Terror
dem alles durchdringenden Geist der Lüfte; dem Geist des Meeres, der über die Tiere herrscht, die in der See leben oder von ihr abhängen; und dem letzten Mitglied dieser Dreiheit, dem Geist des Mondes. Doch diese ursprünglichen Geister sind so mächtig, dass sie den Echten und auch anderen Menschen kaum Beachtung schenken. Diese höchsten inuat stehen so weit über den vielen anderen Geistern wie diese über den Menschen. So kommt es, dass die Echten Menschen diese Dreiheit nicht anbeten. Nur selten versuchen Schamanen, mit diesen mächtigsten aller Geister in Verbindung zu treten. Sie begnügen sich damit, darauf zu achten, dass die Echten Menschen keine Tabuverstöße begehen, die den Geist des Meeres, den Geist des Mondes oder den Geist der Lüfte erzürnen könnten.
Im Lauf vieler Generationen jedoch haben die Schamanen – die angakkuit – mehr Geheimnisse über das verborgene Universum und die geringeren inuat in Erfahrung gebracht. Nach vielen Jahrhunderten erwarben manche Schamanen die Gabe, die Memo Moira als zweites Gesicht bezeichnet hat. Diese Fähigkeit nennen die Echten Menschen je nach ihrer Erscheinungsweise qaumaniq oder angakkua. So wie die Menschen
einst ihre verwandten Geister, die Wölfe, gezähmt haben, damit diese Hunde wurden, die die inua ihrer Herren teilen, so lernten die angakkuit mit der Gabe des Hördenkens oder Senddenkens, die kleineren Geister, die ihnen erschienen, zu bändigen und zu zähmen. Diese Geister erhielten den Namen tuurngait. Mit ihrem Beistand gelang es den Schamanen nicht nur, die unsichtbare Geisterwelt zu sehen und in die Zeit vor den Menschen zurückzublicken, sondern auch, in die Köpfe anderer Menschen zu blicken und ihre Verstöße gegen die Gesetze des Universums zu erkennen. Die tuurngait halfen den Schamanen, die Ordnung und das Gleichgewicht wiederherzustellen. Sie lehrten die angakkuit die Sprache der kleinen Geister, die tirinarliutit heißt, damit sich die Schamanen direkt an ihre Vorfahren und an die mächtigeren inuat des Universums wenden konnten.
Nachdem die Schamanen die tirinarliutit-Sprache der Hilfsgeister tuurngait erlernt hatten, konnten sie die Menschen dazu bewegen, ihre Vergehen zu bekennen, und so aus der Verwirrung menschlicher Angelegenheiten wieder die allgemeingültige Ordnung der Welt zu schaffen. Das System von Gesetzen und Tabus, das die Schamanen von Generation zu Generation weitergegeben haben, ist so kompliziert wie die zuckenden Fadenbilder, die die Frauen der Echten Menschen bis auf den heutigen Tag zwischen ihren Fingern entstehen lassen.
Auch als Beschützer treten die Schamanen auf.
Manche geringeren bösen Geister suchen die Echten Menschen heim und verfolgen sie mit schlechtem Wetter. Aber die Schamanen haben gelernt, heilige Messer anzufertigen und zu weihen, mit denen sie diese tupilek töten können.
Um Stürme aufzuhalten, erfanden die angakkuit einen besonderen Haken, der die silagiksaqtuq durchtrennen kann, die Vene des Windes.
Die Schamanen sind die Vermittler zwischen den Echten Menschen und den Geistern. Doch häufig begehen sie auch Verrat
an ihren eigenen Kräften und fügen Menschen Schaden zu durch mächtige Zauber. Diese ilisiiqsiniq beschwören Neid und Hass herauf, die so stark sein können, dass ein Echter Mensch andere ohne Grund tötet. Oft verlieren die Schamanen auch die Kontrolle über die Hilfsgeister, die tuurngait. Wenn dies geschieht und nicht rasch behoben wird, dann ist dieser unfähige Schamane wie ein Metallfels, der den Sommerblitz anzieht. In solchen Fällen bleibt den Echten Menschen nichts anderes übrig, als den Schamanen gefesselt zurückzulassen oder ihm den Kopf abzuschneiden und ihn getrennt von seinem Körper aufzubewahren, damit der angakkuk nicht wieder zum Leben erwachen und sie verfolgen kann.
Die meisten Schamanen, die auch nur über geringe Macht verfügen, können fliegen sowie Menschen, Familien und ganze Dörfer heilen. Diese Heilung besteht letztlich darin, dass sie die Menschen dazu bewegen, ihre Fehler einzugestehen und so ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Zudem sind die angakkuit in der Lage, ihren Körper zu verlassen. Sie können zum Mond oder zum Meeresgrund reisen, um die mächtigen inuat zu besuchen, und sie können sich mit Hilfe der richtigen tirinarliutit-Beschwörungen in Tiere wie den Eisbären verwandeln.
Die meisten Geister, die nicht mit Seelen verbunden sind, sind damit zufrieden, unten in der Geisterwelt zu wohnen. Aber es gibt auch Geschöpfe,
Weitere Kostenlose Bücher