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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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die die inuat-Geister von Ungeheuern in sich tragen.
    Einige kleine Ungeheuer dieser Art heißen tupilek und wurden vor Hunderten und Tausenden von Jahren von Menschen mit dem Namen ilisirtuq ins Leben gerufen. Diese ilisirtuq waren keine Schamanen, sondern böse alte Männer und Frauen, die die Kräfte der Schamanen erlernt hatten, sie aber nicht zum Heilen benutzten, sondern zur Zauberei.
    Alle und vor allem die Echten Menschen leben davon, dass sie Seelen essen. Das ist ihnen wohl bewusst. Was tut ein Jäger anderes,
als eine Seele aufzuspüren und sie zur äußersten Unterwerfung des Todes aufzufordern? Wenn eine Robbe einwilligt, sich von einem Jäger töten zu lassen, dann muss dieser Jäger der inua dieser Robbe nach ihrem Tod Ehre erweisen, indem er ihr einen feierlichen Schluck Wasser zu trinken gibt. Viele Jäger aus den Reihen der Echten Menschen tragen zu diesem Zweck kleine Becher an einem Stock bei sich. Manche älteren und edleren Jäger reichen das Wasser nach altem Brauch von ihrem Mund zum Mund der toten Robbe weiter.
    Wir sind alle Seelenesser.
    Doch die bösen ilisirtuq waren Seelenräuber. Mit ihren Beschwörungen unterjochten sie die Jäger, die daraufhin oft mit ihren Familien aus dem Dorf wegzogen, um weit weg auf dem Eis oder in den Bergen zu leben und zu sterben. Die Nachfahren dieser Opfer der Seelenräuber hießen qivittok und waren mehr Wilde als Menschen.
    Wenn die Familien einen Verdacht gegen die alten ilisirtuq schöpften, schufen die Zauberer kleine böse Geister, die ihre Feinde jagen, verletzen oder töten sollten. Ursprünglich waren diese tupilek leblos und klein wie Steine, aber wenn sie durch den Zauber der ilisirtuq zum Leben erweckt wurden, konnten sie zu jeder Größe anwachsen und unaussprechliche Gestalten annehmen. Da solche Ungeheuer allerdings bei Tageslicht leicht zu erkennen waren, nahmen die heimtückischen tupilek meist die ungefähre Gestalt eines echten Lebewesens an – zum Beispiel die eines Walrosses oder eines Eisbären. Dann wurde der arglose Jäger, den der Fluch der bösen ilisirtuq getroffen hatte, zum Gejagten. Wenn die tupilek zum Töten ausgesandt wurden, vermochten nur die wenigsten Menschen ihren mörderischen Anschlägen zu entgehen.
    Doch heute gibt es nur noch wenige böse ilisirtuq-Zauberer auf der Welt. Der Grund dafür ist, dass ein tupilak, dem es nicht gelang, sein Opfer zu töten – etwa weil ein Schamane eingriff
oder sich ein Jäger durch seinen Scharfsinn selbst retten konnte  –, unweigerlich seinen eigenen Schöpfer vernichtete. Einer nach dem anderen fielen die ilisirtuq so ihren eigenen grausigen Geschöpfen zum Opfer.
    Dann kam die Zeit vor vielen tausend Jahren, da Sedna, der Geist des Meeres, in Zorn entbrannte gegen ihre Geschwister, den Geist der Lüfte und den Geist des Mondes. Um diese zwei anderen Teile der Dreiheit, die die Grundkräfte des Universums bildeten, zu töten, schuf Sedna ihren eigenen tupilak.
    Dieses Wesen war so furchtbar, dass es eine eigene Namensseele erhielt und Tuunbaq geheißen wurde.
    Der Tuunbaq konnte sich frei zwischen der Geisterwelt und der Erdwelt der Menschen bewegen und jede Gestalt annehmen. Und all diese Gestalten waren so grauenerregend, dass ihn selbst ein reiner Geist nicht direkt ansehen konnte, ohne irrsinnig zu werden. Seine Macht, die sich durch Sednas Wirken ausschließlich auf Tod und Zerstörung richtete, war der blanke Schrecken. Dazu hatte Sedna ihrem Tuunbaq die Kraft verliehen, über die zahllosen kleineren bösen Geister iliqusirtuk zu befehlen.
    Im Zweikampf hätte der Tuunbaq sowohl den Mondgeist Aningat als auch den Luftgeist Sila töten können.
    Doch der Tuunbaq war zwar in jeder Hinsicht entsetzlich, aber nicht so verstohlen wie die kleineren tupilek.
    Sila, die Herrin der Lüfte, deren Kraft das Universum erfüllt, spürte seine mörderische Gegenwart, die ihr durch die Welt der Geister nachstellte. Sie wusste, dass der Tuunbaq sie vernichten konnte und dass das Universum wieder ins Chaos zurücksinken würde, sollte dies geschehen. So wandte sich Sila an den Geist des Mondes, um das Ungeheuer mit seinem Beistand zu besiegen.
    Doch Aningat hatte keine Lust, ihr zu helfen. Auch das Schicksal des Universums war ihm gleichgültig.
    Daraufhin beschwor Sila den Geist des Bewusstseins Naarjuk,
sich mit ihr zu verbünden. Naarjuk war einer der ältesten inuat, der wie Sila erschienen war, als vor langer Zeit das Chaos vom dünnen, keimenden Ried der Ordnung getrennt worden

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