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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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aus ein gesprächiger, humorvoller Mensch, und es ist ihm schwer gefallen, die Pokermiene zu wahren und mit Ahmed zu reden, als wären sie zwei Männer, die über einen Friedhof gehen, auf dem sie möglicherweise einmal liegen werden. «Eins darf man nicht vergessen», setzt er noch hinzu. «Ein Jahrestag steht an, im September. Und die Leute, die am Drücker sitzen – unsere Generäle sozusagen –, haben einen altmodischen Sinn für Jahrestage.»
     
    Jack und Teresa ziehen nach dem Sex die Laken über ihre nackten Körper. Die Brise, die durch das Fenster von Teresas Zimmer weht, ist kühl. Der September nähert sich; vereinzelt blitzen bereits gelbe Blätter im erschlaffenden Grün der Bäume auf. Ein paar Kilo weniger täten ihnen beiden gut, denkt Jack nach seinem warmen Bad in ihrem Schoß. An den Stellen, wo sie keine Sommersprossen hat, ist ihre Haut fast schon zu bleich, wie die einer Plastikpuppe, nur dass sie nachgibt, wenn er mit dem Daumen zudrückt, und eine rosa Delle entsteht, die nur langsam wieder verschwindet. Seine zottigen Arme und seine Brust sind ihm peinlich, so schlaff und faltig sehen sie aus; der Badezimmerspiegel zu Hause hat ihm gezeigt, dass er unebene, brustähnliche Wülste anzusetzen beginnt, und auf seinem Bauch hat sich unter den beiden symmetrischen schwarzen Haarwirbeln eine weitere Falte gebildet. Die weißen Haare auf seiner Brust sind nicht gekräuselt und stehen wie flimmernde Antennen ab: die Behaarung eines alten Mannes.
    Terry kuschelt sich an ihn, ihre Stupsnase wühlt sich in seine Achselhöhle. Seine Liebe zu ihr regt sich in ihm wie beginnende Übelkeit.
    «Jack?», haucht sie.
    «Was ist?» Es klingt schroffer als beabsichtigt.
    «Was macht dich so traurig?»
    «Ich bin nicht traurig», sagt er, «nur ausgepumpt. Du schaffst mich – wirklich. Ich dachte schon, mein altes Fahrgestell wäre reif für den Schrottplatz, aber du bringst die Zündkerzen wieder richtig zum Sprühen. Du bist hinreißend, Terry.»
    «Schenk dir den Schmus, wie mein Vater immer sagte. Du hast auf meine Frage noch nicht geantwortet: Warum bist du traurig?»
    «Vielleicht habe ich gedacht: Bald ist Labor Day, dann wird es schwieriger, uns einzuplanen.» Er hat gelernt, von seinen Problemen beim Betrügen seiner Frau zu sprechen, ohne Beth’ Namen zu nennen, den Terry aus irgendeinem ihm unverständlichen Grund nicht hören will. Wenn es mit rechten Dingen zuginge, müsste doch Beth die Eifersüchtige und Aufgebrachte sein.
    Terry wittert sofort, was ihm durch den Kopf geht. «Du fürchtest dich so sehr davor, dass Beth es rauskriegt», sagt sie gehässig. «Soll sie doch. Wo kann sie schon hin? Wer würde sie schon nehmen, so, wie sie aussieht?»
    «Kommt es denn darauf an?»
    «Nicht? Worauf kommt’s denn an, Schätzchen? Sag mir das mal.»
    «Anderen nicht wehzutun?», schlägt er vor.
    «Meinst du, mir tut’s nicht weh? Meinst du, gebumst und gleich darauf verlassen zu werden, tut nicht weh?»
    Jack seufzt. Da ist er wieder, der immer gleiche, alte Streit. «Es tut mir leid. Ich wäre gern mehr mit dir zusammen.» In Wirklichkeit behagt es ihm zu gehen, bevor er sich zu langweilen beginnt. Frauen können langweilig sein. Alles nehmen sie persönlich. Sie sind so sehr auf Selbsterhaltung, Selbstdarstellung, Selbstdramatisierung fixiert. Männern gegenüber braucht man nicht ständig zu taktieren, man schlägt einfach zu. Mit einer Frau umzugehen, ist wie Jutsu, immer muss man auf das gestellte Bein gefasst sein.
    Sie spürt, dass seine Gedanken eine gefährliche Richtung nehmen, und sagt begütigend, wenn auch brummig: «Wahrscheinlich hat sie’s ohnehin längst erraten.«
    «Ach, woher denn?» Aber natürlich hat Terry Recht.
    «Frauen wissen so etwas», erklärt sie ihm selbstgefällig und zur Aufwertung ihres Geschlechts. Sie schmiegt sich enger an ihn und spielt aufreizend mit dem Haar auf seinem faltigen, schlaffen Bauch. «Ich sag mir immer: Lieb ihn ein bisschen weniger, Mädchen, es ist zu deinem Guten. Und zu seinem auch.»
    Doch während Terry das sagt, fühlt sie, wie etwas in ihr ins Rutschen gerät, und ahnt schon die Erleichterung voraus, die sie verspüren könnte, wenn er ihr tatsächlich einmal weniger bedeuten sollte – wenn ihr unordentliches Verhältnis zu diesem melancholischen alten Loser von Beratungslehrer wirklich zu einem Ende käme. Mit ihren vierzig Jahren hat sie sich schon von einer ganzen Reihe von Männern verabschiedet, und wie viele davon hätte sie gern

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