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Terry Rotter und der Stein des Anstoßes

Terry Rotter und der Stein des Anstoßes

Titel: Terry Rotter und der Stein des Anstoßes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nichts mehr.
     
    Als Herr Thorsley eines Tages auf der Arbeit war und Frau Thorsley mit Deadly zu einer Demo der RAPD (Rassistisch Antisemitische Partei Deutsch(e)lands) in die Stadt fuhr, sollte Terry den Nachmittag ausnahmsweise schon wieder bei Fräulein Fugg verbringen. Fräulein Fugg war eine eigenartige alte Frau, die so viele Katzen besaß, dass sie eigentlich dazu hätte gezwungen sein müssen, diese als Fußboden zu benutzen. Zu Terrys Überraschung hatte sie sich allerdings eine andere Möglichkeit ausgedacht, um an ihren Lieblingen vorbei zu kommen: Sie murmelte etwas und schwang dabei ihren Gehstock, was den Effekt hatte, dass sich automatisch ein kleiner Weg durch die Katzen bildete, den sie gefahrlos betreten konnten. Terry erklärte sich das dadurch, dass ihnen die Katzen wohl auch so ausgewichen wären und das Gemurmel und Geschwinge die Folge einer Nervenkrankheit waren - genau wie die herumfliegenden Teller und der sich selbst reinigende Teppichboden.
     
    Als die Thorsleys am nächsten Tag zusammen am Frühstückstisch saßen, öffnete sich der Briefschlitz an der Haustür und so manche Post verteilte sich auf dem Fußboden. Jetzt geriet Terrys Pflegefamilie mal wieder in einen Gewissenskonflikt: Einerseits wollten sie den Jungen nicht in ihrer Nähe haben, andererseits waren sie aber auch zu faul, die Post zu holen. Letzten Endes rief Onkel Valium nach Terry und dieser schnappte sich die Briefe. Neben der Rechnung für Strom, Gas, Wasser und den Mitgliedsbeiträgen der RAPD, fand Terry einen Brief, der ganz klar an ihn persönlich adressiert war:
     

    Mr. Terry Rotter
    im der Abstellkammer neben dem Mülleimer
    Kreuzweg 4
    Kreuzberg
    Berlin

     
    Der Umschlag war ähnlich rein, wie der des Briefes, den er auf dem Dachboden gefunden hatte und auch dieser war mit grüner Tinte beschrieben. Auf der Rückseite befand sich ein Siegel mit einem Faultier, einem Stinktier, einem Procompsognatus Preasicus und einer Kaulquappe darauf, die sich um den großen Buchstaben "R" versammelten. Terry legte die sonstige Post auf den Tisch und wollte gerade wieder gehen, als ihm Onkel Valium seinen Brief aus der Hand riss. Als er einen Blick auf den Absender warf, erstarrte er und stotterte: "Fic, Fic, Ficus..."
    Seine Frau sah ihm über die Schulter und erschrak beim Anblick des Umschlages wie ein Weib, was sie in gewisser Hinsicht wohl auch war. Onkel Valium warf den Brief spontan in die Flammen des Kamins, wo er sich in Asche verwandelte. Und das, obwohl sein Onkel laut Terrys Erfahrung im Normalfall zu keinerlei spontanen Handlung im Stande war, die von seinem traditionellen Tagesablauf abwich.
    In den folgenden Tagen fanden die Thorsleys keine Ruhe. Ständig fluteten identische Briefe mit dem großen "R" ihr Wohnzimmer, ihren Flur und ihren Kamin. Letzteres erwies sich als äußerst praktisch für sie, da diese Briefe alle sofort verbrannten. Onkel Valium hatte Terry in Folge der Attacken ausdrücklich klar gemacht, dass er ihm richtig weh tun würde, sollte er jemals einen der Briefe lesen. Dazu war er wohl auch in der Lage, denn Onkel Valium hatte schon einmal den Briefträger mit einer Keule konfrontiert, weil ihn dieser angeblich mit einem bösen Blick bedacht hatte. Also wartete Terry lieber noch ein bisschen ab. Wenn der Brief so wichtig war, würde er ihn schon irgendwann erhalten.
     
    Am nächsten Tag landeten mehrere Eulen auf dem Dach, auf dem Briefkasten und vor der Haustüre. Sie trugen alle Briefe in einem zylinderförmigen Behältnis um ihren Hals. Man hätte ja erwartet, dass sie die Last der Behälter und der Briefe schwerlich über eine längere Distanz ausgehalten hätten. Des weiteren wäre man ja an sich davon ausgegangen, dass die Eulen irgend jemandem verdächtig vorkommen würden. Aber unlogischer Weise war das nicht der Fall. Onkel Valium schloss Terry schließlich in seinem Besenschrank im Obergeschoss des Hauses ein und legte eine Bärenfalle vor die Türe, damit Terry bloß nicht an die Briefe herankam. Die Thorsleys vernagelten daraufhin die Fenster und Türen, um sich vor den Eulen zu schützen.
    Zunächst saßen die Vögel noch ganz ruhig auf ihren Plätzen. Sie schwenkten nur manchmal ihren Kopf ein wenig hin und her oder kauten einen Wurm. Doch auf einmal begann ohne Vorwarnung der Angriff: Hunderte von Eulen stürzten sich plötzlich auf das Haus und knallten gegen die Scheiben. Gekreische wie von Millionen von Kettensägen, die gerade die Nervenenden durchtrennten, strömte

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