Terror
korrekt erfüllen. Danach übernahm die Terror die Führungsposition.
Als im Süden die eisigen Küsten von King-William-Land nur noch fünfzig Meilen vor ihnen lagen, verließen die Schiffe die schützende Deckung der riesigen Insel im Norden. Diese hatte ihnen den direkten Weg nach Südwesten vorbei am Cape Walker verstellt, wohin Franklin gemäß seinen vorrangigen Anweisungen hätte segeln müssen, und sie gezwungen, durch den Peel-Sund in eine bisher unerforschte Meerenge vorzudringen. Mittlerweile war im Süden und Osten das Eis zum Leben erwacht und zu einer fast gänzlich geschlossenen Decke zusammengewachsen. Sie kamen nur noch im Schneckentempo voran. Das Eis wurde immer dicker, die Gletscher häufiger, die Fahrrinnen schmaler und seltener.
Für den heutigen Morgen des 3. September hatte Sir John eine Besprechung der Kapitäne, wichtigsten Offiziere und Eislotsen angesetzt. Diese nicht geringe Anzahl von Gästen passte bequem in Sir Johns Kajüte. Während die entsprechenden Räumlichkeiten auf der Terror als Große Offiziersmesse mit Bibliothek und Musik dienten, war das Heck der Erebus den privaten Gemächern Sir Johns vorbehalten – zwölf Fuß breit und
erstaunliche zwanzig Fuß lang, mit einer komfortablen, in einem eigenen Gelass abgetrennten Toilette auf der Steuerbordseite. Franklins privates Klosett hatte ungefähr die gleiche Größe wie die Kajüten Kapitän Croziers und aller anderen Offiziere.
Edmund Hoar, Sir Johns Steward, hatte den Esstisch so weit ausgezogen, dass alle anwesenden Offiziere daran Platz fanden: Commander Fitzjames, die Leutnants Gore, Le Vesconte und Fairholme von der Erebus , dazu Kapitän Crozier mit den Leutnants Little, Hodgson und Irving von der Terror. Sir John saß am Kopf der Tafel in der Nähe des Eingangs zu seiner Toilette. Am Fuß des Tisches standen die Eislotsen Mr. Blanky von der Terror und Mr. Reid von der Erebus sowie die zwei Maschinisten Mr. Thompson von Croziers Schiff und Mr. Gregory vom Flaggschiff. Darüber hinaus hatte Sir John auch einen der Ärzte hinzugebeten: Mr. Stanley von der Erebus. Franklins Steward servierte Traubensaft, Käse und Schiffszwieback, und eine Weile plauderte man entspannt, ehe Sir John die Anwesenden um ihre Aufmerksamkeit bat.
»Meine Herren«, begann er, »bestimmt wissen Sie alle, warum wir uns hier versammelt haben. Dank der Gnade unseres Herrn hat unsere Expedition in den vergangenen beiden Monaten außerordentliche Fortschritte erzielt. Wir haben die Beechey-Insel fast dreihundertfünfzig Meilen hinter uns gelassen. Unsere Ausgucksposten und Schlittenkundschafter melden immer noch den Schimmer von offenem Wasser weit im Süden und Westen. So Gott will, liegt es vielleicht in unserer Kraft, dieses offene Wasser zu erreichen und noch im Herbst die Nordwestpassage zu durchschiffen. Allerdings nimmt das Eis westlich von uns, soviel ich höre, sowohl an Stärke als auch an Häufigkeit zu. Laut Mr. Gregorys Bericht wurde die Antriebswelle der Erebus vom Eis beschädigt, das Flaggschiff kann zwar unter Dampf noch
Fahrt machen, aber seine Diensttüchtigkeit ist eingeschränkt. Unsere Kohlevorräte schwinden. Bald wird der nächste Winter über uns hereinbrechen. Mit anderen Worten, meine Herren, wir müssen hier und heute entscheiden, welchen Kurs wir einschlagen. Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass diese Entscheidung ausschlaggebend für den Erfolg oder Misserfolg unserer Expedition sein wird.«
Lange herrschte Schweigen.
Sir John deutete auf den rotbärtigen Eislotsen der Erebus . »Bevor wir Meinungen äußern und einzelne Fragen erörtern, wäre es vielleicht hilfreich, die Eislotsen, die Maschinisten und den Doktor zu Wort kommen zu lassen. Mr. Reid, möchten Sie bitte die Anwesenden davon unterrichten, was Sie mir gestern über unsere gegenwärtigen und künftigen Eisverhältnisse mitgeteilt haben.«
Reid, der zusammen mit den vier anderen am Ende der Tafel stand, räusperte sich. Er war ein verschlossener Mensch, den die illustre Gesellschaft so verlegen machte, dass seine Wangen röter wirkten als sein Bart.
»Sir John … meine Herren … unsere Schiffe sind erst im Mai freigekommen, und um den ersten Juni herum konnten wir den Ankerplatz vor der Beechey-Insel endlich verlassen. Es ist kein Geheimnis, dass wir seither mit dem Eis verda… das heißt … ziemlich viel Glück hatten. In der Meeresstraße haben wir uns meistens durch Eisbrei gepflügt. Das war nicht schwer. In den
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