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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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wälzt sich auf dem Boden und gibt röchelnde Geräusche von sich. Sven, der Junge mit den Fragen, springt auf und hält ihn an den Armen fest. Mit seinem Körper drückt er Samuel zu Boden. Ich krieche rüber, will helfen, aber bin so entsetzt, dass ich nicht weiß, was ich tun soll.
    »Was passiert mit ihm ?«, krächze ich. Samuels Füße drücken sich in den Boden, sein Oberkörper bäumt sich auf. Sven hat sichtlich Mühe den kleinen Jungen niederzudrücken.
    »Er hat einen Anfall. Mein Großvater hat so was auch gehabt. Nur das mit dem Schaum kenne ich nicht«, sagt Sven und deutet mit dem Kinn auf Samuels Mund, aus dem wirklich blutiger Schaum austritt. Sven keucht, weil er so viel Kraft braucht, um den Jungen am Boden zu halten.
    »Was soll ich tun ?« Ich starre auf Samuels Augen. Nur das Weiße darin sieht man noch.
    »Nimm seinen Löffel und leg ihn so über seine Zunge, dass sie nicht in seinen Rachen rutscht .«
    Ich ziehe die Stirn kraus, weil ich nicht weiß, wozu das gut sein soll, aber ich tue es. Ich brauche einen Moment, um den Löffel zwischen die verkrampften Kiefer des Kleinen zu bekommen, schaffe es aber – wie es mir erscheint – nach einer Ewigkeit. Samuels Gesicht fühlt sich heiß und verschwitzt an. Ich lege seinen Kopf auf meinen Schoß. Langsam beruhigt er sich, sein Körper entspannt sich und wird schlaff. Als seine Atmung wieder gleichmäßiger geht, nimmt Sven ihm den Löffel aus dem Mund und flößt ihm Wasser ein.
    »Er ist krank. Seine Temperatur ist zu hoch .«
    Kayla robbt an mein e Seite. »Er sieht so blass aus«, sagt sie und ich höre das ängstliche Zittern in ihrer Stimme.
    »Mutter hat Vater damals die Kleidung ausgezogen, damit er abkühlen kann«, erwähne ich, weil mir nichts anderes einfällt.
    »Sie hat recht«, sagt Sven und nickt mir zu.
    »Versuchen wir es«, sage ich. Es ist komisch. Ich habe mich noch nie um jemand anderes als Mutter oder Kayla gesorgt. Aber in diesen zwei Tagen, eingepfercht auf engsten Raum sind wir alle uns näher gekommen als in den Jahren in Kolonie D.
    »Einen feuchten Lappen auf die Stirn und viel Trinken«, sagt Anja, eines der Mädchen in meinem Alter. Sie kippt etwas von ihrem Wasser über einen Fetzen alter Kleidung und drückt Samuel den Stoff auf die Stirn. Ich öffne seine Jacke und ziehe seine Arme aus den Ärmeln. Auf seinem Oberarm, dort wo er die Spritze bekommen hat, haben sich um die Einstichstelle herum rote Linien gebildet, die kreuz und quer unter seiner Haut verlaufen. Sven wirft mir einen Blick zu, der mir ein Schaudern über den Rücken jagt. Anja denkt wohl das Gleiche, sie reibt sich über ihre Einstichstelle.
    Abwechselnd kümmern wir uns um den Jungen, doch bald wird klar, er schafft es nicht. Seine Temperatur sinkt nicht. Irgendwann hören die Krämpfe auf, das Zittern bleibt weg und seine Augen werden trüb.
    Am Nachmittag, als man uns unser Essen bringt, ist Samuel tot. Ein Tesar schleift ihn einfach über den Boden aus dem Raum als wäre er nur Abfall. Kayla weint leise an meiner Schulter. Auch ich muss mit den Tränen kämpfen.
    Mich drängt es zu schreien »Das war euer Medikament!«, aber ich weiß es nicht wirklich.
    Vielleicht war der Junge vorher schon krank. Vielleicht hat sein Körper gegen das Medikament rebelliert oder war einfach zu schwach. Also beiße ich mir auf die Zunge. Schweigen ist sowieso gesünder für uns.
    Wir bleiben noch drei weitere Tage in dem Raum eingesperrt. Jeden Tag bekommen wir eine warme Suppe und eine Flasche Wasser. Unser Geschäft müssen wir auf einem Eimer verrichten. Anfangs ist es unangenehm mit so vielen Menschen in einem Raum, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran, dass man nicht allein ist, wenn man den Eimer benutzt. Schlafen müssen wir auf dem dreckigen Boden. Ich habe Kaylas und meine alte Kleidung auf unserem Platz ausgebreitet. Kayla hat ihr Trockenfleisch in ihren Stoffsack gesteckt. Ich denke, das war gut so. Man kann ja nie wissen, wann wir es brauchen werden. Eine Möglichkeit zum Waschen haben wir nicht. Aber hey, jeden Tag eine warme Mahlzeit, das hatten wir seit Ewigkeiten nicht mehr.
     
     
     
    4.Kapitel
     
     
    Der Laster ist nicht mehr so voll wie bei unserer Ankunft, als wir unsere Zwischenstation nach einer Woche verlassen. Sind noch mehr Kinder gestorben, oder wurden sie woanders hingebracht? Ich möchte nicht darüber nachdenken.
    Bevor wir aus unseren Räumen geholt wurden, hat jeder von uns noch einmal Suppe, Kekse und Wasser bekommen. Die

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