Terry - Geschichten aus dem Leichenhaus
einzige Ort auf der Welt, wo ich es noch nie getrieben habe, nämlich da zu bumsen, wo die Knochen knirschen, ha, ha, und es sei sowieso gleich dunkel und sie rieb ihre rechte Hand an meinem Schritt, mit schwarz lackierten Nägeln, so lang wie Möwenkrallen.
Und sie ergriff meine Erektion und führte mich an ihr zum Friedhof, der älter als die Insel zu sein schien, am Ende einer Landzunge gelegen. Fette, dunkle Wellen schwappten über bemooste, zerbrochene Holzzäune, die ungefähr sechzig verwitterte Gräber einschlossen, in deren Mitte eine schiefe Kapelle stand, die aussah wie ein riesiger, alter Walzahn, und noch schüchterne Nebelschleier, die eher verlorengegangenen Engelsflügeln glichen, leckten an Marmorkreuzen entlang. Dann hockte sie sich breitbeinig auf ein Grab, wobei sie mit ihren nackten Füßen ein Totenlicht umstieß, dessen Wachs zischend im feuchten Erdboden versiegte. Kathy zog den Slip aus und warf ihn über ein Holzkreuz, wo er wie eine Piratenflagge im Abendwind wehte. Dann lüpfte sie ihr Dekolleté herunter, bis die kleinen Brustwarzen heraussprangen und kaum von den roten Tupfen auf ihrem Kleid zu unterscheiden waren, dabei lächelte sie wieder wie ein Puma und deutete mit dem Zeigefinger zwischen ihre Schenkel, und ich zwängte meinen Kopf hinein. Kathy lachte irre und knetete meinen Rücken und stieß ihre Möwennägel in mein Fleisch und ich wünschte mir, fünf Zungen zu besitzen .Sie beugte ihren Oberkörper nach hinten, der das Grab teilweise bedeckte, und ihre Finger vergruben sich in der feuchten Erde und sie riss einen Klumpen aus Lehm und Gras heraus und stopfte ihn sich in den Mund, dann spuckte sie ihn wieder aus und schrie so laut, als wolle sie die Toten zum Leben erwecken.
Plötzlich fühlte ich ein Zerren und Lecken unter mir, und ich dachte, oh, jetzt bin ich mal dran, und mein Penis machte mit ihren Mandeln Bekanntschaft, und mit ihren wenigen Zähnen, wie ich fühlte, doch das konnte verdammt nicht sein, denn Kathy- hatte ein ebenmäßiges Gebiss, in dem sich vorhin noch die Wellen widerspiegelten. Es konnte schon physikalisch nicht sein, denn sie lag ja schreiend vor mir, und ich spürte ein Lecken und Saugen an meinem Junior, in einem Mund, der eiskalte Luft ausstieß. Und ich sah Kathy ängstlich an, und sie lachte das Lachen einer Irren, der das Haar brennt, da wusste ich, dass ich von einer Toten unter mir geleckt wurde, also sah ich unter mich und sah ein offenes, bruchstückhaftes Gebiss aus der Erde ragen, das aussah wie eine rostige alte Biberfalle. Und Kathy sagte, hey, wir machen 'nen Dreier mit einer Toten, ich glaub', ich werd' nicht mehr!, ha, ha, dann unterbrach sie sich verblüfft, sah ebenfalls unter sich, und ihr Becken hob und senkte sich, da wusste ich, dass wir auf einmal zu viert waren, und sie hielt sich vor Lachen den Bauch, und meinte, Igor, das ist tausendmal besser als auf Koks und Bourbon zu vögeln! Igor holte tief Luft, als er seine Erzählung beendet hatte, und wischte sich mit dem altersflecken überzogenen Handrücken über seine runzlige Stirn, und die Altenpflegerin nahm ihm das Magazin aus der Klaue, auf dem ein blondes Model mit einem weißen Kleid und roten Tupfen zu sehen war, und sie schlug dem Greis ins Gesicht. So feste, dass fast sein Rollstuhl umgekippt wäre, doch es rutschte nur sein Kopf zur Seite, der auf einer Halterung lag, aber ein paar Infusionsschläuche flogen heraus und Nährlösung tropfte über seine amputierten Beinstümpfe, den Rest hatte er vor dreißig Jahren unter einem Laster verloren.
Und Tabitha sagte, oh, Igor, mit deinen siebzig Jahren hast du noch 'ne blühende Fantasie, man braucht dir nur ein Heft zu geben! aber keine Bange, morgen bekommst du eine neue Ausgabe der Vogue, dann kannst du mir wieder irgendeinen Schwachsinn erzählen.
Du alter Sack hast ja sonst keinen hier im Altenpflegeheim, und woanders auch nicht, aber wer hat den schon? Und vor allem hab ich keinen, den ich zur Strafe für seine Hirngespinste schlagen kann. Mir macht Schlagen Spaß, und dir macht Erzählen Spaß, und einer hasst das Hobby des anderen, und warum, zum Teufel, soll es hier auch anders sein als überall?
Und Tabitha krempelte sich die weissgestärkten Ärmel hoch und zielte sehr genau.
Eine kurze, „objektive“ Bemerkung des Autors: Auf Lesungen kommt diese Story zu 60 % schlecht an, der Rest ist begeistert. Ein Theaterdirektor wollte sie unbedingt allein vortragen, er tat dies vor einem entzückten
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