie kein Wort verstanden, aber er redete immer weiter mit der sanften, beruhigenden Stimme, mit der er im Stall seiner Eltern in Bristol launische Fohlen beruhigt hatte.
    Mehrere der Jäger hatten ihre Speere oder Harpunen aus dem Schnee genommen und hielten sie jetzt beiläufig in der Hand. Aber Amaruq, Tulugaq, Taliriktuq, der kleine Ittuqsuuq, der alte Qajarngguaq und sogar der Schamane Asiajuq mit dem finsteren Gesicht richteten den Blick ratsuchend auf Tikiik. Die zwei Frauen hörten auf zu kauen und zogen sich still hinter die Reihe der Männer zurück.
    Tikiik sah Irving an. Die Augen des Eskimos wirkten plötzlich
sehr dunkel und fremd auf den jungen Leutnant. Der Mann schien eine Erklärung von ihm zu erwarten. »Qatsiit?«
    Irving breitete beruhigend die Arme aus und setzte ein möglichst ungezwungenes Lächeln auf. »Nur Freunde.« Er sprach genauso leise wie Tikiik. »Ein paar Freunde.«
    Der Leutnant blickte zum Grat hinauf. Dieser hob sich noch immer leer vom blauen Himmel ab. Er hatte Angst, dass die Leute, die nach ihm gesucht hatten, erschrocken waren vor der Versammlung unten im Tal und wieder umgekehrt waren. Irving war sich nicht sicher, wie lang er hier noch warten durfte – wie lang er Tikiik und seine Sippe beruhigen konnte, bevor sie die Flucht ergriffen.
    »Bitte bleibt hier.« Irving stellte seine Ledertasche neben Tikiik, um ihm zu verstehen zu geben, dass er gleich zurückkam. »Bitte wartet. Es dauert nur ganz kurz. Ihr könnt sogar sehen, wo ich hingehe.« Er merkte, dass er Gesten machte wie bei einem Hund, den er zum Sitzen aufforderte.
    Tikiik setzte sich nicht und gab auch keine Antwort. Doch immerhin blieb er stehen, während sich Irving langsam zurückzog.
    »Ich bin gleich wieder da«, rief der Leutnant. Damit wandte er sich ab und lief so schnell er konnte die eisige Anhöhe hinauf, bis er das dunkle Geröll oben auf dem Grat erreicht hatte.
    Außer Atem vor Anspannung drehte er sich um und blickte hinunter.
    Die zehn Gestalten, die bellenden Hunde und der Schlitten hatten sich nicht vom Fleck gerührt.
    Irving winkte, machte Gesten, um seine baldige Rückkehr auszudrücken, und eilte über den Grat weiter.
    Als er an der Nordostseite des Hügels auf halber Höhe angekommen war, blieb er wie angewurzelt stehen.
    Ein winziger, bis auf