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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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Mutter auch irgendwo in einem solchen Lager. Wenn ich es schaffe, an die Frau heranzukommen, kann ich sie bitten, in den Ausleser zu schauen. Es reicht mir schon, zu wissen, ob sie noch am Leben ist.
     
    Die Arbeit in der Mine ist hart. Wir arbeiten in Dreiergruppen. Zwei ältere behauen den Fels, ein jüngeres Kind trägt die herausgeschlagene Steinkohle in einem Eimer ans Tageslicht. Die Tesare erhitzen das Gestein mit ihren Speeren, dann kippen wir kaltes Wasser aus dem Brunnen darüber, das Gestein wird rissig und lässt sich leichter herausschlagen. So geht das den ganzen Tag. Die Luft ist stickig von Staub, es gibt nur wenig Sauerstoff hier unten, aber wir fühlen uns gebraucht. Einer der Leibskalven hat uns erklärt, dass wir hier die Kohlen für die Kolonien abbauen, damit auch im nächsten Winter genug da ist, um die Hütten auszuheizen. Zumindest erklärt das, warum diese Lieferungen nicht ausbleiben.
    In Kolonie D hatten wir nur von Frühjahr bis Herbst Arbeit auf den Karam-Feldern. Karam ist die einzige Nahrung, die die Tesare zu sich nehmen. Unser Ältester hat erzählt, Karam ist eine Art Alge, sie enthält alles, was die Tesare brauchen. Schön, wenn es für uns Menschen auch so einfach wäre, dann bräuchten wir in den Kolonien nicht zu hungern. Jeden Tag ein paar Blätter Karam und wir müssten uns keine Sorgen mehr machen.
    Hier werden wir Tag für Tag etwas zu tun haben und dafür ein warmes Bett und genug Nahrung bekommen, denke ich zufrieden. Hoffentlich werden wir lange hierbleiben dürfen. Die Arbeit ist schwer, aber das macht nichts. Um dieses Leben hier weiterführen zu können, würde ich auch noch mehr schuften.
    Am Abend fallen wir alle geschafft in unsere Betten, so kommt es, dass keiner von uns bemerkt, dass Jasmins Bett leer bleibt. Erst am Morgen fällt Kayla das auf. Eins der jüngeren Mädchen unserer Hütte meint, Jasmin hat vielleicht ein en Schlafplatz in der Funktionshütte bekommen. Das glaube ich nicht, denn ihre Sachen sind alle noch hier. Ein merkwürdiges Gefühl macht sich in mir breit, aber ich wische es wieder weg.
    Wir alle gewöhnen uns recht schnell an unser Leben im Lager. Den Tag über arbeiten wir in den Minen, am Abend sitzen wir oft gemeinsam vor den Hütten, essen und lernen uns besser kennen. Unsere Gemeinschaft wächst recht schnell zusammen und bald ist es wieder so wie in der Kolonie, nur dass es hier keine Erwachsenen gibt, dafür aber genug Nahrungsmittel.
    In den nächsten Tagen verschwindet noch ein Mädchen aus unserer Gruppe, nachdem sie zur medizinischen Untersuchung in die Funktionshütte gegangen ist. Sie hat sich in der Mine einen Schnupfen geholt.
    Ich mache mir Sorgen um Kayla, sie hustet auch seit zwei Tagen. Es ist nur der Staub, versuche ich sie zu beruhigen. Was soll es sonst sein?, sage ich mir. Ich habe kein gutes Gefühl wegen der kranken Kinder.
    Jedes Mal, wenn ich an der Funktionshütte vorbeikomme, überkommt mich eine Gänsehaut. Was mag darin vorgehen? Ich denke an Vater, der tagelang ans Bett gefesselt war, als er krank war. Auch ich war schon so krank, dass ich nicht aufstehen konnte. Vielleicht geht es den Kindern auch so, überlege ich. Vielleicht liegen auch sie nur in einem Bett in der Hütte und warten darauf, wieder gesund zu werden.
    Trotzdem bete ich zu Mutter, sie möge aufpassen, dass Kayla nicht noch kranker wird. Ich möchte sie ungern in das Steinhaus schicken müssen.
    Am siebten Tag müssen wir nicht arbeiten. Am Abend sitzen wir alle gemeinsam um ein großes Feuer herum. Das Holz knackt leise, die Flammen steigen hoch in den Himmel und erhellen die Nacht. Luca sitzt neben mir. Sein Gesicht wird vom Feuer in Licht getaucht. Heimlich mustere ich ihn von der Seite, während ich Kayla über ihr Haar streiche.
    Er sieht etwas anders aus, als der Durchschnitt von Kolonie D. Sein Haar ist braun und glatt und seine Haut etwas dunkler als meine. Er hat hohe Wangenknochen, eine feine gerade Nase und seine Augen wirken fast schwarz. Auch sieht er kräftiger aus, als die Jungen, die ich aus Kolonie D kenne, nicht dicker, nur muskulöser. Seit wir hier im Lager sind, ist er nicht mehr so unzugänglich. Es scheint, als habe er beschlossen, sein Schicksal anzunehmen. Vielleicht erinnert ihn das Leben, das wir hier führen, mehr an sein altes Leben, bevor er in unsere Kolonie gebracht worden ist?
    Luca ist der einzige von uns, der außerhalb einer Kolonie aufgewachsen ist. Er ist in der Stadt der Tesare geboren worden und wurde

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